Stimmkreis Altötting
Landtagswahl 2023: Mary Fischer (Freie Wähler) im Steckbrief und zu den wichtigsten Fragen
Bei der Landtagswahl 2023 in Bayern stehen im Stimmkreis Altötting 13 Kandidaten zur Wahl. Wir stellen alle Kandidaten einzeln vor. Dieses Mal: Mary Fischer (Freie Wähler).
Altötting - Am 8. Oktober 2023 findet in Bayern die Landtagswahl 2023 statt. Im Stimmkreis Altötting treten 13 Kandidaten an. Jeder Kandidat hat sich zu sechs Kernfragen geäußert. Hier sehen Sie die Antworten von Mary Fischer (Freie Wähler).
Kandidaten-Steckbrief
Bitte stellen Sie sich kurz vor und formulieren Ihre Kernaussage, Ihre politischen Schwerpunkte und Ihre Motivation.
Mary Fischer (60), Rimsting, Selbstständige Tourismus-Unternehmerin, Religionslehrererin, verheiratet, vier erwachsene Kinder, Freie Wähler.
Ehrenämter: Gemeinderätin seit 2008, Kreisrätin, Beirätin: Abwasser- und Umweltverband (AUV) Chiemsee, Akademie für Politische Bildung Tutzing, Sprecherin des Arbeitskreises Verlandung Schafwaschener Winkel (Chiemsee), Wortgottesdienstleiterin.
Mitglied im Vorstand: Freie Wähler Bayern, FW-Bezirksvereinigung Oberbayern, FW-Landesarbeitsgemeinschaft Frauen.
Kernaussage: Politik muss sozial, gerecht, unbürokratisch und ökologisch sein!
„Ziel einer guten, nachhaltigen Politik ist, die Lebensqualität der Menschen in Bayern in allen Bereichen zu sichern und zu verbessern. Ein solides Dach über dem Kopf ist ein Grundbedürfnis – kein Luxusgut. Eine flächendeckende Gesundheitsversorgung muss gewährleistet sein: keine weiteren Schließungen von Landarztpraxen, Apotheken und kommunalen Krankenhäusern! Die Pflege braucht eine neue Ausrichtung und Aufwertung des Berufsprofils.
Bayerns Unternehmer und Handwerker sind innovativ und erfolgreich. Um sich im Wettbewerb zu behaupten und den Wirtschaftsstandort zu sichern, braucht es eine sichere, umweltfreundliche und bezahlbare Energieversorgung. Die Politik muss sofort Maßnahmen zum Bau der Eisenbahnverbindung „Ausbaustrecke München – Mühldorf – Freilassing“ (ABS 38) einleiten und die Lärmbelästigung entlang der A94 für die Anwohner senken.
,Geiz ist geil‘ ist out. Unsere Bauern erzeugen hochwertige Lebensmittel und sollen dafür einen gerechten Preis erhalten, bei der Direktvermarktung unterstützt und massiv von überbordender Bürokratie entlastet werden.
Umweltschutz und Tierwohl müssen beachtet werden.
Bei der Fülle der Herausforderungen ist es sicherlich gut, eine zusätzliche Abgeordnete im Landtag zu haben. Mit meinen kommunalen Erfahrungen und vielfältigen ehrenamtlichen Engagements sehe ich mich in der Lage, die Interessen der Bevölkerung und der Region nachdrücklich, ideologiefrei und wirksam zu vertreten. Ich setze mich ein für das Gemeinwohl, eine offene demokratische Gesellschaft, die Vielfalt und Freiheit respektiert. Freie Wähler eben!
Wenn das Wetter verrückt spielt
Dürre, Waldbrände, Starkregen, Tornados – muss sich auch die Region auf deutlich mehr Wetter-Extreme einstellen? Wie kann sich Bayern wappnen? Und was kann Bayern zum globalen Kampf gegen den Klimawandel beitragen?
Antwort: Nachhaltigkeit ist Zukunftssicherung. Unser Klima, unsere Umwelt und unseren Wohlstand zu schützen, verlangt intelligente Lösungen, keine Ideologie. Um den Herausforderungen des Klimawandels effektiv zu begegnen, müssen die Treibhausemissionen reduziert werden – das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe!
Bildung und Kampagnen in Bayern können das Bewusstsein für klimafreundliches Verhalten in der Bevölkerung stärken:
• Schrittweiser Ausstieg aus fossilen Energieträgern, Umstieg auf Erneuerbare Energien und Wasserstoff;
• Stabile Wälder durch Bewirtschaftung und Wiederaufforstungen mit klimaresistenten Baumarten, Masterplan für Moore;
• Bayern zum Wasserstoffstandort Nummer 1 ausbauen: Bayern verfügt über eine starke Forschungs- und Innovationslandschaft. Bayerisches Know-how in die Welt tragen, damit reduziert man den CO2-Ausstoß und stärkt die heimische Wirtschaft;
• Erhalt aller Ressourcen durch verantwortungsvollen Konsum, nachhaltige Produktion sowie die Wiederverwendung und Verwertung von Produkten und Materialien;
• Hochwasserschutz mit dezentralen Wasserrückhaltemaßnahmen;
• Effiziente Kreislaufwirtschaft vorantreiben;
• Öffentlichen Nahverkehr und Taxis vermehrt auf alternative Antriebsarten umstellen;
• Bioökonomie stärken, Erneuerbare Energien und Materialien fördern statt ideologisch zu blockieren (zum Beispiel Brennholz, Biokraftstoffe, kleine Wasserkraftwerke);
• Plastikabfälle und Plastikanteile in Versorgungsketten verringern.
Luft und Boden schützen:
• Beibehaltung der hohen Standards der Abluftreinigung der Industrie;
• Mehr Grün in den Städten statt rigoroser Nachverdichtung;
• Sorgsamerer Umgang mit Baugrund und Gewerbeflächen;
• Energieeffizienzmaßnahmen von Gebäuden unterstützen: energetische Sanierung und nachhaltiges Bauen;
• Flächensparen und Reaktivierung von Leerstand und Gewerbebrachen;
• Bodenschutz-Forschung intensivieren und besserer Schutz der Böden vor giftigen Stoffen.
Wasser ist Leben:
• Anpacken der nächsten Reinigungsstufen in der Abwasserreinigung (Mikroplastik, Hormone et cetera) in allen Kläranlagen in Bayern;
• Unterstützung der Kommunen für dezentralen Wasserrückhalt für Grundwasserbildung und Hochwasserschutz;
• Unterstützung der Kommunen bei der Sanierung der Wasser- und Abwassernetze;
• Reaktivieren von Quellen für die Grundwasserversorgung;
• Bedeutung der kleinen Wasserkraft für das Wassermanagement erkennen und diese unterstützen;
• Förderung von Maßnahmen zur Wassereinsparung.
Flüchtlinge und kein Ende
Was muss der Freistaat beim Thema Flüchtlingsunterbringung aus Ihrer Sicht tun, damit die Kommunen die Aufgabe der Unterbringung von Flüchtlingen bewältigen können?
Antwort: Wir Freie Wähler stehen für einen ideologiefreien, humanen Umgang mit den zu uns kommenden Menschen und verlieren die Sorgen und Nöte unserer eigenen Bevölkerung nicht aus dem Blick. Für unsere Wirtschaft sehen wir in der Zuwanderung eine Chance, um den Bedarf nach Arbeitskräften zu decken. Menschen mit guten Integrationsleistungen sollen schneller die Möglichkeit zur Aufnahme einer Beschäftigung beziehungsweise Ausbildung und damit eine Bleibeperspektive erhalten. Wir wollen auch dafür sorgen, dass unser Rechtsstaat auf der Grundlage der bestehenden Rechts- und Werteordnung weiterhin handlungsfähig bleibt.
Wir wollen:
• Fluchtursachen bekämpfen durch gezielte, faire Wirtschaftspolitik mit den Herkunftsländern;
• mit Kooperationen und Schulbildung Perspektiven schaffen;
• betroffene Nachbarländer und Fluchtgebiete bei der wohnortnahen Aufnahme von Flüchtenden gezielter unterstützen.
Es ist höchste Zeit für schnellere Asylverfahren!
Nach einem Rückgang im ersten Quartal 2023 verzeichnen wir in Bayern mit 3600 Verfahrensneuzugängen wieder eine Zunahme an Asylverfahren – eine Steigerung um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Die EU-Grenzverfahren sind nur bedingt anwendbar. Unsere Ehrenamtlichen, die sich vorbildlich schon seit dem ersten „Wir schaffen das!“ um geflüchtete Menschen kümmern, sind erschöpft!
Wir Freie Wähler orientieren uns am Beispiel der Schweiz. Seit 2019 werden dort 80 Prozent der Asylgesuche aus Ländern mit sehr niedriger Anerkennungsquote innerhalb von 48 Stunden entschieden. Die Zahl der Anträge ist seitdem massiv gesunken. Mit dem unentgeltlichen Rechtsschutz, der jedem Asylsuchenden gewährt wird, stellt man von Anfang an sicher, dass selbst bei diesen schnellen Verfahren das Recht für Asylsuchende angewendet wird. In der Schweiz werden nur noch 33 Prozent der ablehnenden Bescheide angefochten – in Deutschland immerhin 87,2 Prozent. Damit muss sich die Bundesgesetzgebung befassen, um die Verwaltungsgerichte dauerhaft zu entlasten!
Für eine menschenwürdige Unterbringung in den Kommunen Bayerns fordern wir Bund, Land und Kirchen auf, eigene leerstehende Immobilien und Grundstücke für Wohncontainer zur Verfügung zu stellen. Ebenso wichtig ist die soziale Betreuung von Flüchtlingen mit Sprachkursen und Integrationsprogrammen.
Wir fordern:
• Familiennachzug für Asylbewerber deutlich begrenzen;
• Rückkehrhilfen vor Abschiebungen, Ausbau von Rückkehrabkommen, stärkerer Druck auf unwillige Herkunftsländer;
• Abschiebungen weiterhin konsequent durchführen.
Medizin hängt am Tropf
Die heimischen Krankenhäuser machen gewaltige Defizite. Welche Möglichkeiten muss der Freistaat nutzen, um die medizinische Versorgung in Kliniken in der Region sicherzustellen und dabei auch das Personal vernünftig bezahlen zu können? Wie kann man generell die medizinische Versorgung verbessern und Medikamenten-Engpässe vermeiden?
Antwort: Freie Wähler stehen für eine flächendeckende Gesundheitslandschaft mit freiberuflichen Ärzten, Hebammen, inhabergeführten Apotheken und starken Krankenhäusern. Die Gesundheitsversorgung muss zur Daseinsvorsorge erklärt werden. Erst das führt zu einer Erhöhung der finanziellen Unterstützung. Die Kürzung der Förderung im ländlichen Raum durch den Bund sowie Lauterbachs Vorschläge zur Krankenhausreform treffen die medizinische Versorgung nun doppelt.
Wir setzen uns ein für:
• Stärkung der kommunalen Krankenhäuser;
• Moratorium und Sonderfinanzierung des Freistaates Bayern für die nächsten fünf Jahre zum Erhalt der kleineren Krankenhäuser;
• Weitere Privatisierung von Kliniken verhindern – Investoren aus dem Ausland wollen hohe Renditen erlangen, das geht zu Lasten der Pflegequalität;
• Planungsobrigkeit für Krankenhäuser in Länderhand belassen, Planungsstellen hochgradig mit Absolventen aus der Pflegeforschung oder Pflegewissenschaft besetzen;
• Reformierung des Krankenversicherungssystems, zum Beispiel nur noch eine Kasse nach französischem Modell;
• Sanierungszwang (Gebäudeenergiegesetz) aufheben und Vollfinanzierung durch den Staat;
• Bürokratieabbau.
Wir müssen das Pauschale Abrechnungssystem DRG reformieren. Patienten werden teilweise „blutig“ entlassen, um einen höheren Durchlauf und somit mehr Gewinn zu erzielen. Die Nachsorge soll der Hausarzt übernehmen, der vielerorts schon gar nicht mehr vorhanden ist. Eine differenziertere Einteilung der Patienten nach Schwere und Umfang der Erkrankung muss für eine gerechtere Vergütung angestrebt werden.
Dem Fachkräfte- und Medizinermangel ist so entgegenwirken:
• Mehr Ärzte für Bayern – weiterer Ausbau der Medizinstudienplätze und Reform des Numerus Clausus;
• Erhöhung der Landarztstipendiums;
• Tarifverträge mit Mindestlöhnen und Anpassung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) – zuletzt 1996 aktualisiert;
• Übernahme von Fort- und Weiterbildungen (Studiengängen) durch den Staat, Schulgelder abschaffen;
• Wohnungen und Unterkünfte für Angestellte und Azubis/ Praktikanten;
• Anpassung der Ausbildung und des Berufsbildes an die Lebenswirklichkeiten der Menschen mit mehr Teilzeit, Mamadienstzeiten, et cetera.
Kein Kahlschlag bei der medizinischen Versorgung:
• Apothekenversorgung vor Ort zur Sicherung des Verbraucherschutzes erhalten;
• Medikamente im eigenen Land produzieren, auch von Apothekern vor Ort – Unabhängigkeit von ausländischen Lieferanten;
• Ehrenamtliche Hospiz- und Palliativmitarbeiter besser unterstützen.
Bahnausbau in der Warteschleife
Der Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing verzögert sich massiv bis Mitte 2035. Was kann der Freistaat tun, um das Genehmigungsverfahren und den Bau zu beschleunigen?
Antwort: Mary Fischer (60), Rimsting, Freie Wähler
Seit Jahrzehnten wird der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassung eingefordert. Mit der Festschreibung im Bundesverkehrswegeplan 2030 waren die Planungen auf einem guten Weg. In Teilen stand man kurz vor der Einreichung des Planfeststellungsverfahrens. Durch das 2020 vom Bundestag erlassene legendäre Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz aus dem Hause des früheren Bundesverkehrsministers Scheuer, welches eigentlich Großvorhaben beschleunigen sollte, wurde das Projekt Ausbaustrecke ABS 38 jedoch weit zurückgeworfen. Bereits abgeschlossene Planungen und Verfahrensschritte müssen nun nach diesem Gesetz neu durchgeführt werden. Vollkommen unverständlich: Verfahren, die bereits einen guten Stand erreicht hatten, sind wieder auf Anfang gestellt! Der erforderliche Ausbau der Bahnstrecke von Mühldorf über Freilassung nach Salzburg ist für das Bayerische Chemiedreieck von enormer Bedeutung und für die Anbindung an die Häfen Triest und Koper besonders wichtig. Ein großer Teil der Seefracht wird über diese Häfen abgewickelt, da der Seeweg über Rotterdam einen deutlich längeren Transportweg bedeutet. Schnelligkeit auch bei Transporten ist eben ein wichtiger Wettbewerbsfaktor für unsere heimische Industrie. Zudem müssen wegen der eingeschränkten eingleisigen Kapazität der Bahn Güter mit dem Lkw transportiert werden. Das steigert das Verkehrsaufkommen auf den Straßen und führt zu zeitlichen Verzögerungen.
Bei der ganzen Thematik darf auch der Ausbau der sogenannten Walpertskirchner-Spange nicht fehlen. Diese Baumaßnahme, die zum Projekt Erdinger Ringschluss gehört, ist ebenso dringend erforderlich, um die Bahnhöfe Mühldorf und Salzburg an den Münchner Flughafen anzubinden. Damit wäre der Münchner Flughafen von unserer Region aus einfacher zu erreichen. Voraussetzung ist jedoch die Elektrifizierung der ABS 38. Als Freie Wähler wollen wir die Wirtschaftsregion um das Bayerische Chemiedreieck stärken und einer Abwanderung der Industrie entgegenwirken. Die Bundesregierung steht in der Pflicht, die geplanten Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen zu beschleunigen und genehmigte Teilbereiche zur Ausführung bringen. Damit sich nicht einzelne betroffene Gemeinden zur Klage gegen das Bahnprojekt genötigt sehen, weil sie die Finanzierung von Bahnbrücken nicht stemmen können, muss der Freistaat hier finanzielle Unterstützung leisten oder vom Bund einfordern, um weitere Verzögerungen zu vermeiden.
Lärmschutz für A94-Anwohner
Vor der letzten Bundestagswahl versprach Ministerpräsident Markus Söder, sich um das Problem der Lärmbelastung an der A94 zu kümmern. Bis heute ist nichts geschehen. Was wollen Sie tun, um den Anwohnern angemessenen Lärmschutz zu bieten?
Antwort: Zwei Monate vor der letzten Kommunalwahl hatte Ministerpräsident Söder großspurig ein Tempolimit auf 120 km/h auf der A 94 angekündigt. Im September 2020 kippte das Münchner Verwaltungsgericht dieses Tempolimit wieder. In Folge dessen ist der Streit um einen baulichen Lärmschutz zumindest auf Teilstrecken der A 94 im Gange. Seit dem 1. Januar 2021 ist mit dem Übergang der Autobahndirektion Südbayern in die Niederlassung Südbayern der Autobahn GmbH der Bund jetzt der verantwortliche gesetzliche Baulastträger und damit das Bayerische Verkehrsministerium nicht mehr „weisungsbefugt“.
Der Verkehrslärm durch die A 94 ist für die Anlieger ein großes Problem, da dieser Lärm eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität und möglicherweise auch der Gesundheit darstellt. Die Politik darf sich nicht hinter juristisch abgesicherten Entscheidungen verschanzen, sondern muss sich in diesem Fall nach Bedürfnissen der Menschen richten – zumal sich die Gutachten und Richtwerte knapp im Bereich des Zumutbaren bewegen. Wir Freie Wähler haben das Ohr an den Bürgern und nehmen ihre Interessen wahr. Dem Bayerischen Verkehrsministerium liegen Vorschläge für „überobligatorische“ Maßnahmen vor, die nachträglich eine Verbesserung der Lärmsituation bewirken können – in Höhe von geschätzten 41 Millionen Euro (Stand Januar 2021). Dazu gehören die nachträgliche Erhöhung der Lärmschutzwände auf Brücken für etwa 9500 Quadratmeter, die Kapselung bei zwölf Wartungsgängen unter den Großbrücken und die Herstellung eines lärmmindernden Belages auf elf Kilometern Strecke.
Natürlich schafft man damit einen Präzedenzfall, aber das ist der Bund den Anwohnern schuldig, die ihrerseits bereits auch Kosten und Mühen auf sich nehmen, um sich zu schützen und dauerhaft mit den Gegebenheiten vor Ort klar kommen müssen. Es ist nicht mehr vermittelbar, dass Bayern enorme Summen in den Länderfinanzausgleich bezahlt – in Fällen wie diesen muss ein Rückfluss aus dem Bundesverkehrsministerium stattfinden!
Wald muss für Windräder weichen
Mitten im Altöttinger Staatsforst soll der größe Windpark in Bayern gebaut werden – ein exemplarisches Beispiel für das Spannungsfeld von Erneuerbaren Energien und Naturschutz. Geplant sind bis zu 40 Windräder, die das Chemie-Dreieck mit Energie versorgen sollen. Bürgerbeteiligung sowie bestmöglicher Schutz von Mensch und Natur: Was ist zu tun, damit die Kommunen bekommen, was sie wollen?
Antwort: Der Klimawandel ist definitiv spürbar. Damit ist die Energiewende eine notwendige gesamtgesellschaftliche Maßnahme, um die Erderwärmung nicht noch weiter zu forcieren. Gerade unser Bayerisches Chemiedreieck ist auf Energie angewiesen. Studien belegen, dass der Strombedarf durch den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen in der Region deutlich ansteigen wird. Die Zuleitung von Strom aus Norddeutschland scheitert an den Widerständen zu Südlink und Süd-Ostlink und wird noch viele Jahre dauern. Deshalb bauen wir Freie Wähler auf die dezentrale Energieerzeugung. Mit den geplanten Windrädern könnten rund zehn Prozent der in der Region erforderlichen grünen Strommenge erzeugt werden. Diese Leistung wäre ein wichtiger Baustein in der künftigen Energieversorgung des Chemiedreiecks.
Aber warum gerade im Wald? Der Staatsforst im Landkreis Altötting hat eine Fläche von 5000 Hektar. Lediglich auf einer Teilfläche von rund einem Viertel des Waldes können überhaupt Windräder platziert werden. Nach Angaben der Planungsfirma werden für den Windpark 30 Hektar Wald dauerhaft gerodet werden müssen. Das sind 0,6 Prozent der derzeit vorhandenen Waldfläche. Außerdem müssen die Rodungsflächen angrenzend wieder aufgeforstet werden. Unsere Region ist stark zersiedelt. Es gibt kaum eine Möglichkeit, den derzeit noch vorgeschriebenen Abstand zu einem Wohngebäude einzuhalten. Im Staatsforst wird die Beeinträchtigung für die Anlieger voraussichtlich deutlich geringer sein als bei Windrädern auf der freien Fläche.
Natürlich muss bei der Planung auch durch die Fachbehörden sehr stark darauf hingewirkt werden, dass die Eingriffe natur- und waldschonend sind. Von Seiten der Kommunen wurden Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung eingefordert. Auch unterliegt die Genehmigung der Windräder einem öffentlichen Genehmigungsverfahren. Wir setzen und vertrauen auf die Rechtsstaatlichkeit unserer Behörden in diesem Verfahren. Der Bund Naturschutz dazu: „Was nützt uns irgendwann ein kaputter Wald, weil wir nicht auf alternative Energien umgestellt haben.“
Wir Freie Wähler wollen:
• die Ausbaudynamik forcieren durch eine verpflichtende Beteiligung der Kommunen an Windenergie und Photovoltaik, damit die Bürger auch vom Ertrag aus den regenerativen Energien profitieren;
• die 10-H-Regel abschaffen;
• die Produktion von Photovoltaik-Komponenten, Windkraft-Komponenten nach Bayern holen; Ansiedlung entsprechender Unternehmen fördern, um dadurch die Abhängigkeit von Importen zu verringern.
Ihr Lieblingsthema
Ein Thema, das Sie für sehr wichtig halten, fehlt in der Liste? Etwa Wohnraum, Energiekosten, Bildung, Mittelstand oder Landwirtschaft? Dann nur zu! Nehmen Sie Stellung zu einem Thema Ihrer Wahl.
Antwort: Mein Thema: Tourismus und Landwirtschaft – das charmante Gesicht Bayerns!
Als Betreiberin einer Ferienwohnanlage erfahre ich von unseren Gästen immer wieder, wie liebenswert die Landschaft Bayerns ist. Das verdanken wir zum großen Teil den Landwirten, die diese Kulturlandschaft mit den Wiesen, Weiden Wäldern und Almen geprägt haben. Tourismus und Landwirtschaft ergänzen sich gegenseitig prima, zum Beispiel durch Urlaub auf dem Bauernhof, mit dem sich viele Landfrauen ein zweites Einkommen verschaffen oder die Vermarktung heimischer Produkte in der Gastronomie.
Regionale Wertschöpfung, sanfter Tourismus und qualifizierte Fachkräfte sind wichtige Schlüsselfaktoren:
• Vereinbarkeit von Tourismus, Natur und Lebensqualität sicherstellen;
• Einheitlichen Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für die Gastronomie dauerhaft für Speisen und Getränke etablieren;
• Wirtshaussterben im ländlichen Raum weiterhin entgegenwirken;
• Barrierefreiheit im Tourismus voranbringen;
• Flexibilisierung der Arbeitszeit, EU-Rahmen ausschöpfen;
• Tourismusmarke Bayern weiter stärken;
• Energieautarke touristische Angebote fördern;
• Ausbau des ÖPNV in und zu Tourismusgebieten und -regionen;
• Steuerliche Erleichterungen für touristisches Personal nach österreichischem Vorbild (Steuerfreiheit der Unterkunft, 13./14. Monatsgehalt) Fachkräftesicherung – sonst läuft nichts;
• Optimale und zeitgemäße Arbeitsbedingungen für alle Arbeitnehmer;
• Einwanderungsgesetz für eine qualifizierte Zuwanderung;
• Höhere Erwerbstätigkeit von Frauen durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf;
• Verpflichtende Schulpraktika in allen weiterführenden Schularten;
• Zuwanderer schneller und gezielter in Arbeitsprozesse integrieren, Arbeit muss attraktiver sein als Bürgergeld.
Regionalität und regionale Wertschöpfung sind Herzensthemen von uns Freien Wählern:
• Ausbau und Unterstützung der heimischen Direktvermarktung, keine überzogene Bürokratie;
• Mehr Wertschöpfung für den Erzeuger, Honorierung von Tierschutz- und Umweltstandards, klare Herkunftskennzeichnung;
• Erhalt und Wiederaufbau der kleinstrukturierten, verbrauchernahen und mittelständischen Land- und Ernährungswirtschaft;
• Ausbau der Weidetierhaltung, Weide- und Hofschlachtung;
• Tierschutz und bessere Fleischqualität durch kurze Wege;
• Besserer Schutz vor Billigimporten mit niedrigen Standards;
• Land- und Ernährungswirtschaft sowie Ernährungshandwerk wie Metzger und Bäcker erhalten und stärken.
Anmerkung der Redaktion: Die Antworten des Kandidaten/der Kandidatin wurden 1:1 von der Redaktion übernommen, inhaltlich nicht überarbeitet und müssen deswegen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.