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Glücksfall für uns Deutsche

Merkels Rede zum Tod Helmut Kohls im Wortlaut

Helmut Kohl ist tot
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Der CDU-Vorsitzende, Bundeskanzler Helmut Kohl, legt während des CDU-Parteitags am 28. November 1994 in Bonn den Arm um seine Stellvertreterin Angela Merkel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl als „Glücksfall für uns Deutsche“ bezeichnet.

Rom -„Helmut Kohl war ein großer Deutscher und ein großer Europäer“, sagte die CDU-Vorsitzende am Freitag in Rom zum Tod des Altkanzlers.

Die Rede Merkels im Wortlaut:

„Die Nachricht vom Tode Helmut Kohls ist eine der Nachrichten, die uns alle innehalten und still werden lassen. Weil wir spüren, dass ein Leben zu Ende ist, und dass der, der es gelebt hat, in die Geschichte eingeht. Mich erfüllt diese Nachricht mit tiefer Trauer. Meine Gedanken sind zuallererst bei Helmut Kohls Frau Maike, der ich eben telefonisch meine Anteilnahme übermittelt habe, und bei seiner Familie. Ihnen wünsche ich Trost und Kraft.

Ich denke in diesem Augenblick aber auch mit großem Respekt und mit großer Dankbarkeit an das Leben und Wirken von Bundeskanzler Helmut Kohl. Das Bild dieses in jeder Hinsicht großen Mannes, seine Leistung, seine Rolle als Staatsmann in Deutschlands historischer Stunde: Das alles steht uns sofort vor Augen. Es wird aber noch eine Zeit lang dauern, bis wir wirklich ermessen können, was wir mit ihm verloren haben.

Bundesfrauenministerin Angela Merkel, spätere Bundeskanzlerin, beugt sich am 16.12.1991 während des CDU-Parteitags in Dresden zu ihrem Mentor, Bundeskanzler Helmut Kohl, herab.

Helmut Kohl war ein großer Deutscher und ein großer Europäer. Tatsächlich haben die beiden wichtigsten Aufgaben der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte Helmut Kohls Wirken bestimmt: die Wiedererlangung der Einheit unseres Vaterlandes und die Einigung Europas.

Helmut Kohl verstand, dass das eine und das andere untrennbar verbunden waren. Und er hat sich um beide Ziele wie kaum ein anderer verdient gemacht. Seine beiden Ehrenbezeichnungen drücken das aus: Ehrenbürger Europas - diesen Titel haben ihm die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union verliehen. Und Kanzler der Einheit - so sehen ihn Millionen von Deutschen, und das bleibt er in den Geschichtsbüchern und in unserer Erinnerung.

Ich möchte an diesem Tag auch an den Christdemokraten Helmut Kohl erinnern, an den Parteivorsitzenden über ein Vierteljahrhundert, den Modernisierer, der diese große Volkspartei geprägt hat, und dem sie so viel zu verdanken hat. Sie wird es ihm nicht vergessen.

Helmut Kohl war ein Pfälzer, einer, der seine Heimat liebte und ihr zeitlebens treu blieb. Und weil das so war, hatte er auch ein so feines Gespür für die Geschichte und die Gefühle unserer europäischen Partner. Diesem Gespür für Geschichte und den Freundschaften, die Helmut Kohl über die Grenzen hinweg schloss, dem Vertrauen, das man ihm von Washington bis Moskau, von Paris bis Warschau entgegenbrachte, haben wir Deutschen viel zu verdanken.

Als in Osteuropa in den achtziger Jahren ein neuer Geist zu wehen begann, als von Polen aus die Freiheit errungen wurde, als mutige Menschen in Leipzig, Ostberlin und anderswo in der DDR eine friedliche Revolution machten, da war Helmut Kohl der richtige Mann zur richtigen Zeit.

Er hatte festgehalten am Traum und am Ziel des vereinten Deutschlands, auch als andere schwankten. Und er verstand in diesen glückhaften Wochen 1989 und 90, dass das, was die Menschen auf den Straßen erstritten hatten, eine historische Chance war, die es zu nutzen galt.

Man wird noch lange studieren und bewundern, wie entschlossen und geschickt Helmut Kohl und seine Mitstreiter damals die Gunst der Stunde nutzten. Wie klug sie die Einheit im Einklang mit all unseren Nachbarn und Freunden aushandelten. Das war höchste Staatskunst im Dienste der Menschen und des Friedens. Helmut Kohl ist damit zu einem Glücksfall für uns Deutsche geworden.

Helmut Kohl hat auch meinen Lebensweg entscheidend verändert. Wie Millionen andere konnte ich aus dem Leben in der Diktatur der DDR in ein Leben der Freiheit gehen. Ich konnte von da an auch ohne Angst beim alles überwachenden Staat leben. All das, was in den 27 Jahren von damals bis heute folgen sollte, wäre niemals denkbar gewesen ohne Helmut Kohl.

Ich bin ganz persönlich dankbar, dass es ihn gegeben hat. Wir alle können dankbar dafür sein, was Helmut Kohl in langen Jahren des Dienstes für uns Deutsche und unser Land getan hat. Und so wird er in unserer Erinnerung weiterleiben - als der große Europäer und als Kanzler der Einheit. Ich verneige mich vor seinem Angedenken.“

Helmut Kohl: Sein Leben in Bildern

Helmut Kohl ist tot
Helmut Kohl, seine Gattin Hannelore und die Söhne Walter und Peter laufen im Juni 1981 über eine grüne Wiese am Wolfgangsee. Der Kanzler und seine Familie verbrachten viele Jahre die Sommerferien im österreichischen St. Gilgen am Wolfgangsee. © dpa
Der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl (M, sitzend) legte am 2. Dezember 1976 mit einer Abschiedsrede sein Ministerpräsidentenamt von Rheinland-Pfalz nieder. Stehend applaudieren ihm nach seiner Rede die CDU-Abgeordneten im Mainzer Landtag. Auf derselben Sitzung wurde der bisherige Kulturminister Dr. Bernhard Vogel (r) zum Nachfolger Kohls im Amt des Ministerpräsidenten gewählt. Kohl geht als Oppositionsführer in den Bundestag nach Bonn.
Der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl (M, sitzend) legte am 2. Dezember 1976 mit einer Abschiedsrede sein Ministerpräsidentenamt von Rheinland-Pfalz nieder. Stehend applaudieren ihm nach seiner Rede die CDU-Abgeordneten im Mainzer Landtag. Auf derselben Sitzung wurde der bisherige Kulturminister Dr. Bernhard Vogel (r) zum Nachfolger Kohls im Amt des Ministerpräsidenten gewählt. Kohl geht als Oppositionsführer in den Bundestag nach Bonn. © dpa
Bereits vor der Verkündung des Abstimmungsergebnisses beglückwünschen am 01.10.1982 Parteifreunde den CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl (M) zum neuen Bundeskanzler. Kohl prägte Deutschland über 16 Jahre als Kanzler und die CDU als Vorsitzender während eines Vierteljahrhunderts.
Bereits vor der Verkündung des Abstimmungsergebnisses beglückwünschen am 01.10.1982 Parteifreunde den CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl (M) zum neuen Bundeskanzler. Kohl prägte Deutschland über 16 Jahre als Kanzler und die CDU als Vorsitzender während eines Vierteljahrhunderts. © dpa
Der CDU-Parteivorsitzende Helmut Kohl wird von Bundestagspräsident Richard Stücklen (vorn) als neuer Bundeskanzler vereidigt (Person im Hintergrund nicht identifiziert, Archivfoto vom 01.10.1982).
Der CDU-Parteivorsitzende Helmut Kohl wird von Bundestagspräsident Richard Stücklen (vorn) als neuer Bundeskanzler vereidigt (Person im Hintergrund nicht identifiziert, Archivfoto vom 01.10.1982). © dpa
Bundeskanzler Helmut Kohl mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher während einer Pressekonferenz am 29.10.1982 in Bonn.
Bundeskanzler Helmut Kohl mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher während einer Pressekonferenz am 29.10.1982 in Bonn. © dpa
Der französische Staatspräsident Francois Mitterrand (l) und Bundeskanzler Helmut Kohl reichen sich am 22.9.1984 über den Gräbern von Verdun die Hand.
Der französische Staatspräsident Francois Mitterrand (l) und Bundeskanzler Helmut Kohl reichen sich am 22.9.1984 über den Gräbern von Verdun die Hand. © dpa
Der französische Staatspräsident Francois Mitterrand (l) und Bundeskanzler Helmut Kohl reichen sich am 22.9.1984 über den Gräbern von Verdun die Hand.
Der brasilianische Fußballspieler Pele (links) überreicht Bundeskanzler Helmut Kohl am 11. September 1987 eine Miniatur der berühmten Christus-Statue. © dpa
Vor der Ruine der Frauenkirche in Dresden spricht am Abend des 19.12.1989 Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zu den Bürgern (Archivfoto vom 19.12.1989). Die Dresdner Bürger halten Transparente mit Forderungen zur Wiedervereinigung und dem Spruch Deutschland einig Vaterland in die Höhe.
Vor der Ruine der Frauenkirche in Dresden spricht am Abend des 19.12.1989 Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zu den Bürgern (Archivfoto vom 19.12.1989). Die Dresdner Bürger halten Transparente mit Forderungen zur Wiedervereinigung und dem Spruch Deutschland einig Vaterland in die Höhe. © dpa
Helmut Kohl (CDU, r), Michail Gorbatschow (M) und Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP, l) unterhalten sich am 15.07.1990 in Archys in entspannter Atmosphäre an einem rustikalen Arbeitstisch in der freien Natur, während die anderen Gäste amüsiert die Szene betrachten.
Helmut Kohl (CDU, r), Michail Gorbatschow (M) und Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP, l) unterhalten sich am 15.07.1990 in Archys in entspannter Atmosphäre an einem rustikalen Arbeitstisch in der freien Natur, während die anderen Gäste amüsiert die Szene betrachten. © dpa
Das erste Mal nach der Bundestagswahl 1990 kommt Bundeskanzler Helmut Kohl (r) zusammen mit seiner Frau Hannelore nach Erfurt um sich über die Situation in den neuen Ländern zu informieren (Archivfoto vom 10.04.1991).
Das erste Mal nach der Bundestagswahl 1990 kommt Bundeskanzler Helmut Kohl (r) zusammen mit seiner Frau Hannelore nach Erfurt um sich über die Situation in den neuen Ländern zu informieren (Archivfoto vom 10.04.1991). © dpa
Bei der Berliner Feier am 03.10.1990 winken von der Freitreppe des Reichstagsgebäude (l-r) Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), Hannelore Kohl, Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Bundespräsident Richard von Weizsäcker, daneben halb verdeckt Lothar de Maiziere, der letzte DDR-Ministerpräsident.
Bei der Berliner Feier am 03.10.1990 winken von der Freitreppe des Reichstagsgebäude (l-r) Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), Hannelore Kohl, Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Bundespräsident Richard von Weizsäcker, daneben halb verdeckt Lothar de Maiziere, der letzte DDR-Ministerpräsident. © dpa
Der CDU-Vorsitzende, Bundeskanzler Helmut Kohl, legt während des CDU-Parteitags am 28. November 1994 in Bonn den Arm um seine Stellvertreterin Angela Merkel.
Der CDU-Vorsitzende, Bundeskanzler Helmut Kohl, legt während des CDU-Parteitags am 28. November 1994 in Bonn den Arm um seine Stellvertreterin Angela Merkel. © dpa
Der damalige Papst Benedikt XVI (l) unterhält sich am 24.09.2011 in Freiburg (Deutschland) mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl.
Der damalige Papst Benedikt XVI (l) unterhält sich am 24.09.2011 in Freiburg (Deutschland) mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl. © dpa

dpa

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