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Aufarbeitung der Corona-Politik

Lauterbachs Nein „hilft Verschwörungstheoretikern“: Laschet stellt Corona-Forderungen

Armin Laschet fordert eine umfassende Aufarbeitung der Corona-Politik – und bekräftigt die Rufe der FDP nach einer Enquete-Kommission.

Berlin – Der ehemalige CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat gegenüber dem ZDF eine Aufarbeitung der politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gefordert. Dabei bestärkte er die Forderung der FDP nach einer entsprechenden Enquete-Kommission im Bundestag. Laschet bezog sich auch auf die Protokolle des Krisenstabs des Robert Koch-Instituts (RKI), die das rechte Online-Magazin „Multipolar“ vergangene Woche veröffentlicht hat.

Es müsse nachdenklich stimmen, wie während der Corona-Pandemie gehandelt worden sei, sagte Laschet dem ZDF. „Insgesamt war die Debatte sehr moralisierend: Entweder du bist für die eine Maßnahme, oder du bist ein Corona-Leugner.“ Der CDU-Politiker forderte, dass Politik und Medien sich kritisch nunmehr hinterfragen, und sprach im „heute journal“ mehrmals von einer „Spaltung der Gesellschaft“. Dabei verwies er auch auf andere Themen wie den Umgang mit der Klimakrise und „beim Krieg“.

Ohne Maske? Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) ist ohne Corona-Schutz erwischt worden.

Laschet will eine „neue Dialogkultur“ nach der Corona-Pandemie

„Wie haben wir damals diskutiert? Wie sind wir mit anderen Meinungen umgegangen? Das ist bis heute fortgesetzt immer noch ein Feuer für Populisten, gegen den Staat Stimmung zu machen“, sagte Laschet. Er verwies insbesondere auf den Umgang mit Virologen wie Jonas Schmidt-Chanasit und Hendrik Streeck während der Pandemie. Damit sich die Stimmung „beruhigt“, brauche es laut dem CDU-Politiker eine „neue Dialogkultur“.

Kurz zuvor hatte der von Laschet erwähnte Virologe Streeck den Parteien in Deutschland gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung vorgeworfen, zu wenig an einer Aufarbeitung der politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie interessiert zu sein. Die Politik habe sich hinter der Wissenschaft „versteckt“, sagte Streeck. „Der größte Fehler seit Beginn der Pandemie an war, dass wir es nicht geschafft haben, den Facettenreichtum der notwendigen Expertise darzustellen und zu kommunizieren.“

Forderung Laschets: Aufarbeitung durch Politik und Medien

Diesem Wortlaut schloss sich Armin Laschet an, als er gegenüber dem ZDF kritisierte: „Wir hätten facettenreicher die wissenschaftliche Expertise nutzen müssen.“ Von der „Meinungsvielfalt“ im RKI sei wenig in die „konkrete Politik“ eingeflossen, nur eine Position habe als die „einzig richtige“ gegolten. Laschet sprach sich generell eine größere Unabhängigkeit des RKI vom Bundesgesundheitsministerium aus.

Bei seinen Ausführungen zu „diffrenzierten“ Diskussionen innerhalb des RKI bezog Laschet sich auf die vom rechten Online-Magazin Multipolar veröffentlichten Protokolle des Krisenstabs des RKI. Dass diese Protokolle von einer Plattform „erklagt“ worden seien, von der gesagt werde, sie sei verschwörungstheoretisch, bedeute, dass Qualitätsmedien dies nicht getan hätten, so Laschet. „In den Medien“ müsse eine ebenso kritische Bilanz erfolgen wie in der Politik.

Impfungen für Erwachsene von Corona bis Grippe: Welche Empfehlungen gelten

Ein Impfbüchlein, in dem die Spalte „Tetanus“ grün markiert ist
Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, wird durch Bakterien verursacht. Diese finden sich zum Beispiel in Erde und Tierkot. Gegen die gefährliche Krankheit Tetanus kann man sich in Form einer Impfung immunisieren lassen. Die Grundimmunisierung hat man im Idealfall als Säugling bekommen. Die ersten Auffrischimpfungen empfiehlt die Stiko ab einem Alter von fünf Jahren. Ab dem 18. Geburtstag sollte eine Auffrischimpfung alle zehn Jahre erfolgen, heißt es weiter vonseiten der Ständigen Impfkommission.  © Daniel Karmann/dpa
Frau fasst sich an Hals
Diphtherie-Bakterien können Rachenentzündungen, Fieber und starke Schluckbeschwerden auslösen. Unbehandelt kann die Infektion Komplikationen wie Herzmuskelentzündung, Nieren- und Leberschäden oder sogar Lähmungen zur Folge haben. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Grundimmunisierung in Form von drei Teilimpfungen im Säuglingsalter und Auffrischimpfungen ab dem fünften Lebensjahr. Ab dem 18. Geburtstag sollte alle zehn Jahre eine Auffrischimpfung erfolgen, so die Stiko. © AndreyPopov/Imago
Impfausweis
Der medizinische Fachbegriff für Keuchhusten ist Pertussis. Es handelt sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege, die hauptsächlich durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht wird. Zum Schutz vor der Krankheit empfiehlt die Ständige Impfkommission drei erste Impfungen im Säuglingsalter, eine Auffrischimpfung im Kindesalter, eine fünfte Impfung im Alter von neun bis 14 Jahren und eine letzte Auffrischimpfung im Erwachsenenalter.  © Jens Kalaene/dpa
Ein Mensch wird geimpft
Viele tragen Pneumokokken-Bakterien im Mund- und Rachenraum, ohne davon krank zu werden. Allerdings ist es möglich, dass eine bakterielle Infektion einsetzt und zu Beschwerden führt. Auch schwere Verläufe sind möglich. So können Pneumokokken Hirnhaut- oder Lungenentzündungen verursachen. Nach einer Grundimmunisierung im Säuglingsalter sollte daher eine Standardimpfung ab dem 60. Lebensjahr verabreicht werden.  © Martin Schutt/dpa
Impfpass mit Masern-Impfung
Die Masern gelten als eine der ansteckendsten Krankheiten des Menschen überhaupt. Ausgelöst wird der Virusinfekt durch das Einatmen infizierter Tröpfchen sowie durch Kontakt mit infektiösen Sekreten aus Nase und Rachen. Weil auch diese Krankheit schwere Verläufe nehmen kann, empfiehlt die Stiko zwei Schutzimpfungen im Säuglings- und Kindesalter. Erwachsene, die nach 1970 geboren sind und nicht wissen, ob sie geimpft wurden, empfiehlt die Stiko eine Standardimpfung. Dasselbe gilt für Erwachsene, die nie eine Masern-Impfung erhalten haben oder nur eine Impfung in der Kindheit hatten.  © Tom Weller/dpa
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mit Diagnose „Herpes zoster“
Gürtelrose (auch Herpes zoster) ist eine Virusinfektion, gegen die man sich impfen lassen kann. Die Stiko empfiehlt die Schutzimpfung allen Ü-60-Jährigen, um schweren Verläufen vorzubeugen.  © Sascha Steinach/Imago
Frau sitzt krank auf dem Sofa.
Eine Infektion mit Influenzaviren kann für vorerkrankte und immunschwache Menschen gefährlich sein. Wo gesunde Erwachsene die Grippe meist ohne Komplikationen auskurieren, steigt bei älteren Menschen das Risiko, schwer zu erkranken. Deshalb rät die Stiko Menschen, die älter als 60 sind, zu einer jährlichen Influenza-Impfung.  © Imago
Ein positiver Corona-Schnelltest im November 2023
Um schweren Covid-19-Krankheitsverläufen und Long Covid vorzubeugen und das Gesundheitssystem zu entlasten, empfiehlt die Stiko allen Personen ab 18 Jahren eine Basisimmunität bestehend aus drei Antigenkontakten. Dazu zählen Impfungen (mindestens zwei Impfstoffdosen) und Infektionen. Menschen mit erhöhtem Risiko für schweres Covid-19 wie Ü-60-Jährige sollten sich der Stiko zufolge für eine jährliche Auffrischimpfung entscheiden. Diese wird einmal im Jahr im Abstand von etwa zwölf Monaten zum letzten Antigenkontakt verabreicht.  © Imago

RKI-Protokolle erwecken Zweifel an Legitimität von Corona-Maßnahmen

Multipolar hatte die Protokolle vergangene Woche mit der Bemerkung veröffentlicht, dass „mehr als tausend Passagen geschwärzt“ seien. Dagegen klagt das Online-Magazin nach eigenen Angaben aktuell.

ZDF stellt auf Basis der Protokolle fest, dass in einer Besprechung des Krisenstabs des RKI im Oktober 2020 festgehalten wurde, dass es „keine Evidenz für die Nutzung von FFP2-Masken außerhalb des Arbeitsschutzes“ gebe und diese Information „für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“ könne. Das sei allerdings nie erfolgt.

Außerdem habe es bereits im Januar 2021 Bedenken zum Einsatz des Impfstoffs AstraZeneca bei älteren Personen gegeben. Die Ständige Impfkommission habe den Impfstoff zwei Monate später aber für alle Altersklassen empfohlen. ZDF berichtet auch, dass Privilegien für Geimpfte und Genesene vom RKI im März 2021 eigentlich als „fachlich nicht begründbar“ deklariert worden seien.

FDP-Wunsch nach Enquete-Kommission zur Pandemie – Laschet schließt sich an

Armin Laschet bekräftigte gegenüber ZDF die Forderung der FDP nach der Einsetzung einer Enquete-Kommission im Bundestag. Enquete-Kommissionen setzen sich aus Abgeordneten und Sachverständigen zusammen und beraten den Bundestag bei wichtigen Themen mit Empfehlungen für die Gesetzgebung. Die FDP-Fraktion hatte ihre schon ältere Forderung nach einer Enquete-Kommission vergangene Woche in einem Brief an Grüne und SPD wiederholt. Initiatoren waren der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Andrew Ullmann und Vize-Vorsitzender Wolfgang Kubicki.

„Es darf nicht noch einmal vorkommen, dass wir in einer möglichen kommenden Krisensituation unsere Rechte und Pflichten als Parlament an die Exekutive abgeben, dass Grundrechte auch wegen schwacher Datenlage in Mitleidenschaft gezogen werden, die Bildungschancen unserer Kinder geschmälert werden und politische Entscheidungsträger selbst gesellschaftliche Spaltungstendenzen befördern“, heißt es im Brief laut Welt, die zuerst über das Schreiben berichtete. Der Brief ende mit der Bitte an die Ampel-Fraktionen, zur Einsetzung einer Enquete-Kommission in Gespräche einzutreten, „damit wir uns nicht in ein, zwei oder auch zehn Jahren vorwerfen müssen, dass wir nichts getan haben, als wir die Möglichkeit dazu hatten“.

Lauterbach für Corona-Aufarbeitung, aber gegen Kommission

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich laut AFP Anfang März zwar für eine Auseinandersetzung mit der Corona-Politik ausgesprochen, diese sei dem Politiker zufolge aber schon während der Pandemie gestartet. „Alle neuen Gedankenanstöße dazu sind jederzeit willkommen“, habe Lauterbach gegenüber der Spiegel gesagt, sich aber skeptisch zur Notwendigkeit einer Enquete-Kommission gezeigt.

Armin Laschet sprach gegenüber dem ZDF davon, dass Lauterbach eine Enquete-Kommission mit der Begründung nicht begrüße, dass diese Wind in den Segeln von Rechtspopulisten sei. Laschet sehe das anders: „Wenn wir es nicht machen, hilft es Verschwörungstheoretikern.“

Bundeskanzler Olaf Scholz hat vergangenen Montag den neuen „ExpertInnenrat Gesundheit und Resilienz“ berufen. Dieser folgt laut Bundesregierung dem „Corona-ExpertInnenrat“ und wird sich mit der Frage auseinandersetzen, „wie Gesundheitswesen und Gesellschaft künftigen Gesundheitskrisen bestmöglich begegnen können“. Es sei eine „Lehre aus der Pandemie“, dass das Gesundheitswesen widerstandsfähiger und robuster aufgestellt werden müsse, sagte Bundeskanzler Scholz zur Gründung des Rates. „Auch im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels und der demographischen Entwicklung.“ (ses)

Rubriklistenbild: © Michael Kappeler/dpa/picture alliance

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