Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Washington Post

Russland gibt Nawalnys angebliche Todesursache bekannt – Biden trifft Witwe und Tochter

Noch immer warten die Hinterbliebenen von Alexej Nawalny darauf, seinen Leichnam zu beerdigen. Die Mutter des Kreml-Kritikers erhebt Vorwürfe.

San Francisco - US-Präsident Joe Biden traf sich am Donnerstag in San Francisco mit der Witwe und der Tochter von Alexej Nawalny, Julia und Daria Nawalnaja. Biden drückte sein Beileid aus, nachdem das Team des russischen Oppositionsführers erklärt hatte, dass die offizielle Sterbeurkunde Nawalnys Tod im Gefängnis als „natürliche Ursache“ auswies. Seine Familie und sein Team behaupten, er sei ermordet worden und die Behörden hätten sich geweigert, seine Leiche freizugeben, um Beweise zu vertuschen.

Biden hat erklärt, dass der russische Präsident Wladimir Putin „für den Tod Nawalnys verantwortlich ist“, und er hat Julia und Daria Nawalnaja mitgeteilt, dass er am Freitag umfangreiche neue Sanktionen ankündigen werde, um Russland zur Verantwortung zu ziehen. Das Weiße Haus veröffentlichte ein Foto, auf dem der Präsident die Witwe Nawalnys umarmt.

The Washington Post vier Wochen gratis lesen

Ihr Qualitäts-Ticket der washingtonpost.com: Holen Sie sich exklusive Recherchen und 200+ Geschichten vier Wochen gratis.

Mutter von Alexej Nawalny wird von Russlands Behörden „erpresst“

Zuvor hatte Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja am Donnerstag behauptet, die russischen Behörden hätten versucht, sie zu einer geheimen Beerdigung ihres Sohnes zu erpressen“, nachdem sie ihr endlich erlaubt hatten, seinen Leichnam zum ersten Mal seit seinem plötzlichen Tod im Gefängnis am vergangenen Freitag zu sehen.

In einer Erklärung des Weißen Hauses brachte Biden seine Bewunderung für Nawalnys „außergewöhnlichen Mut und sein Vermächtnis des Kampfes gegen Korruption und für ein freies und demokratisches Russland, in dem die Rechtsstaatlichkeit für alle gleichermaßen gilt“ zum Ausdruck. Nawalnys Vermächtnis, so Biden, werde durch Menschen in ganz Russland und auf der ganzen Welt, die seinen Verlust betrauern und für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte kämpfen, weiterleben.

Alexej Nawalny ist tot: Protest, Anschläge, Gefängnis – sein Leben in Bildern

Wahlen 2012 in Russland: Nawalny protestiert gemeinsam mit Schach-Großmeister Garry Kasparow (l.) für faire Wahlen in Russland – am Ende gewann Wladimir Putin.
Wahlen 2012 in Russland: Nawalny protestiert gemeinsam mit Schach-Großmeister Garri Kasparow (l.) für faire Wahlen in Russland – am Ende gewann Wladimir Putin. © Anatoly Maltsev / dpa
Nawalny – damals bereits sozusagen der Superstar der Protestbewegung in Russland – mit seiner Ehefrau Julija, vor Gericht. Nach seinen Protesten kam er damals vorerst frei.
Nawalny – damals bereits sozusagen der Superstar der Protestbewegung in Russland – mit seiner Ehefrau Julija, vor Gericht. Nach seinen Protesten kam er damals vorerst frei. © Valentina Svistunova / dpa
Kreml-Kritiker Nawalny 2017 nach einer Farbattacke vor seinem Büro.
Kreml-Kritiker Nawalny 2017 nach einer Farbattacke vor seinem Büro. © Evgeny Feldman / dpa
2017 rief Nawalny im ganzen Land zu Protesten gegen Korruption in Russland auf – und wurde zu 15 Tagen Arrest verurteilt.
2017 rief Nawalny im ganzen Land zu Protesten gegen Korruption in Russland auf – und wurde zu 15 Tagen Arrest verurteilt.  © Str/AP/dpa | Str
2015 wird der Oppositionsführer Boris Nemzow in Russland auf offener Straße erschossen. Nawalny beteiligt sich an den Protesten – und wird immer mehr zum neuen Gesicht der Opposition.
2015 wird der Oppositionsführer Boris Nemzow in Russland auf offener Straße erschossen. Nawalny beteiligt sich an den Protesten – hier bei einer Gedenk-Demo 2018 – und wird immer mehr zum neuen Gesicht der Opposition. © Alexander Zemlianichenko / dpa
2018 plante Nawalny, als Kandidat bei der Präsidentschaftswahl gegen Wladimir Putin anzutreten. Allerdings beschloss ein Gericht vorab seinen Ausschluss von den Wahlen.
2018 plante Nawalny, als Kandidat bei der Präsidentschaftswahl gegen Wladimir Putin anzutreten. Allerdings beschloss ein Gericht vorab seinen Ausschluss von den Wahlen. © Evgeny Feldman / dpa
Nawalny vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 2018. Dort war Russland zuvor wegen Festnahmen des Kreml-Kritikers verurteilt worden.
Nawalny vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 2018. Dort war Russland zuvor wegen Festnahmen des Kreml-Kritikers verurteilt worden. © Jean-Francois Badias / dpa
Familie Nawalny: Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny (M), seine Frau Julija (r), seine Tochter Daria (l) und sein Sohn Sachar stehen nach der Stimmabgabe bei einer Stadtratswahl im Jahr 2019 zusammen.
Familie Nawalny: Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny (M), seine Frau Julija (r), seine Tochter Daria (l) und sein Sohn Sachar stehen nach der Stimmabgabe bei einer Stadtratswahl im Jahr 2019 zusammen. © Andrew Lubimov / dpa
September 2020: Nach einer Nowitschok-Vergiftung wird Nawalny in der Berliner Charité behandelt.
September 2020: Nach einer Nowitschok-Vergiftung wird Nawalny in der Berliner Charité behandelt. © Daria Nawalny / dpa
Nach seiner Genesung und Rückkehr aus Deutschland wurde Nawalny in Russland festgenommen – hier zeigt er in Handschellen das „Victory“-Zeichen, begleitet von einer Polizei-Eskorte.
Nach seiner Genesung und Rückkehr aus Deutschland wurde Nawalny in Russland festgenommen – hier zeigt er in Handschellen das „Victory“-Zeichen, begleitet von einer Polizei-Eskorte. © Sergei Bobylev / dpa
Ein großes Portrait von Alexej Nawalny mitten in St. Petersburg. Nach nur wenigen Minuten ließ man es wieder überstreichen.
Ein großes Portrait von Alexej Nawalny mitten in St. Petersburg. Nach nur wenigen Minuten ließ man es wieder überstreichen. © Alexander Demianchuk / Imago
Alexej Nawalny (r) und seine Anwälte im Moskauer Stadtgericht 2021 – ihm droht eine lange Haftstrafe.
Alexej Nawalny (r) und seine Anwälte im Moskauer Stadtgericht 2021 – ihm droht eine lange Haftstrafe. © Moscow City Court Press Service / dpa
Alexej Nawalny Anfang des Jahres 2022 hinter Gittern bei einer Anhörung bezüglich Beschwerden zu seiner Unterbringung während der 3,5-jährigen Haftstrafe.
Alexej Nawalny Anfang des Jahres 2022 hinter Gittern bei einer Anhörung bezüglich Beschwerden zu seiner Unterbringung während der 3,5-jährigen Haftstrafe. © Anna Ustinova / Imago
Kurzer Glücksmoment in schweren Zeiten: Nawalny und Ehefrau Julija Arm in Arm rund um eine weitere Anhörung des Kreml-Kritikers vor Gericht im Februar 2022.
Kurzer Glücksmoment in schweren Zeiten: Nawalny und Ehefrau Julija Arm in Arm rund um eine weitere Anhörung des Kreml-Kritikers vor Gericht im März 2022. Wegen angeblicher Veruntreuung von Spendengeldern wurden 13 weitere Jahre Haft gefordert. © Sergei Fadeichev / Imago / ITAR-TASS
Bilder wie dieses aus dem Mai 2022 von einer weiteren Anhörung schüren Sorgen um den Gesundheitszustand von Nawalny.
Bilder wie dieses aus dem Mai 2022 von einer weiteren Anhörung schüren Sorgen um den Gesundheitszustand von Nawalny. Der Kritiker trat während seiner Haftzeit immer wieder beispielsweise in Hungerstreik. Seine Haft-Unterbringung soll teils dürftig gewesen sein. © IMAGO/Sergei Karpukhin / ITAR-TASS
Nawalny wieder vor Gericht im August 2023.
Nawalny wieder vor Gericht im August 2023. Der Oppositionsführer war erneut zu 19 Jahren Haft unter anderem wegen Extremismus verurteilt worden. © IMAGO/Sofya SandurskayaITAR-TASS
Ende 2023 galt Nawalny kurz als verschwunden
Ende 2023 galt Nawalny kurz als verschwunden. Dann hieß es, er sei in ein Strafgefangenenlager nach Sibirien gebracht worden. Das Foto zeigt ihn im Januar 2024 bei einer weiteren Video-Schalte. © Alexander Zemlianichenko / dpa
Am 16. Februar 2024 kommt überraschend dann die Info aus Russland, Nawalny sei im Strafgefangenenlager gestorben
Am 16. Februar 2024 kommt überraschend dann die Info aus Russland, Nawalny sei im Strafgefangenenlager gestorben. Weltweit wird um den Kreml-Kritiker getrauert. © IMAGO/Vuk Valcic / ZUMA Wire

Russland weigert sich, den Leichnam Nawalnys auszuhändigen

Die 69-jährige Ljudmila Nawalnaja, deren Sohn Putins schärfster Konkurrent war, sagte in einem auf YouTube veröffentlichten Video, dass das Untersuchungskomitee in der nordrussischen Stadt Salechard, in der Nähe des Gefängnisses, in dem Nawalny starb, sich immer noch weigere, ihr den Leichnam auszuhändigen, und sie zu einer geheimen Beerdigung dränge. Nach Nawalnaja‘s Schilderung versuchte ein Beamter des Untersuchungsausschusses von Salekhard mit harter Hand, ihre Zustimmung zu erzwingen, und warnte sie, dass der Leichnam ihres Sohnes verwesen würde, wenn sie den Bedingungen des Ausschusses nicht zustimmte.

Die Behörden stellten ihr eine Sterbeurkunde aus, die besagt, dass Nawalny eines „natürlichen Todes“ gestorben sei, sagte Nawalnys Pressesprecherin Kira Jarmysch.

Joe Biden umarmt Julija Borissowna Nawalnaja, Witwe von Alexej Nawalny.

Das Bestreben der Behörden, ein öffentliches Begräbnis zu verhindern, zeigt vor allem eins: Der Kreml befürchtet, dass die Beerdigung zu einem Brennpunkt für Nawalnys Anhänger werden könnte. Hunderte von ihnen haben in Städten in ganz Russland ihre Verhaftung riskiert, um ihr Beileid zu bekunden, indem sie Blumen an behelfsmäßigen Gedenkstätten niederlegten.

Nawalnys Ehefrau muss bei Rückkehr nach Russland mit Gefängnis rechnen

Iwan Schdanow, ein hochrangiger Berater Nawalnys, berichtete von außergewöhnlichen Auseinandersetzungen um die Beerdigung, an denen der mächtige Leiter des russischen Untersuchungsausschusses, Alexander Bastrykin, beteiligt war. Bastrykin war eine der Schlüsselfiguren hinter Nawalnys jahrelanger juristischer Schikane, unter anderem als treibende Kraft hinter einer Reihe von Strafverfahren, die von internationalen Rechtsgruppen als politische Verfolgung verurteilt wurden.

Unterdessen warnten Propagandisten des russischen Staatsfernsehens am Donnerstag, dass Julia Nawalnaja bei ihrer Rückkehr nach Russland die Verhaftung drohe. Julia Nawalnaja hat geschworen, den Kreuzzug ihres Mannes für die Demokratie in Russland fortzusetzen, und in einem Beitrag auf X, früher bekannt als Twitter, beschuldigte sie den autoritären russischen Führer unverblümt, ihn getötet zu haben. „Putin hat Alexej getötet“, schrieb sie.

Putin ist sich sicher, dass er bei der im nächsten Monat anstehenden Wahl in Russland eine weitere Amtszeit erringen wird. Für den Wahglkampf protzte der russische Präsident am Donnerstag, in dem er einen Flug mit einem strategischen Bomber vom Typ Tu-160M absolvierte - eine Fotogelegenheit, die der kremlnahe Kommentator Sergej Markow als Botschaft an den Westen bezeichnete: „Wir sind bereit, Atomwaffen gegen euch einzusetzen, um Russland zu schützen“.

Kreml-Sprecher Peskow äußert sich Nawalnys Tod

Nawalnys Mutter sagte am Donnerstag, sie habe die Leiche in der vergangenen Nacht endlich sehen dürfen, sei aber heimlich und getrennt von ihren Anwälten abgeführt worden. „Gestern Abend wurde ich heimlich in die Leichenhalle gebracht, wo man mir Alexej zeigte“, sagte Ljudmila Nawalnaja und fügte hinzu, dass sie die Sterbeurkunde unterschrieben habe, die für die Überführung des Leichnams erforderlich sei.

„Laut Gesetz sollten sie mir Alexejs Leiche sofort übergeben, aber das haben sie bis heute nicht getan“, sagte sie in der Videobotschaft, die an die Unterstützer ihres Sohnes gerichtet ist. „Stattdessen erpressen sie mich und stellen Bedingungen, wo, wann und wie Alexej beerdigt werden soll. Das ist illegal.“

Vor der russischen Botschaft in Berlin haben Menschen Blumen, Bilder und Briefe für Alexej Nawalny niedergelegt (Symbolbild).

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ließ zweimal seine übliche tägliche Telefonkonferenz mit Reportern ausfallen, da der Kampf um den Leichnam weiterging. Am Donnerstag schickten mehrere russische Prominente und Historiker Botschaften an Putin, in denen sie forderten, dass Nawalnys Leichnam an seine Familie übergeben wird.

Laut Schdanow boten Beamte des Untersuchungsausschusses ein Flugzeug an, um Nawalnys Leichnam nach Moskau zu fliegen - allerdings nur, wenn die Familienmitglieder Stillschweigen darüber bewahrten, um zu verhindern, dass Massen von Anhängern zum Flughafen strömten.

Russland will folgenschwere Szenen bei Nawalny-Begräbnis verhindern

Die russischen Behörden scheinen bestrebt zu sein, folgenschwere Szenen bei der Beerdigung Nawalnys zu vermeiden. Diese hatte es 1989 bei der Beisetzung des bekannten sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow gegebn. Zehntausende von Russen nahmen damals an einem Gottesdienst im Freien teil. Ein Trauerzug bewegte sich im Anschluss stundenlang langsam durch die Straßen Moskaus, gefolgt von einer riesigen Menge von Anhängern zu Fuß.

Im Gegensatz zur Beerdigung von Sacharow in der Ära des sowjetischen Reformers Michail Gorbatschow wurden Hunderte von Nawalnys Anhängern verhaftet, nur weil sie Blumen an behelfsmäßigen Gedenkstätten niederlegten und damit ihre Ehre erwiesen. Einige erhielten auch Vorladungen zum Militär.

Ljudmila Nawalnaja berichtete in ihrer an die Anhänger ihres Sohnes gerichteten Erklärung von stundenlangen Verhandlungen mit Beamten, die ohne Anwalt versuchten, die Bedingungen für ein privates Begräbnis in Anwesenheit der Familie festzulegen. „Sie wollen, dass es heimlich geschieht, ohne Abschied. Sie wollen mich an den Rand des Friedhofs zu einem frischen Grab bringen und sagen: ‚Hier ruht euer Sohn‘. Damit bin ich nicht einverstanden“, sagt sie. „Ich möchte, dass Sie, denen Alexej am Herzen liegt, für die sein Tod eine persönliche Tragödie war, die Möglichkeit haben, sich von ihm zu verabschieden. Ich nehme dieses Video auf, weil sie angefangen haben, mich zu bedrohen.“

„Sie sehen mir in die Augen und sagen, dass sie etwas mit der Leiche meines Sohnes machen werden, wenn ich nicht mit einer geheimen Beerdigung einverstanden bin“, fuhr sie fort. „Ich will keine besonderen Bedingungen“, sagte Navalnaya. „Ich möchte nur, dass alles nach dem Gesetz geschieht. Ich verlange, dass Sie mir die Leiche meines Sohnes sofort aushändigen.“

Kreml verbreitet Fake News über Julia Nawalnaja

Als Zeichen der Besorgnis unter Putins Anhängern - und vielleicht auch im Kreml - ist Julia Nawalnaja zum Ziel einer Flut von Desinformationen geworden. In den sozialen Medien kursieren Behauptungen, sie habe ein Lächeln nicht unterdrücken können, als sie kurz nach Erhalt der Nachricht vom Tod ihres Sohnes auf der Münchner Sicherheitskonferenz erschien.

Seitdem wurde sie in weiteren falschen Posts von Kreml-nahen Personen auf Telegram und X beschuldigt, ihn zu „verraten“ oder eine Affäre zu haben. Die ersten russischen Angriffe auf Nawalnaja gingen ihrer dramatischen Videoankündigung vom Montag voraus, dass sie die Arbeit ihres Mannes im Widerstand gegen Putins Regime fortsetzen wolle, sowie ihrer Anschuldigung, der russische Staatschef habe ihn vergiften lassen.

Westliche Regierungen haben sich verpflichtet, weitere Sanktionen zu verhängen, um Russland wegen Nawalnjas Tod zu bestrafen. Am Mittwoch verhängte Großbritannien weitgehend symbolische Sanktionen gegen Beamte des Polarwolf-Gefängnisses. Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, sagte am Donnerstag vor russischen Journalisten, er habe „nichts Gutes“ über Nawalny zu sagen, bevor er Nawalnaja verleumdete.

„Schauen Sie sich das lächelnde, glückliche Gesicht von Nawalnys Witwe an“, sagte Medwedew. „Es scheint, als hätte sie all die Jahre auf dieses Ereignis gewartet, um ihr politisches Leben zu entfalten. Traurig“, sagte er.

Nawalny-Team deckte Gehälter von Kreml-Politikern auf

Eine Untersuchung von Nawalnys Team ergab, dass Medwedew zwar ein Regierungsgehalt bezog, aber ein riesiges Portfolio an extravaganten Immobilien angehäuft hatte, die ihm angeblich von Oligarchen als Bestechungsgelder überlassen wurden. Nawalnaja sagte daraufhin, dass sie niemanden brauche, der sie vor Medwedew verteidige, den sie als „Platzverschwendung“ bezeichnete.

„Sie geben dir absichtlich diesen Idioten, damit du dich an ihm austoben kannst“, postete Nawalnaja auf X, wo sie in den letzten Tagen mehr als 300.000 Follower angehäuft hat. „Schreib, dass Putin Alexej getötet hat. Schreiben Sie jeden Tag. Solange du die Energie dazu hast.“

Kreml-freundliche Konten auf X posteten ein digital verändertes, 11 Jahre altes Bild von Nawalnaja, um sie zu diskreditieren, was Teil der Flut von Desinformationen ist. Das Originalbild zeigte sie, wie sie ihren Mann freudig umarmte, als er 2013 von einem Gericht in Kirow freigelassen wurde, nachdem er wegen erfundener Betrugsvorwürfe verurteilt worden war. Das veränderte Bild ersetzte Nawalnys lächelndes Gesicht durch das von Jewgeni Tschitschwarkin, einem in London ansässigen russischen Tycoon, der das Land 2009 verlassen hat.

Einer der schärfsten Schläge gegen Nawalnys Witwe kam von RT-Chefredakteurin Margarita Simonyan. „Wenn eine Ehefrau zwei Stunden nach der Nachricht vom Tod ihres Mannes mit Make-up auf die Straße geht, werden die Mädchen verstehen, dass ihre Wimperntusche nicht einmal verlaufen ist. Es ist so schwer, damit umzugehen“, sagte Simonyan dem Moderator des staatlichen Fernsehens Wladimir Solowjow am Sonntag, zwei Tage nach dem Tod Nawalnys. „Und das Lächeln auf einer Pressekonferenz. Nun, für mich zeigt das, dass sie ihren Mann nicht sehr geliebt hat“, fügte Simonyan hinzu.

Putins Propagandist beschuldigt Alexej Nawalny

Solowjow beschuldigte Nawalny in seiner Online-Sendung „Voller Kontakt“, eine „totalitäre Sekte“ gegründet zu haben, die Russland bedrohe, und sagte, dass auch seine Witwe in Russland im Gefängnis landen würde, sollte sie jemals in ihr Heimatland zurückkehren.

Putins Zirkel der Macht im Kreml – die Vertrauten des russischen Präsidenten

Zu den Scharfmachern im Ukraine-Krieg gehört auch Ramsan Kadyrow.
Zu den Scharfmachern im Ukraine-Krieg gehört auch Ramsan Kadyrow, der als Oberhaupt der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus eigene Truppen befehligt. „Putins Bluthund“, der für seinen brutalen Führungsstil im muslimisch geprägten Tschetschenien bekannt ist, tat sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine als einer der glühendsten Kriegsbefürworter hervor. Mehrfach kritisierte er nach russischen Niederlagen die militärische Führung seines Landes scharf und forderte weitreichende Konsequenzen. © Yelena Afonina/imago
Am 2. März 2007 wählte das tschetschenische Parlament ihn auf Putins Vorschlag zum Präsidenten des Landes
Am 2. März 2007 wählte das tschetschenische Parlament ihn auf Putins Vorschlag zum Präsidenten des Landes, nachdem er das 30. Lebensjahr vollendet hatte, das Mindestalter für die Wahl des tschetschenischen Oberhaupts. Im März 2015 erhielt Kadyrow den russischen Orden der Ehre. Kadyrows diktatorische Amtsführung ist geprägt von schweren Menschenrechtsverletzungen, Korruption und einem ausufernden Personenkult. Seit Oktober 2022 ist er darüber hinaus Generaloberst der russischen Streitkräfte. © Yelena Afonina/imago
Der russische Außenminister Sergei Lawrow ist so etwas wie „Putins rechte Hand“.
Der russische Außenminister Sergei Lawrow ist so etwas wie „Putins rechte Hand“. Seit März 2004 im Amt, verteidigt Lawrow seit Beginn des Ukraine-Kriegs immer wieder die Behauptung, dass Russland die Ukraine von den dort regierenden Nazis befreien zu wollen. Anfang Mai 2022 versuchte Lawrow im italienischen Fernsehen das Argument zu entkräften, als Jude könne der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kein Nazi sein: „Adolf Hitler hatte auch jüdisches Blut. Das heißt überhaupt nichts. Das weise jüdische Volk sagt, dass die eifrigsten Antisemiten in der Regel Juden sind.“ © Imago
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wiederholt Lawrow seine Vorwürfe, der Westen führe in der Ukraine Krieg gegen Russland.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wiederholt Lawrow seine Vorwürfe, der Westen führe in der Ukraine Krieg gegen Russland. „Wenn wir über das sprechen, was in der Ukraine vorgeht, so ist das kein hybrider, sondern schon fast ein richtiger Krieg, den der Westen lange gegen Russland vorbereitet hat“, sagte Lawrow während einer Afrika-Reise im Januar 2023, die ihn u. a. auch nach Angola führte. Der Westen wolle alles Russische zerstören, von der Sprache bis zur Kultur, so Lawrow. © Imago
Als „Putins Marionette“ kann Dmitri Medwedew gelten.
Als „Putins Marionette“ kann Dmitri Medwedew gelten. Der Gefolgsmann des russischen Präsidenten war von 2008 bis 2012 Präsident Russlands und anschließend bis 2020 Ministerpräsident der Russischen Föderation. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs macht Medwedew, inzwischen Vizechef des russischen Sicherheitsrates, ein ums andere Mal mit Verschwörungserzählungen und martialischen Äußerungen über die Ukraine und den Westen auf sich aufmerksam. Unter anderem drohte er mit dem „Verschwinden der Ukraine von der Landkarte“. © Artyom Geodakyan/imago
Der promovierte Jurist, der einst als Stimme der Vernunft galt, hat sich inzwischen zu einem radikalen Hetzer entwickelt.
Der promovierte Jurist, der einst als Stimme der Vernunft galt, hat sich inzwischen zu einem radikalen Hetzer entwickelt. Gerne droht der Vizechef des russischen Sicherheitsrates den Nato-Staaten mit einem Angriff oder gar mit Atomschlägen. Im Sommer 2022 bezeichnete er die Regierung in Kiew als „vereinzelte Missgeburten, die sich selbst als ‚ukrainische Regierung‘ bezeichnen“, die US-Regierung waren für ihn „Puppenspieler jenseits des Ozeans mit deutlichen Anzeichen senilen Wahnsinns“. Ende 2022 versuchte er sich als Prophet für das Jahr 2023: In Deutschland entsteht demnach ein „Viertes Reich“, die EU zerfällt, in den USA bricht ein Bürgerkrieg aus. © Yekaterina Shtukina/imago
Seit vielen Jahren an Putins Seite ist Dimitri Peskow. Schon im Jahr 2000 wurde er stellvertretender Pressesprecher des Präsidenten. Als Putin 2008 Ministerpräsident wurde, wechselte Peskow das Büro. Vier Jahre später kehrte er dann ins Präsidialamt zurück. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs setzte die EU ihn auf die Sanktionsliste und ließ sein gesamtes Vermögen einfrieren.
Seit vielen Jahren an Putins Seite ist Dimitri Peskow. Schon im Jahr 2000 wurde er stellvertretender Pressesprecher des Präsidenten. Als Putin 2008 Ministerpräsident wurde, wechselte Peskow das Büro. Vier Jahre später kehrte er dann ins Präsidialamt zurück. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs setzte die EU ihn auf die Sanktionsliste und ließ sein gesamtes Vermögen einfrieren. © Sergei Ilnitsky/AFP
Alina Kabajewa ist wahrscheinlich so etwas wie „Putins Ballerina“.
Alina Kabajewa ist wahrscheinlich so etwas wie „Putins Ballerina“. Die frühere Spitzensportlerin galt in der Rhythmischen Sportgymnastik jahrelang als Nonplusultra. Ihre Erfolge (Olympiagold 2004 in Athen, neun WM- sowie 15 EM-Titel) sprechen für sich. Von 2007 bis 2014 war sie Abgeordnete der Russischen Staatsduma für die Partei „Einiges Russland“, seit September 2014 ist sie Vorsitzende des Verwaltungsrates der Nationalen Mediengruppe (NMG). Sie gilt Medienberichten zufolge als Geliebte des russischen Präsidenten und soll mit diesem mehrere Kinder haben, was von Kabajewa und russischen Regierungsstellen aber dementiert wird. © Imago
Schon seit Jahren gilt Kabajewa als heimliche Geliebte oder gar Ehefrau des russischen Präsidenten.
Schon seit Jahren gilt Kabajewa als heimliche Geliebte oder gar Ehefrau des russischen Präsidenten. Eine offizielle Bestätigung aus Russland hat es aber nie gegeben. Der britischen Regierung zufolge steht sie „in enger persönlicher Beziehung zu Putin“. Kabajewa soll mehrere Kinder von Putin haben, was von Kabajewa und russischen Regierungsstellen aber dementiert wird. 2015 soll sie in Lugano Zwillinge zur Welt gebracht haben, andere Quellen berichten von einer Geburt eines Jungen im Kanton Tessin und einer weiteren Geburt eines Sohnes in Moskau. Gesichert ist, dass Kabajewa nach 2015 für einige Jahre aus dem öffentlichen Rampenlicht verschwand und auch heute nur äußerst selten öffentlich auftritt. © Valery Sharifulin/imago
Wladimir Solowjow ist Putins Chefpropagandist im Ukraine-Krieg.
Wladimir Solowjow ist Putins Chefpropagandist im Ukraine-Krieg. Seine seit 2012 im Sender Rossija 1 ausgestrahlte politische Talkshow „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“ gilt als vielleicht wichtigste innerrussischen Propagandasendung. Im Dezember 2022 drohte er dort zahlreichen europäischen Ländern mit militärischen Interventionen, weil diese die Ukraine unterstützen würden und Teil des europäischen Nazismus seien. Auch forderte er wiederholt den Einsatz von russischen Atombomben gegen Nato-Staaten. Im April 2022 bezeichnete er die Massaker von Butscha sowie Srebrenica als inszeniert. © Sergei Karpukhin/imago
Solowjow wird in seiner Sendung oft laut
Solowjow wird in seiner Sendung oft laut, beschimpft die deutsche Regierung, streut deutsche Wörter ein und imitiert dabei eine schroffe Nazi-Aussprache. Einmal bezeichnete er Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) als „Miss Ribbentrop“. Joachim von Ribbentrop war deutscher Außenminister unter Adolf Hitler, den Solowjow im Februar 2021 in seiner Sendung einmal als „sehr mutigen Menschen“ und „tapferen Soldaten“ bezeichnet hatte. Von seiner 2014 geäußerten Meinung, „Gott verbietet, dass die Krim nach Russland zurückkehrt“, hat er sich nach dem Euromaidan, der Revolution der Würde, schnell distanziert. © Artyom Geodakyan/imago
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB wird von einem engen Weggefährten des Präsidenten geleitet.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB wird von einem engen Weggefährten des Präsidenten geleitet. Schon in den 1970er Jahren war Alexander Bortnikow zeitgleich mit Putin in St. Petersburg für den KGB im Einsatz. Putin, der einst selbst Direktor des FSB war, ernannte ihn im Mai 2008 zum Chef des Geheimdienstes und sicherte sich so maximalen Einfluss. Es gilt als gesichert, dass Putin auch als Präsident entscheidende Befehle selbst übermittelt.  © Alexei Druzhinin/imago
Der FSB dient vor allem dazu, die Opposition gegen Putins Machtelite zu unterdrücken.
Der FSB dient vor allem dazu, die Opposition gegen Putins Machtelite zu unterdrücken. Ein Beispiel ist der Anschlag auf den Kremlkritiker Alexej Nawalny, der nach Angaben des Recherchekollektivs Bellingcat zuvor monatelang von FSB-Agenten verfolgt worden war. Unter Bortnikow wurde die Macht des FSB durch mehrere Reformen immer stärker ausgeweitet. Zudem soll der FSB die prorussischen Separatisten im Osten des Landes unterstützt haben. Nach der Annexion der Halbinsel Krim ging der FSB gegen Medien und Kultur vor. © Mikhail Metzel/imago
Seit November 2012 hat der Armeegeneral Sergei Schoigu das Amt des russischen Verteidigungsministers inne.
Seit November 2012 hat der Armeegeneral Sergei Schoigu das Amt des russischen Verteidigungsministers inne. In Schoigus Amtszeit fallen zunächst die militärische Unterstützung der Separatisten in der Ostukraine, die Annexion der Krim 2014 sowie das Eingreifen Russlands in den syrischen Bürgerkrieg aufseiten des Assad-Regimes. Wegen der Intervention zugunsten der Separatisten im Donbass eröffnete die Ukraine 2014 ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen ihn. Seit Februar befehligt Schoigu als Verteidigungsminister die russischen Truppen im Ukraine-Krieg. © Pavel Golovkin/dpa
Schoigus Verhältnis zu Putin gilt bisher als sehr eng.
Schoigus Verhältnis zu Putin gilt bisher als sehr eng. So verbringt er regelmäßig seinen Sommerurlaub zusammen mit dem russischen Präsidenten im südsibirischen Tuwa – Schoigus Heimatregion, wo sich die beiden, wie hier im Jahr 2017, auch schon mal ein Sonnenbad in einer Pause vom Angeln gönnen. Ob das auch in Zukunft so bleiben wird, ist offen. So wies das „Institute for the Study of War“ in einem Bericht im Herbst 2022 darauf hin, dass Putin Schoigu für die Fehler im Ukraine-Krieg verantwortlich macht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Putin seinen Vertrauten doch noch zum Sündenbock macht.  © Alexei Nikolsky/dpa
Russia s First Deputy Prime Minister Andrei Belousov
Schoigus Nachfolger soll der bisherige Vize-Regierungschef Andrej Beloussow werden. Die militärische Komponente im Verteidigungsministerium bleibe auch nach der Ernennung Beloussows unverändert. „Heute gewinnt auf dem Schlachtfeld derjenige, der offener für Innovationen und deren Umsetzung ist“, erklärte Kremlsprecher Peskow Putins Entscheidung für einen Zivilisten an der Spitze des Verteidigungsministeriums. Beloussow sei nicht nur Zivilbeamter, sondern habe auch viele Jahre erfolgreich in der Politik gearbeitet und Putin in Wirtschaftsfragen beraten. © IMAGO/Alexander Astafyev
Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche ist heute nur noch unter seinem Namen Kirill I. bekannt.
Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche ist heute nur noch unter seinem Namen Kyrill I. bekannt. Bürgerlich heißt der Patriarch allerdings Wladimir Gundjajew – und hat eine bewegte Vergangenheit. Unter dem Decknamen „Michailow“ hat er laut dem schweizerischen Bundesarchiv in den 1970er Jahren in Genf als Agent für den früheren sowjetischen Auslandsgeheimdienst KGB gearbeitet. Diese Vergangenheit verbindet ihn mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. © Sergei Chirikov/dpa
Seit Februar 2009 ist Gunjajew als Kyrill I. Patriarch von Moskau und der ganzen Rus und damit der Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche.
Seit Februar 2009 ist Gundjajew als Kyrill I. Patriarch von Moskau und der ganzen Rus und damit der Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche. Er gilt als enger Verbündeter Putins, dessen Regentschaft er im Zuge der Präsidentschaftswahl in Russland 2012 als „Wunder Gottes“ bezeichnete. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs fällt er zunehmend durch Hasspredigten auf. Einmal bezeichnete er die Gegner Russlands als „Kräfte des Bösen“, zudem sprach er der Ukraine ihr Existenzrecht ab. Verbal lässt Kyrill I., anders als im April 2017 in Moskau, jedenfalls keine Tauben fliegen.  © Alexander Zemlianichenko/dpa
Der rechtsnationalistische Ideologe Alexander Dugin darf getrost als „Putins Denker“ bezeichnet werden.
Der rechtsnationalistische Ideologe Alexander Dugin darf getrost als „Putins Denker“ bezeichnet werden. Dugin, der viele Bücher geschrieben hat, gilt als antiwestlicher Hassprediger und Kämpfer für die Idee einer slawischen Supermacht. In seinem Buch „Grundlagen der Geopolitik“ sprach er sich gegen die Ukraine als souveränen Staat aus. Kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs wurde diese Rhetorik aufgegriffen, als Putin das ukrainische Staatsgebiet in einem Aufsatz infrage stellte. © Kirill Kudryavtsev/afp
Dugin wurde 1987 Mitglied der radikal-nationalistischen und antisemitischen Gruppierung Pamjat
Dugin wurde 1987 Mitglied der radikal-nationalistischen und antisemitischen Gruppierung Pamjat. Größere Bekanntheit erlangte er in den 1990er Jahren, als er über Radio und Fernsehen seine Ideologie verbreitete. Zugleich war Dugin auch Mitglied von esoterischen und okkulten Zirkeln. Unklar ist, wie nahe Dugin dem russischen Präsidenten steht. Putins Äußerungen geben aber oft die Rhetorik Dugins wider. Als Beispiel sei das Konzept „Noworossija“ („Neurussland“) geannnt, das Russland benutzt hat, um die Krim-Annexion zu rechtfertigen. Damals gab Dugin in einem Interview auch unmissverständlich kund, wie nun vorzugehen sei: „Töten, töten, töten, das ist meine Meinung als Professor.“ © afp
Zum engsten Putin-Zirkel gehört auch Nikolai Patruschew.
Zum engsten Putin-Zirkel gehört auch Nikolai Patruschew. Der Sekretär des russischen Sicherheitsrates war lange Jahre Leiter des Inlandsgeheimdienstes FSB und gilt als radikaler, europafeindlicher Hardliner. Patruschew verbindet viel mit Putin: Sie sind etwa gleich alt, beide kommen aus dem heutigen Sankt Petersburg, vor allem aber entstammen sie beide dem sowjetischen Geheimdienst KGB. Patruschew wird als engster Vertrauter Putins wahrgenommen und soll von diesem zu seinem Stellvertreter für den Fall einer zeitweiligen Verhinderung der Amtsausübung erkoren worden sein © Zubair Bairakov/imago
Patruschew wird als „Falke“ des Ostens beschrieben.
Patruschew wird als „Falke“ des Ostens beschrieben. Im Herbst 2021 bezeichnete er die Ukrainerinnen und Ukrainer als „Nicht-Menschen“. Noch Ende Januar 2022 bestritt er jede Kriegsabsicht Russlands als „komplette Absurdität“. Ende Februar 2022 beschuldigte er in einem Manifest die USA und die EU, in der Ukraine eine „Ideologie des Neonazismus“ zu unterstützen.  © Aram Nersesyan/imago
Als Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR ist Sergei Naryschkin für seine bissigen Kommentare bekannt.
Als Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR ist Sergei Naryschkin für seine bissigen Kommentare bekannt. Kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges warf er den USA und anderen westlichen Staaten vor, Russland zerstören zu wollen: „Die Masken sind gefallen. Der Westen will Russland nicht nur mit einem neuen Eisernen Vorhang umgeben“, zitierte der SWR Anfang März 2022 seinen Chef. „Wir reden über Versuche, unseren Staat zu zerstören, über seine ‚Annullierung‘, wie heutzutage in einem ‚toleranten‘ liberal-faschistischen Umfeld gesagt wird.“ Naryschkin gehörte zu jenen, die schon damals behaupteten, zwischen Russland und dem Westen tobe ein „heißer Krieg“. © Alexander Zemlianichenko/dpa
Wenige Tage vor Beginn dem russischen Einmarsch in die Ukraine war Naryschkin im Gespräch mit Wladimir Putin tüchtig ins Schlingern geraten.
Wenige Tage vor Beginn dem russischen Einmarsch in die Ukraine war Naryschkin im Gespräch mit Wladimir Putin tüchtig ins Schlingern geraten. Der SWR-Chef sprach sich damals versehentlich für eine russische Einverleibung der Volksrepubliken Luhansk und Donezk aus. Putin korrigierte ihn bei der im Staatsfernsehen übertragenen Sitzung und betonte, dass die Frage nicht gestellt sei. „Wir sprechen über die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit oder nicht“, kanzelte Putin den SWR-Chef ab. © Valery Sharifulin/imago
Zu den engsten Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin zählt der russische Unternehmer Jewgeni Prigoschin.
Zu den engsten Vertrauten Wladimir Putins zählte Jewgeni Prigoschin. Russlands Präsident und der erfolgreiche Geschäftsmann kannten sich lange. Als Putin noch KGB-Offizier war und in der St. Petersburger Stadtverwaltung arbeitete, soll er in Prigoschins Restaurant eingekehrt sein. Deshalb trug der in den chaotischen 1990er Jahren in Russland zu Reichtum gekommene 61-Jährige den Beinamen „Putins Koch“. Auch wegen Raubes saß er in Haft.  © Mikhail Metzel/imago
Inzwischen ist Prigoschin vor allem als Warlord der berüchtigten Schattenarme „Wagner“ im Auftrag des Kreml international gefürchtet.
Lange war Prigoschin vor allem als Warlord der berüchtigten Schattenarme „Wagner“ im Auftrag des Kreml international gefürchtet. Putin ließ ihn lange schalten und walten, als hätte diese Schattenarmee, eine paramilitärische Organisation mit vielen verurteilten Verbrechern, längst das Zepter der Macht in der Hand. Vom 23 bis 24. Juni 2023 kam es zu einem Aufstand der Wagner-Gruppe in Russland. Danach bezeichnete ihn Putin als „Verräter“. Am 23. August 2023 kam Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. © Vyacheslav Prokofyev/imago

„Sie hat bereits genug gesagt und getan, um ins Gefängnis geschickt zu werden“, warnte er. In der jüngsten kriegerischen Rhetorik Russlands sagte Medwedew am Donnerstag, Moskau könne Kiew „wenn nicht jetzt, dann zu einem anderen Zeitpunkt“ erobern, da es von „internationalen Banditen“ unter Führung der Vereinigten Staaten kontrolliert werde. „Dieses Regime muss fallen“, sagte er und bekräftigte damit Moskaus Entschlossenheit, die ukrainische Regierung zu stürzen. „Es muss zerstört werden. Es darf nicht in dieser Welt bleiben.“

Natalia Abbakumova und Mary Ilyushina in Riga haben zu diesem Bericht beigetragen.

Zur Autorin

Robyn Dixon ist eine Auslandskorrespondentin, die zum dritten Mal in Russland ist, nachdem sie seit Anfang der 1990er Jahre fast ein Jahrzehnt lang dort berichtet hat. Seit November 2019 ist sie Leiterin des Moskauer Büros der Washington Post.

Wir testen zurzeit maschinelle Übersetzungen. Dieser Artikel wurde aus dem Englischen automatisiert ins Deutsche übersetzt.

Dieser Artikel war zuerst am 23. Februar 2024 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © White House/Imago

Kommentare