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Infrastruktur im Krieg
Krim-Brücke im Ukraine-Krieg: Putins Prestigeprojekt steht unter Druck
Putins Krim-Brücke galt als unantastbar. Doch wieder wurde sie getroffen. Symbolisch und militärisch verliert sie an Bedeutung.
Kiew – Erneut ist es der Ukraine gelungen, die wichtige Straßen- und Eisenbahnbrücke zwischen der von Russland besetzten Halbinsel Krim und dem russischen Festland zu beschädigen. Seit der Ukraine-Krieg im Februar 2022 begonnen hat, wurde die Krim-Brücke damit insgesamt dreimal zum Ziel ukrainischer Angriffe. Angesichts ihrer strategischen und symbolischen Bedeutung für Moskau ist das kaum verwunderlich.
Die 19 Kilometer lange Krim-Brücke wurde von Russland ab 2016 gebaut, um die völkerrechtswidrig besetzte Halbinsel über die Straße von Kertsch mit dem russischen Festland zu verbinden. Sie umfasst ein Brückenbauwerk für eine vierspurige Autobahn sowie ein separates Bauwerk südlich davon, das eine zweigleisige Eisenbahnstrecke aufnimmt, die parallel zur Straße verläuft. Damit zählt das Gesamtbauwerk als größtes Brückenprojekt, das jemals von Russland errichtet wurde.
Ein Symbol für Putins Machtanspruch: Krim-Brücke als ideologische Stütze des russischen Imperialismus
Verantwortlich für die Umsetzung des umgerechnet rund 3,1 Milliarden Euro teuren Projekts war der Unternehmer Arkady Rotenberg, ein enger Verbündeter und ehemaliger Judopartner des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Für den Machthaber Russlands hat die Krim-Brücke eine immense persönliche Bedeutung. Sie stellt eine direkte physische Verbindung zwischen der Krim und Russland dar – eine Verbindung, die Putin zufolge nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu Unrecht unterbrochen worden war.
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Symbolisch bekräftigt die Brücke die Vorstellung, dass die Krim ein Eckpfeiler der russischen Identität und Geschichte ist. Der russischen Staatsmythologie zufolge entstand die russische Staatlichkeit im Jahr 988 n. Chr. mit der Taufe von Fürst Wladimir in Chersones (dem heutigen Sewastopol) auf der Krim. Als Schauplatz mehrerer historischer Kriege, darunter der Krimkrieg im 19. Jahrhundert und der Zweite Weltkrieg, wird die Krim in russischen Erzählungen als Ort des heldenhaften Widerstands und des Patriotismus verherrlicht.
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Bei der Fertigstellung im Jahr 2018 ließ es sich der russische Präsident somit nicht nehmen, das Bauwerk mit großem Pomp selbst für den Straßenverkehr freizugeben, indem er als erster mit einem Lkw über die Brücke fuhr. Seitdem hat Putin zahlreiche Veranstaltungen auf der Brücke inszeniert, um patriotische Gefühle und die Unterstützung für den „Krim-Konsens“ zu fördern, der die Annexion von 2014 rechtfertigen soll.
Was passiert mit der Krim-Brücke, wenn die Ukraine den Krieg gewinnt?
Seit Beginn der russischen Invasion haben Vertreter der ukrainischen Regierung wiederholt erklärt, dass die Brücke sicher und ohne Beeinträchtigung der Umwelt abgebaut werden wird, wenn sie bis zum Ende des Krieges bestehen bleibt. „Für uns ist klar, dass es sich um eine feindliche Anlage handelt, die außerhalb des Rahmens des Völkerrechts errichtet wurde, daher ist es klar, dass dies unser Ziel ist und jedes Ziel, das Krieg und nicht Frieden bringt, neutralisiert werden muss“, so der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf dem Aspen Security Forum 2023.
Besonders relevant wurde der Bau einer „Kertsch-Brücke“ (ein anderer Name für die Krim-Brücke) für Putin, nachdem 2014 der Versuch, einen Landkorridor zur besetzten Krim aus Richtung Mariupol zu erobern, gescheitert war. Neben dem Ziel, die vorübergehend besetzte Krim in das Territorium der Russischen Föderation zu integrieren, bezweckte Moskau so die wirtschaftlichen und finanziellen Verluste für den künftigen Unterhalt der Halbinsel zu reduzieren. Obendrein verschärft die Brücke Beschränkungen für den freien Schiffsverkehr in der Straße von Kertsch sowie im Asowschen Meer und verbessert die militärischen und logistischen Fähigkeiten Russlands.
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Spätestens seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs wird das Bauwerk von den russischen Streitkräften systematisch für den Transfer von militärischer Ausrüstung und Personal genutzt. Durch die Brücke mit Russland verbunden, dient die Krim als wichtiger Knotenpunkt für die Schwarzmeerflotte Moskaus und unterstützt die Versorgungskette der russischen Streitkräfte, die den Süden der Ukraine besetzt halten. Auch bei der Unterstützung des ehemaligen syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, dem sogenannten „Syrien-Express“, spielte die Krim-Brücke eine entscheidende Rolle. Wiederholt wurden Militärkontingente, Waffen und militärische Ausrüstung von der besetzten Krim nach Syrien transportiert.
Für die Streitkräfte der Ukraine stellt das Bauwerk somit ein lohnendes Ziel dar. Im Oktober 2022 kam es zu Explosionen auf der Krim-Brücke, während diese aktiv für den Transfer von Waffen und Personal genutzt wurde. Bei einem zweiten Angriff am 17. Juli 2023 wurde ein Brückenfeld aus seiner Verankerung gerissen und ein weiteres beschädigt. Der jüngste Schlag der Verteidiger erfolgte am Dienstag (03. Juni). Laut dem Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) wurden dabei mehrere Teile der Brückenpfeiler mit Sprengsätzen zerstört. Der SBU sprach davon, dass die Brücke dadurch „faktische einsturzgefährdet“ sei. Unabhängig überprüfen lassen sich die Äußerungen jedoch nicht. (tpn)