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Washington Post

Verbote pro-palästinensischer Proteste: Europas Meinungsfreiheit wird auf die Probe gestellt

Palästinensische Flaggen vor dem Brandenburger Tor in Berlin bei einer Demonstration 2018 (Symbolbild).
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Palästinensische Flaggen vor dem Brandenburger Tor in Berlin bei einer Demonstration 2018 (Symbolbild).

Europaweit drängt der Krieg in Israel die Menschen auf die Straßen. Im Fokus: Pro-palästinensische Proteste - vor allem Deutschland greift hart durch.

Berlin – Vor dem Brandenburger Tor in Berlin demonstrierten 10.000 Menschen ihre Solidarität mit Israel. Die großen politischen Parteien unterstützten die Veranstaltung. In einer mitreißenden Rede sprach der deutsche Bundespräsident von einer nationalen Verantwortung, „jüdisches Leben zu schützen“.

Ein paar Blocks weiter drangen Beamte in Einsatzkleidung zu einer viel kleineren Versammlung vor, bei der Demonstranten, die sich einem Demonstrationsverbot widersetzten, palästinensische Flaggen schwenkten. Einige Teilnehmer wurden mit gefesselten Händen abgeführt. Andere zerstreuten sich und machten ihrer Wut Luft.

„Jeder hat das Recht zu trauern“, sagte Rabea, eine 28-jährige Frau mit Familie im Gazastreifen, die nur mit ihrem Vornamen genannt werden wollte, als sich der verbotene Protest am Sonntag (22. Oktober) auflöste. „Jeder hat das Recht, seine Geschichte zu erzählen.“

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Wegen Krieg in Israel: Pro-palästinensische Proteste in Europa blockiert

Auf den Straßen Europas stellt der israelisch-palästinensische Konflikt einige der grundlegendsten Prinzipien der westlichen Welt auf die Probe: das Recht auf friedliche Versammlung und Redefreiheit.

Nationale und lokale Regierungen in großen europäischen Ländern haben pro-palästinensische Proteste blockiert und Hunderte von Demonstranten unter Berufung auf ein übergeordnetes Interesse an der öffentlichen Ordnung und Sicherheit festgenommen. In Berlin wurde Schulen die Erlaubnis erteilt, traditionelle Kufiya-Schals, Karten von Israel in den Farben der palästinensischen Flagge und Aufkleber mit der Aufschrift „Free Palestine“ zu verbieten.

Diese Maßnahmen erfolgen inmitten einer Flut von Bombendrohungen gegen Schulen, Kulturstätten und Verkehrsknotenpunkte sowie einer sprunghaften Zunahme von Berichten über Antisemitismus. Zwei tödliche Terroranschläge in diesem Monat - die Ermordung eines Lehrers in Frankreich und die Erschießung schwedischer Staatsangehöriger in Brüssel - wurden zwar nicht direkt mit dem Krieg in Israel in Verbindung gebracht, haben aber dennoch zu einer erhöhten Einschätzung der Bedrohungslage in Europa geführt.

Zivile Opfer in Gaza: Europäische Staats- und Regierungschefs äußern Besorgnis

Kritische Stimmen stellen jedoch in Frage, ob die Protestbeschränkungen auf berechtigten Sicherheitsbedenken beruhen oder ob sie Ausdruck von Übervorteilung und Voreingenommenheit seitens der Regierung sind. Dies gilt selbst dann, wenn die allgemeine Abscheu über den schrecklichen Hamas-Angriff vom 7. Oktober der Besorgnis über die steigende Zahl von Toten durch Israels Bombardierung des Gazastreifens weicht.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben ihre Besorgnis über die zivilen Opfer zum Ausdruck gebracht. „Der Kampf muss gnadenlos sein, aber nicht ohne Regeln“, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron bei einem Besuch in Israel in dieser Woche. Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien sowie die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, haben Israel jedoch ihre überwältigende Unterstützung angeboten.

Diese diplomatische Unterstützung wurde begleitet von Hinweisen auf eine unbezahlbare Schuld, die dem Judentum noch zusteht. Die Regierung der rechtsextremen italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat sich beispielsweise für die Finanzierung eines neuen Holocaust-Museums ausgesprochen, das möglicherweise in der Villa des faschistischen Diktators Benito Mussolini in Rom untergebracht werden soll. „Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass das Böse des verbrecherischen Nazi-Faschismus und die schändlichen Rassengesetze nicht vergessen werden“, sagte Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano in einer Erklärung. „Das gilt heute umso mehr, als wir Zeugen der Massaker der Hamas in Israel sind.“

Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern 

Vor 60. Gründungstag von Israel
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen entschied 1947 über die Teilung Palästinas in zwei Staaten, einen jüdischen und einen arabischen. Im Teilungsplan wurde auch festgelegt, dass die Briten ihr Mandat für Palästina bis August 1948 niederlegen. Großbritannien hatte nach dem Ersten Weltkrieg das Gebiet besetzt und war 1922 offiziell mit dem Mandat über Palästina beauftragt worden. Am 14. Mai 1948 wurde auf Grundlage des UN-Beschlusses der jüdische Staat gegründet. © dpa
Proklamation des Staates Israel
Nach der Unterzeichnung der Proklamationsurkunde am 14. Mai 1948 im Stadtmuseum von Tel Aviv hält eine nicht identifizierte Person das Schriftstück mit den Unterschriften in die Höhe. Links ist David Ben Gurion zu sehen, der erste Ministerpräsident Israels. © dpa
Israelischer Unabhängigkeitskrieg
Ein historisches Datum für den Staat Israel. Doch die arabischen Staaten Libanon, Syrien, Jordanien, Ägypten und Irak erkannten die Gründung nicht an und überschritten nur einen Tag später mit ihren Armeen die Grenzen. So begann der Palästina-Krieg, der im Januar 1949 mit dem Sieg Israels endete. Das Foto zeigt israelische Mitglieder der paramilitärischen Organisation Haganah im August 1948.  © AFP
Operation Yoav
Die israelische Armee konnte während des Krieges 40 Prozent des Gebiets erobern, das eigentlich laut dem ursprünglichen UN-Plan zur Teilung für die arabische Bevölkerung vorgesehen war. So wurde auch der westliche Teil von Jerusalem von Israel besetzt.  © Imago
Waffenstillstand Israel Palästina 1949
Die Vereinten Nationen vermittelten zwischen Israel und Ägypten, und so kam es zwischen den beiden Ländern am 24. Februar 1949 zu einem Waffenstillstandsvertrag. Andere arabische Kriegsgegner folgten mit Waffenstillständen bis Juli 1949. Laut Schätzungen starben bei dem Krieg, den die arabischen Länder gestartet hatten, mehr als 6000 Israelis und 6000 Araber.  © ACME Newspictures/afp
Arafat. Geschichte des Krieges in Israel
Jassir Arafat gründete 1959 die Fatah, eine Partei in den palästinensischen Autonomiegebieten. Laut ihrer Verfassung war ihr Ziel, auch mit terroristischen Mitteln die Israelis aus Palästina zu vertreiben und Jerusalem als Hauptstadt zu installieren. Ebenfalls als Ziel rief die Fatah die „Ausrottung der ökonomischen, politischen, militärischen und kulturellen Existenz des Zionismus“ aus.  © PPO/afp
Arafat
1993 erkannte die Fatah mit ihrem Vorsitzenden Jassir Arafat das Existenzrecht Israels im Osloer-Friedensprozess an, und wollte den Terror als Waffe nicht mehr nutzen. Allerdings gab es immer wieder Bombenattentate in Israel. 2011 suchte Arafat den Schulterschluss mit der Hamas. Gemeinsam planten sie, eine Übergangsregierung zu bilden, was bis heute nicht umgesetzt wurde. Innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ist die Fatah die stärkste Fraktion. © Aleksander Nordahl/Imago
1974 Arafat vor UN
Im Oktober 1974 erkannte die Vollversammlung der Vereinten Nationen die PLO als Befreiungsbewegung an. Daraufhin wurde Arafat als Vertreter eingeladen. Am 13. November 1974 eröffnete Arafat die Debatte in der Vollversammlung. Er beendete die Rede mit dem Satz: „Ich bin mit einem Olivenzweig in der einen und dem Gewehr des Revolutionärs in der anderen Hand hierhergekommen. Lasst nicht zu, dass der grüne Zweig aus meiner Hand fällt!“ © dpa
Kampfflugzeug im Sechs-Tage Krieg
Vom 5. Juni bis 10. Juni 1967 fand der Sechstagekrieg zwischen Israel auf der einen und Ägypten, Jordanien und Syrien auf der anderen Seite statt. Auslöser war die ägyptische Blockade der Seestraße von Tiran für die Israelis, die so abgeschnitten waren. Außerdem hatte der ägyptische Präsident den Abzug der Blauhelme erzwungen, die die nördliche Grenze Israels sicherten. Als Drohung schickte Ägypten dann 1000 Panzer und 100.000 Soldaten an die Grenzen zu Israel. Als Reaktion auf die Bedrohung flogen die Israelis einen Präventiv-Schlag. Auf dem Foto sieht man ein ägyptisches Kampfflugzeug. Während des Krieges konnte Israel die Kontrolle über den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem erlangen. Weil Israel seine Angreifer besiegen konnte, machte der Staat am 19. Juni 1967, neun Tage nach seinem Sieg, Ägypten und Syrien ein Friedensangebot. Darin enthalten die Aufforderung, Israel als Staat anzuerkennen. © AP/dpa
Arabisch-israelischer Krieg
Am 6. Oktober 1973, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, startete eine arabische Militärkoalition unter Führung Ägyptens und Syriens einen Überraschungsangriff, gleichzeitig auf die Sinai-Halbinsel und die Golanhöhen. Nach anfänglichem Erfolg der arabischen Kriegsparteien gelang es Israel, sich zu behaupten. Erst mit dem Friedensvertrag sechs Jahre später am 26. März 1979, normalisierten sich die Beziehungen zwischen Ägypten und Israel. Ägypten war der erste arabische Staat, der das Existenzrecht Israels anerkannte. © afp
Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten, Jimmy Carter schüttelt dem ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat die Hand.
Das Friedensabkommen vom 26. März. 1979 war ein wichtiger Meilenstein. US-Präsident Jimmy Carter gratulierte damals dem ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat und dem israelischen Premierminister Menachem Begin vor dem Weißen Haus. Nach den Camp-David-Verhandlungen unterzeichneten sie den Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern dort. © Consolidated News Pictures/afp
Beschuss im Libanonkrieg
1982 begann mit dem Libanonkrieg der erste große israelisch-arabische Konflikt, der von Israel gestartet wurde. Die Kriegsparteien waren die israelische Armee und verbündete Milizen auf der einen, die PLO und Syrien auf der anderen Seite. Israel besetzte im Rahmen des Krieges zwischen 1982 und 1985 den Süden Libanons. Später richtete Israel daraufhin dort eine „Sicherheitszone“ ein, die aber Angriffe der Hisbollah aus dem Libanon auf nordisraelische Städte nicht verhindern konnte. Am 25. Mai 2000 zog die israelische Armee aus dem Südlibanon ab.  © Dominique Faget/afp
Soldaten und Kinder bei der Intifada 1987
Am 8. Dezember 1987 brach im Westjordanland und im Gazastreifen ein gewaltsamer Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzung aus. Diesen Aufstand nennt man Intifada. Auf dem Foto ist zu sehen, wie israelische Soldaten Kinder anweisen, das Gebiet zu verlassen, als Hunderte von Demonstranten Steine und Flaschen schleudern.  © Esaias Baitel/afp
Hamas-Kundgebung im Gaza-Streifen
Die PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation), die ihre Zentrale in Tunis hatte, wollte einen eigenen palästinensischen Staat ausrufen, hatte aber keine Kontrolle über die entsprechenden Gebiete. Im Zuge dessen kam es zu einem Gewaltausbruch, der erst 1991 abnahm. 1993 wurde schließlich mit dem Osloer Abkommen die erste Intifada beendet. © Ali Ali/dpa
Der PLO-Führer Yasser Arafat und der israelischen Premierminister Yitzahk Rabin schütteln sich 1993 die Hände.
Nach Jahrzehnten von Gewalt und Konflikten unterschrieben am 13. September 1993 Israels Außenminister Shimon Peres und Mahmoud Abbas, Verhandlungsführer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), unter Aufsicht der russischen und amerikanischen Außenminister die „Osloer Verträge“. Das Foto des Händedrucks zwischen Palästinenservertreter Jassir Arafat und dem israelischen Ministerpräsident Yitzhak Rabin und US-Präsident Bill Clinton wurde weltberühmt. © J. David Ake/afp
Yasir Arafat, Shimon Peres und Yitzhak Rabin erhalten den Friedensnobelpreis
Nach der Unterzeichnung der Osloer Verträge bekamen Jassir Arafat, Schimon Peres und Yitzhak Rabin den Friedensnobelpreis für 1994. Hier die Preisträger zusammen mit ihrer Medaille und ihrem Diplom im Osloer Rathaus. Die Friedensverträge wurden damals als wichtiger Startpunkt für Frieden in der Region gesehen. © Aleksander Nordahl/Imago
Bill Clinton, König Hussein und Rabin bei der Friedenssitzung
1994 folgten Friedensverhandlungen zwischen Jordanien und Israel 1994 im Weißen Haus. Auf dem Foto ist zu sehen, wie der jordanische König Hussein und der israelische Premierminister Yitzahk Rabin bei der Friedenssitzung sich die Hände schütteln. © Imago/ ZUMA Press
Sarg von Yitzhak Rabin, Geschichte des Kriegs in Israel
Mit der Hoffnung auf Frieden in der Region wurde der Hass von israelischen Extremisten größer. Diese wollten Abkommen mit den arabischen Staaten und der PLO nicht akzeptieren. So wurde Yitzhak Rabin zur Zielscheibe und wurde 1995 im Anschluss an eine große Friedenskundgebung in Tel Aviv von einem rechtsextremen Juden ermordet. Das Foto zeigt den Sarg des Premierministers in Jerusalem bei seiner Beerdigung.  © Jim Hollander/dpa
Junge schießt mit Katapult bei der zweiten Intifada, Geschichte des Krieges in Israel
Obwohl es in den 1990er Jahren mit den Osloer Verträgen große Hoffnung auf Frieden gab, hatte sich die Situation nach der Ermordung von Yitzhak Rabin massiv aufgeheizt. 2000 kam es zur zweiten Intifada, dem gewaltvollen Aufstand der Palästinenser mit Straßenschlachten. Die zweite Intifada dauerte bis 2005. © Imago/UPI Photo
Israelische Soldaten 2006, Geschichte des Krieges in Israel
2006 kam es wieder zwischen Israel und dem Libanon zum Krieg. Die Auseinandersetzung wird auch 33-Tage-Krieg oder zweiter Libanon-Krieg genannt, weil sie nach gut einem Monat am 14. August 2006 mit einem Waffenstillstand endete. Das Foto zeigt einen israelischen Soldaten im Libanon-Krieg im Jahr 2006. Eine israelische Artillerieeinheit hatte soeben an der libanesisch-israelischen Grenze in den Libanon gefeuert. Fast 10.000 israelische Soldaten kämpften in der Nähe von etwa einem Dutzend Dörfern im Südlibanon gegen Hisbollah-Kämpfer.  © Menahem Kahana/afp
Israelisches Militär feuert auf Ziele im Libanon
Auslöser des Libanon-Kriegs waren anhaltende Konflikte zwischen der Terrororganisation Hisbollah und der israelischen Armee. Um die Angriffe zu stoppen, bombardierte die israelische Luftwaffe die Miliz aus der Luft und verhängte eine Seeblockade. Die Hisbollah antwortete mit Raketenbeschuss auf den Norden Israels. Später schickte Israel auch Bodentruppen in den Süden von Libanon.  © Atef Safadi/dpa
Angriff im Süden von Beirut
Die libanesische Regierung verurteilte die Angriffe der Hisbollah und forderte internationale Friedenstruppen, um den Konflikt zu beenden. Am 14. August 2006 stimmten schließlich nach einer UN-Resolution die Konfliktparteien einem Waffenstillstand zu. Sowohl die Hisbollah als auch Israel sahen sich als Sieger.  © Wael Hamzeh/dpa
Krieg in Israel
2014 startete die israelische Armee (IDF) mit der Operation Protective Edge am 8. Juli eine Militäroperation, weil die Hamas aus dem Gazastreifen immer wieder Israel beschoss. Ab dem 26. Juli 2014 folgte eine unbefristete Waffenruhe, die kanpp neun jahre währte.  © Abir Sultan/dpa
Jahrestag der Angriffe auf Israel am 7. Oktober
Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas einen Überraschungsangriff auf Israel mit Raketenbeschuss und Bodeninfiltrationen aus dem Gazastreifen, was zu schweren Verlusten und der Entführung zahlreicher Geiseln führte. Hier ist eine Gesamtansicht der zerstörten Polizeistation in Sderot nach den Angriffen der Hamas-Terroristen zu sehen.  © Ilia Yefimovich/dpa
Jahrestag der Angriffe auf Israel am 7. Oktober
Bei dem Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppierungen auf Israel wurden rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seitdem wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen Zehntausende Menschen getötet, darunter auch viele Frauen und Minderjährige. © Ilia Yefimovich/dpa

Rede- und Versammlungsfreiheit in den USA stärker durch die Verfassung geschützt

Die Spannungen im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt schwelen auch in den Vereinigten Staaten, vor allem im Internet, in der Geschäftswelt und auf dem Campus der Hochschulen. Die Einschränkungen der Rede- und Versammlungsfreiheit sind in Europa jedoch weitreichender. In mehr als einem Dutzend europäischer Länder steht die Leugnung des Holocausts unter Strafe.

„Es steht außer Frage, dass der Schutz des Ersten Verfassungszusatzes [in den Vereinigten Staaten] viel stärker ist als in Europa“, sagte Dima Khalidi, Direktor von Palestine Legal, einer in den USA ansässigen pro-palästinensischen Interessengruppe. „Das bedeutet, dass öffentliche Einrichtungen und Beamte in ihren Zensurmöglichkeiten stärker eingeschränkt sind. Es gibt keine Verbote für das Tragen einer Kaffiyeh oder der palästinensischen Flagge oder die Absage von Demonstrationen wie in Europa.“

Frankreich: Kein generelles Verbot pro-palästinensischer Demonstrationen

Frankreich - das Land mit den größten jüdischen und muslimischen Gemeinden in Europa - versuchte, eines der umfassendsten Verbote zu verhängen. Wie in Deutschland unterstützten französische Beamte nach den Hamas-Anschlägen eine Solidaritätsbekundung mit Israel. Der Eiffelturm wurde mit dem Davidstern beleuchtet, während die Demonstranten die israelische Nationalhymne sangen. Innenminister Gérald Darmanin erteilte jedoch die Anweisung, dass alle pro-palästinensischen Proteste verboten werden sollten, „weil sie zu Störungen der öffentlichen Ordnung führen können“.

„Es ist empörend, schockierend und inakzeptabel, dass man sich nicht äußern kann, wenn ein Massaker live übertragen wird“, sagte Walid Atallah, 61, Vorsitzender einer regionalen Vereinigung von Palästinensern, die am 14. Oktober in Paris nicht demonstrieren durfte. Die Polizei begründete dies mit der Gefahr von Gewalt und dem Versäumnis der Gruppe, die Hamas zu verurteilen.

Das oberste französische Verwaltungsgericht hat sich inzwischen gegen ein generelles Verbot von Demonstrationen zur Unterstützung der Palästinenser ausgesprochen, räumte aber ein, dass die lokalen Behörden Proteste von Fall zu Fall untersagen können und dass „im derzeitigen Kontext, der durch starke internationale Spannungen und das Wiederaufleben antisemitischer Handlungen in Frankreich gekennzeichnet ist“, Demonstrationen zur Unterstützung der Hamas oder Angriffe auf Israel legitime Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Ordnung aufwerfen.

Tausende Menschen in Paris skandieren „Israel! Verbrecher!“

Fanny Gallois, Leiterin des Programms für Freiheitsrechte bei Amnesty International Frankreich, sagte, dass das Eingreifen des Gerichts „das Risiko eines willkürlichen Verbots dieser Demonstrationen“ verringert habe, aber die Behörden könnten immer noch frühere Erklärungen von Organisationen überprüfen und vage Gründe finden, um sie an der Durchführung von Kundgebungen zu hindern.

Bei einer Demonstration am Sonntagnachmittag in Paris, die genehmigt wurde, versammelten sich Tausende von Menschen auf dem Place de la République. Die Demonstranten erklommen die hoch aufragende Statue der Marianne, der Verkörperung der französischen Republik, schwenkten palästinensische Fahnen und skandierten „Israel! Verbrecher!“, während die Menge unten jubelte.

Der Protest blieb weitgehend friedlich, aber die Polizei nahm 10 Personen fest, unter anderem wegen antisemitischer Äußerungen und dem Besprühen der Statue, berichtet Le Monde unter Berufung auf die örtlichen Behörden.

Londoner Polizei meldet Zunahme antisemitischer Vorfälle

Die britische Regierung hat zwar keine pro-palästinensischen Proteste verboten, doch wurde ihr ebenfalls vorgeworfen, in der Frage, welche Art von Demonstrationen erlaubt sein sollten, zu weit zu gehen. Innenministerin Suella Braverman schrieb an die Polizeipräsidenten in England und Wales, dass die Besorgnis über explizit pro-Hamas-Symbole und Slogans hinausgehen sollte.

„Ich möchte die Polizei ermutigen zu prüfen, ob Sprechchöre wie: ‚Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein‘ als Ausdruck eines gewalttätigen Wunsches verstanden werden sollten, Israel aus der Welt zu tilgen“, schrieb Braverman. Das Schwenken der palästinensischen Flagge könne in bestimmten Zusammenhängen den Terrorismus verherrlichen, fügte sie hinzu.

Die britischen Behörden waren besonders besorgt über die Zunahme antisemitischer Vorfälle in diesem Monat. Die Londoner Metropolitan Police meldete einen Anstieg antisemitischer Straftaten um 1.353 Prozent sowie einen Anstieg islamfeindlicher Straftaten um 140 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Bürgerliche Freiheiten der Palästinenser in Großbritannien bedroht?

Aktivisten wehren sich jedoch gegen die Vorstellung, dass das Schwenken von Flaggen zu Verhaftungen führen könnte. Ben Jamal, Direktor der Palestine Solidarity Campaign, nannte Bravermans Anweisungen „zutiefst beunruhigend“. „Solche Kommentare bedrohen die bürgerlichen Freiheiten und normalisieren die Entmenschlichung der Palästinenser“, sagte er.

Die stellvertretende Kommissarin der Met Police, Lynne Owens, warnte vor einer zu weiten Auslegung der Unterstützung für die Hamas. „Ein Ausdruck der Unterstützung für das palästinensische Volk im weiteren Sinne, einschließlich des Zeigens der palästinensischen Flagge, stellt für sich allein noch keine Straftat dar“, schrieb sie. Die Londoner Polizei hat fast 30 Demonstranten festgenommen.

Slogan „Vom Fluss zum Meer“: Laut Wiener Polizei „keine Aufstachelung zum Hass“

In Wien hat die Polizei eine pro-palästinensische Demonstration nur wenige Stunden vor ihrem offiziellen Beginn verboten, weil die Organisatoren in Online-Einladungen den Slogan „Vom Fluss zum Meer“ verwendet hatten.

Dieser Slogan wurde auf verschiedene Weise interpretiert. Mikel Oleaga, ein Organisator der österreichischen BDS-Bewegung, die sich für Boykott, Desinvestition und Sanktionen gegen Israel einsetzt, bestritt, dass es sich um einen Aufruf handelte, Juden ins Meer zu treiben, und beschrieb ihn stattdessen als Aufruf, das zu beenden, was Kritiker als apartheidähnliches System in Israel ansehen.

Die österreichischen Behörden, sagte er, seien zu weit gegangen. „Sie sind auf der Suche nach einer Trillerpfeife“, sagte er. „Es gibt nichts, was die österreichische Gesellschaft mehr hasst, als als antisemitisch bezeichnet zu werden, obwohl sie voll von antisemitischen Rechtsextremisten ist. Die Wiener Polizei stellte später fest, dass die Phrase „keine Aufstachelung zum Hass“ darstelle.

Deutschland geht hart gegen Antisemitismus und Gewalt bei Demonstrationen vor

Vielleicht ist das Thema Parolen und Demonstrationen nirgendwo heikler als in Deutschland, wo die größte palästinensische Bevölkerung Europas lebt, wo aber auch der Schatten des Holocausts noch immer das Denken bestimmt.

Meinungsfreiheit, Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit sind in Deutschland durch das Grundgesetz geschützt. Die Behörden in den 16 Bundesländern haben jedoch die Möglichkeit, Versammlungen einzuschränken. In Berlin haben die Behörden in diesem Monat die meisten pro-palästinensischen Proteste abgelehnt. Beim Verbot der „Frieden im Nahen Osten“-Demonstration am vergangenen Sonntag erklärte die Polizei, es bestehe die unmittelbare Gefahr „aufrührerischer, antisemitischer Äußerungen, der Verherrlichung von Gewalt, der Vermittlung von Gewaltbereitschaft und damit der Einschüchterung sowie gewalttätiger Aktivitäten“.

Zunahme antisemitischer Straftaten versetzt deutsche Behörden in Alarmbereitschaft

Hamburg, die zweitgrößte Stadt Deutschlands, hat ein generelles, wenn auch vorübergehendes Verbot verhängt. In einigen Städten haben Versuche, die Beschränkungen zu missachten, zu Zusammenstößen zwischen Bereitschaftspolizei und Demonstranten geführt.

Wie in anderen europäischen Ländern fallen die Verbote mit einer dramatischen Zunahme antisemitischer Handlungen zusammen, die die Behörden in höchste Alarmbereitschaft versetzt haben. Davidsterne wurden auf die Häuser jüdischer Einwohner gemalt, und unbekannte Angreifer warfen Molotowcocktails auf ein jüdisches Gemeindezentrum und eine Synagoge.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte, die Demonstrationsverbote seien „definitiv gerechtfertigt“. „Diese Demonstrationen sind nicht einfach pro-palästinensisch, sondern sie sind antiisraelisch, aggressiv und antisemitisch“, sagte er.

Staatsrechtler: Deutsche ‚Staatsräson‘ kein Rechtsinstrument, um gegen Versammlungen vorzugehen

In einer Rede vor dem deutschen Parlament am 12. Oktober sagte Bundeskanzler Olaf Scholz, die pro-palästinensische Gruppe Samidoun werde verboten, nachdem ihre Anhänger nach den Anschlägen auf Israel am 7. Oktober im Berliner Stadtteil Neukölln gefeiert hatten.

Doch die Regierung stößt zunehmend auf Widerstand. In einem offenen Brief, der zuerst in der Zeitung Taz am Sonntag veröffentlicht wurde, verurteilten mehr als 100 jüdische Künstler und Schriftsteller in Deutschland das Verhalten des Landes gegenüber Unterstützern der palästinensischen Sache. „Was uns erschreckt, ist die vorherrschende Atmosphäre von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. . . . Wir weisen insbesondere die Verquickung von Antisemitismus und jeglicher Kritik am Staat Israel zurück“, heißt es in dem Schreiben.

„Natürlich hat Deutschland mit der Geschichte des Holocaust eine historische Verpflichtung, die es politisch beachten will - was ich völlig verständlich finde“, sagte Clemens Arzt, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. „Aber diese politische Rücksichtnahme schwappt in das Recht über, wo sie nicht hingehört. Die ‚Staatsräson‘ ist kein rechtliches Instrument, um gegen Versammlungen vorzugehen. Und das verwechseln einige Versammlungsbehörden im Moment offensichtlich“, sagte er.

Faiola berichtete aus Rom, Rauhala und Rios aus Paris und Adam aus London. Stefano Pitrelli in Rom trug zu diesem Bericht bei.

Zu den Autoren

Kate Brady ist Rechercheurin und Reporterin im Berliner Büro von The Washington Post. Sie ist seit Anfang 2023 bei der Post und berichtet seit fast einem Jahrzehnt aus Deutschland.

Anthony Faiola ist Büroleiter in Rom für die Washington Post. Seit seinem Eintritt in die Zeitung im Jahr 1994 war er als Büroleiter in Miami, Berlin, London, Tokio, Buenos Aires und New York tätig und arbeitete außerdem als Korrespondent im Ausland.

Emily Rauhala ist die Leiterin des Brüsseler Büros der Washington Post und berichtet über die Europäische Union und die NATO.

Karla Adam ist London-Korrespondentin der Washington Post, für die sie seit 2006 arbeitet. Sie ist ehemalige Präsidentin der Association of American Correspondents in London.

Wir testen zurzeit maschinelle Übersetzungen. Dieser Artikel wurde aus dem Englischen automatisiert ins Deutsche übersetzt.

Dieser Artikel war zuerst am 27. Oktober 2023 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

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