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Ukraine-Krieg

Nato-Training für Ukraine-Soldaten entpuppt sich als kriegsfremd

Immer mehr ukrainische Soldaten bemängeln das Nato-Training. Manche wünschen sich, dass erfahrene ukrainische Soldaten sie ausbilden.

Kiew – Immer wieder tauchen Anmerkungen von ukrainischen Soldaten auf, die das Nato-Training als kriegsfremd bezeichnen. Ein neuer Bericht der französischen Tageszeitung Le Monde soll erneut die Defizite des Trainings für den Einsatz im Krieg gegen Russland aufzeigen. Besonders die militärischen Strategien seien nicht anwendbar auf die Situationen, die die Soldaten im Kampf vorfinden. Einige ukrainische Soldaten, die in das Vereinigte Königreich, nach Spanien, Deutschland oder Polen geschickt wurden, um moderne Kampftechniken zu erlernen, zeigen sich enttäuscht. Darunter auch ranghöhere Offiziere. Die Trainierten erhalten zwar ein Grundwissen, seien aber noch nicht für einen Einsatz an der Front geeignet.

Diese Frage steht auch im Mittelpunkt einer Debatte darüber, warum es der Gegenoffensive im Südosten der Ukraine nach drei Monaten zermürbender Kämpfe noch nicht gelungen ist, bis zum Asowschen Meer vorzudringen. Das erklärte Ziel ist, die Landbrücke abzuschneiden, die die annektierte Krim mit den von Russland besetzten südukrainischen Gebieten verbindet. Bislang sind nur einige Ortschaften befreit worden. Während viele Faktoren eine Rolle spielen – vor allem eine gewaltige und gefährliche Verteidigungslinie Russlands – wird die Frage nach der Effektivität des Nato-Trainings zunehmend diskutiert.

Ukrainische Soldaten kritisieren Nato-Training

Die Ausbildung, die sie erhalten hätten, sei uneinheitlich gewesen und habe auf Handbüchern beruht, die nicht an die Gegebenheiten vor Ort in der Ukraine angepasst gewesen seien, erklärten erfahren ukrainische Soldaten gegenüber Le Monde und dem Kyiv Independent. Ihrer Meinung nach klaffe eine deutliche Lücke zwischen Theorie und Praxis, eine Lücke, die Menschenleben gekostet habe. Über 26.500 ukrainische Soldaten wurden seit dem Winter 2022 von der Nato ausgebildet. Darunter 5000 in Deutschland.

Auch Übersetzungsprobleme sollen zu Schwierigkeiten geführt haben, wie ein Rekrut berichtete. „An einem Tag sagten uns die Ausbilder, wir sollten an unsere eigene Sicherheit denken, bevor wir Verletzten helfen. Der ukrainische Übersetzer sagte aber: ‚Wenn jemand verwundet ist, töte ihn zur eigenen Sicherheit‘.“ Bei der für den Krieg in der Ukraine so wichtigen Minenräumung gebe es auch unterschiedliche Standards. Ukrainische Soldaten haben in Nato-Trainings gelernt, komplette Minenfelder zu räumen. Vor Ort sei es allerdings sicherer, Pfade durch Minenfelder zu schlagen. Die Verminung durch Wladimir Putins Armee ist zu umfassend. Über den sicheren Pfad könnten Truppen vorrücken, alles andere beanspruche zu viel Zeit.

Ukrainische Soldaten bei einer Übung: Hilft das Nato-Training Kiews Truppen weiter?

Die für den Ukraine-Krieg so wichtigen Infanterie-Bewegungen werden zu wenig geübt

Auch bei den wichtigen Taktiken der Infanterie-Bewegungen, die für den Grabenkrieg besonders wichtig sind, sehen die Soldaten Defizite. Diese werden zwar gelehrt, Angriffe aber nicht simuliert. Einige Soldaten erklärten gegenüber The Kyiv Independent, dass das Nato-Training sie auf einen Krieg vorbereitet hätte, den es in der Ukraine so nicht gebe. Die Nato-Offiziere würden die Realität vor Ort nicht verstehen. Die Nato-Kriegsführung sehe massive vorbereitende Luftangriffe, Artilleriebeschuss und Minenräumung vor, bevor die Infanterie zum Einsatz komme. Besonders die Luftunterstützung fehlt den Soldaten von Wolodymyr Selenskyj im Ukraine-Krieg allerdings. Berichten zufolge weichen die ukrainischen Truppen vermehrt von Nato-Taktiken ab.

Ein anderer Soldat erklärte, er habe mehrmals darauf hingewiesen, dass Nato-Handbücher in der Ukraine nicht funktionieren würden. Er habe auch darum gebeten, an Drohnen ausgebildet zu werden. Aufklärung und Angriffe durch Drohnen sind essentieller Bestandteil der ukrainischen Taktik gegen Russland. Die Antwort sei gewesen, dass eine Ausbildung an Drohnen nicht Bestandteil des Nato-Trainings sei.

Ukrainische Soldaten bekomme für ihre Kritik Zustimmung von ausländischen Soldaten

Zu den Kritikern der Nato-Ausbildung gehört Ryan O‘Leary, ein Veteran der US-Army National Guard, der zehn Jahre lang in Afghanistan und im Irak im Einsatz war und sich wenige Tage nach dem Einmarsch Russlands der Fremdenlegion der Ukraine anschloss. Nach seiner Ankunft wurde er fast sofort mit anderen amerikanischen und britischen Freiwilligen losgeschickt, um russische Einheiten daran zu hindern, von Norden her in die ukrainische Hauptstadt einzudringen.

O‘Leary ist der Meinung, dass die Ausbildung der neuen Brigaden besser gewesen wäre, wenn sie von Ukrainern durchgeführt worden wäre. Die hätten die Kampfhandlungen erlebt. Die harten Lektionen, die sie gelernt haben, könnten sie dann lehren, damit andere sie nicht wiederholen, erklärte er gegenüber Politico. (PaPel)

Rubriklistenbild: © Dmytro Smolienko/Avalon/Imago

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