„Menschen 2017“
Buh-Rufe für Lindner bei ZDF-Jahresrückblick - danach attackierte er Merkel
Es war nicht allein Moderator Markus Lanz, sondern auch der Pflege-Auszubildende Alexander Jorde, der den FDP-Chef bei „Menschen 2017“ hart ausfragte.
Mainz - Nach dem Aus der Jamaika-Verhandlungen gerät der FDP-Vorsitzende Christian Lindner weiter unter Druck. In der Sendung „Menschen 2017“, dem ZDF-Jahresrückblick, wurde er sogar von einigen Zuschauern zur Begrüßung ausgebuht. Allerdings erhielt er ebenso auch viel Applaus.
Auf das Scheitern der Jamaika-Verhandlungen angesprochen, gab Lindner die Verantwortung an die Kanzlerin weiter: "Eine Sache war falsch. Mich auf das Verfahren von Frau Merkel eingelassen zu haben.“ Er distanzierte sich deutlich von ihr: "Jamaika wäre auch GroKo gewesen. Unter Frau Merkels Führung ist es immer GroKo.“
Gegenwind gab es für den FDP-Politiker von dem Pflege-Auszubildenden Alexander Jorde, der in einer Wahlsendung bereits Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Schwitzen brachte. Jorde wurde ebenfalls in die ZDF-Sendung eingeladen. Der Beschäftigte im Pflegebereich kritisierte Lindners These, wonach die privaten Unternehmen im Gesundheitssektor besser mit Geld umgehen könnten. Die großen Klinikkonzerne, wie Helios oder Fresenius, würden viele Millionen Euro Gewinne einfahren, gleichzeitig gebe es einen Pflegenotstand. Eine Gewinnorientierung zu Gunsten von Aktionären halte er deshalb im Gesundheitsbereich für falsch, so der 21-Jährige.
Der FDP-Vorsitzende hatte Mühe seine Positionen gegen den rhetorisch begabten jungen Mann darzustellen, der reichlich Applaus bekam. Am Ende vereinbarten Lindner und Jorde jeweils für einen einen Tag den anderen bei der Arbeit zu begleiten.
Pfleger Alexander #Jorde grillte erst Kanzlerin #Merkel in der #wahlarena. Jetzt Christian #Lindner im ZDF.
— gabor halasz (@gaborhalasz1) 21. Dezember 2017
Gerade schön den Lindner sprachlos gemacht. Das schafft auch nicht jeder.
— Lingelbach (@Alex_Lingelbach) 21. Dezember 2017
Lindner will doch wieder über Jamaika verhandeln
Am Donnerstag sorgte Lindner bereits für Aufsehen, als er plötzlich doch wieder eine Jamaika-Koalition ins Spiel brachte - allerdings erst nach Neuwahlen. Grund für den Sinneswandel: "Bei CSU und Grünen gibt es eine neue Führungsmannschaft. In neuen Konstellationen wird neu gesprochen“, so Lindner in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. Auch auf Twitter bekräftigte er diese Position.
Diese Wahlperiode macht es keinen Sinn, aber die Freien Demokraten würden sich Gesprächen nicht verweigern, wenn eine geänderte politische und personelle Konstellation mehr Erfolg verspricht als 2017. CL https://t.co/8s7sO8ch0T
— Christian Lindner (@c_lindner) 21. Dezember 2017
Der frühere FDP-Innenminister Gerhart Baum kritisierte Lindner. Zwar habe er bei der Erneuerung der Partei eine Meisterleistung vollbracht, man müsse in der Politik aber auch zu Kompromissen bereit sein. „Die FDP trägt jetzt eine Last mit sich. Sie hat einen Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust erlitten“, so Bauer gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Sich einer Wahl zu stellen heißt vor allem, zur Übernahme von Verantwortung bereit zu sein und auch unangenehme Kompromisse zu schließen. Ich hätte das gewagt“, sagte der 85-Jährige.