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Talkrunde im ZDF

Brisante Klingbeil-Worte bei Lanz: „Bin nicht bereit, Ukraines Nato-Eintritt auszuschließen“

Die Talkrunde bei „Markus Lanz“ (ZDF).
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Die Talkrunde bei „Markus Lanz“ (ZDF).

Ukraine, Amerika, Russland: „Markus Lanz“ diskutiert mit dem SPD-Vorsitzenden und einem scharfen Kritiker aus der Opposition über Osteuropa.

Hamburg – Die „Markus Lanz“-Runde diskutiert am Dienstagabend die Lage der internationalen Außen- und Sicherheitspolitik. Zusammen mit dem Co-SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil geht Talkmaster Markus Lanz* den Fragen auf den Grund, ob Deutschland Waffen in die Ukraine liefern soll und ob das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 im Falle eines Angriffs von Russland auf die Ukraine gestoppt werden könnte. „Ich bin nicht der Pressesprecher von Olaf Scholz“, sagt Klingbeil eingangs zwar, doch das hält den Gastgeber nicht davon ab, ihn mit Fragen zu löchern.

SPD-Chef Klingbeil bei „Markus Lanz“ zu Russland-Diplomatie: „Was verstehen Sie denn an dem Satz nicht, dass alle Optionen auf dem Tisch liegen?“

Dass kein Gas durch die Pipeline fließen könnte, möchte Klingbeil nicht öffentlich androhen. „Ich erlebe hier jemand, der sich windet und der versucht, etwas zu erklären, was eigentlich kaum zu erklären ist“, stellt Moderator Lanz angesichts Klingbeils ausweichenden Antworten fest. Es wäre „politisch dumm“, Russlands Präsident Wladimir Putin vorab „alles offenzulegen, was wir vorhaben“, findet dagegen der SPD-Chef. In Russland werde die Botschaft, die Bundeskanzler Olaf Scholz* (SPD) durch seinen USA-Besuch transportiert habe, verstanden: Deutschland und Europa stehen eng an der Seite Amerikas. „Das ist das Signal, das zählt“, sagt Klingbeil.

„Wir sollten uns jetzt nicht gegenseitig Märchen erzählen“, hält Lanz dagegen. Die Ansage des amerikanischen Präsident Joe Biden* sei eindeutig gewesen, wenn Russland in der Ukraine einmarschiere, bleibe die Gaspipeline trocken. Mehr als „Wir sind uns einig“, habe Kanzler Scholz dazu jedoch nicht gesagt und stattdessen auf konkrete Nachfragen amerikanischer Journalisten ausweichend geantwortet. Dass Lanz weiter nach dem Bekenntnis zu einer Nord-Stream-Absage fischt, nervt Klingbeil: „Was verstehen Sie denn an dem Satz nicht, dass alle Optionen auf dem Tisch liegen? Das frage ich mich wirklich seit Tagen!“

CDU-Mann Ploß kritisiert bei „Markus Lanz“ Kanzler Scholz für dessen Krisenmanagement, Klingbeil winkt ab

Was Klingbeil sage, sei nichts weiter als eine Floskel echauffiert sich Moderator Lanz und bohrt mit einer Gegenfrage weiter: „Was ist so schwierig an dem Satz: ‚Wenn die Russen in der Ukraine einmarschieren, wird es kein Nord Stream 2 geben.‘?“ Doch der SPD-Vorsitzende insistiert, es sei im strategischen Interesse Deutschlands, mögliche Sanktionen nicht in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Darüber hinaus gelte weiterhin die Abmachung, die zwischen Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Biden getroffen worden sei: Wenn russisches Gas als Druckmittel eingesetzt wird, werde nichts durch Nord Stream 2 fließen.

Dass Talkmaster Lanz der SPD wegen diesem „Herumeiern“ mangelnde Klarheit unterstellt, greift Unionspolitiker Christoph Ploß (CDU) gerne auf: Kanzler Scholz spreche zwar von Einigkeit, verweigere Präsident Biden aber auf offener Bühne den Schulterschluss. Die Folge sei, dass sich russische Narrative wie „Die Nato ist schuld“ in Europa verbreiten. Klingbeil wendet den Blick hilfesuchend Richtung Gastgeber Lanz und sagt: „Das tun wir jetzt mal als krampfhaften Versuch ab, sich in der Opposition zurechtzufinden. Das ist mir zu albern.“

Der SPD-Chef nimmt weiter Bezug zur Nato. „Alle“ hätten mittlerweile gelernt, „wie wichtig das Bündnis ist“. Klingweil will zwar weiterhin Gespräche mit Russland führen, ergänzt aber mit Blick auf die Ukraine: „Aber zu sagen, wir schließen Nato-Beitritte aus oder nehmen sie wieder zurück, wie Putin das fordert, halte ich für einen falschen Weg.“ Er glaube zwar nicht, dass es in den nächsten Jahren einen Beitritt der Ukraine geben werde, „aber ich bin auch nicht bereit, ihn auszuschließen.“

„Markus Lanz“ - das waren seine Gäste am 8. Februar:

  • Lars Klingbeil (SPD) – Politiker
  • Christoph Ploß (CDU) – Politiker
  • Claudia Kade – Journalistin
  • Margarete Klein – Politologin

Ploß legt nach und verweist auf Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), dessen Russland-Äußerungen in den letzten Wochen wiederholt Schlagzeilen machten. Klingbeil versucht, sich zu wehren und stellt klar, dass Schröder bei den Sozialdemokraten keine Funktion innehabe. Ploß fordert daraufhin eine öffentliche Distanzierung des SPD-Vorsitzenden vom Altkanzler. Doch der verweigert: „Ich muss mich da gar nicht distanzieren, er hat keine Funktion in der SPD und vertritt auch nicht die Meinung der SPD.“

Schröders Äußerungen finde Klingbeil „absolut falsch“, das habe er dem Altkanzler auch im persönlichen Gespräch gesagt. Die Situation sei nicht einfach für den SPD-Chef, schließlich pflege er zu Schröder privat guten Kontakt. Sich öffentlich zu distanzieren, sei Klingbeil zu einfach, dennoch müsse er nicht „verteidigen was man falsch findet“. Schröders Handeln, zuletzt der Wechsel in den Aufsichtsrat von Gazprom, sieht Klingbeil kritisch: „Ich halte das für einen Fehler.“

Ukraine-Konflikt diplomatisch zu lösen? Klingbeil bei „Markus Lanz“: „Wir haben noch eine gewisse Sprachlosigkeit“

In der Folge versucht Klingbeil, auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen. Kanzler Scholz arbeite mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und anderen daran, „einen Krieg mitten in Europa zu verhindern“. Die Wortwahl sei dabei entscheidend, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Mit ernster Miene sagt der SPD-Vorsitzende: „Das ist historisch schon häufig genug leider passiert, dass, obwohl niemand die Absicht hatte, dass dort die erste Kugel fliegt, dass in einer solchen Situation genau das passieren kann.“

Deshalb hält Klingbeil Gespräche mit Russland für das Gebot der Stunde, während Waffenlieferungen nicht die adäquate Antwort auf die Krisensituation an der ukrainisch-russischen Grenze seien. Talkmaster Lanz hakt ein, er versteht nicht, was weitere Gespräche angesichts von 130.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine bringen sollen. Klingbeil wird ungeduldig mit dem Moderator: „Herr Lanz, wenn Sie auf die Geschichte gucken, dann haben Gespräche häufig dazu geführt, dass militärische Eskalationen abgewendet werden konnten. Aber wir haben noch eine gewisse Sprachlosigkeit.“

„Markus Lanz“ - Das Fazit der Sendung

Bei „Markus Lanz“ herrscht am Dienstagabend von Anfang an ein großes Durcheinander. Die Politiker Lars Klingbeil (SPD) und Christoph Ploß (CDU) lassen einander ebenso wenig aussprechen wie Talkmaster Markus Lanz seine Gäste. Die Politologin Margarete Klein und die Journalistin Claudia Kade halten sich im Streit um die SPD und die Kanzlerreise von Olaf Scholz (SPD) in die USA zurück und verfolgen die aufgeheizte Debatte von den besten Plätzen aus, ehe sie für Sachlichkeit sorgen. Klein: „Der Zeithorizont ist einer, in dem es nicht ums Streiten geht, sondern darum, eine Entscheidung zu treffen und nach außen handlungsfähig zu erscheinen.“ (Hermann Racke)

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