Bayern-Wahl 2023
Aiwangers Ziele nach der Bayern-Wahl: „Würde auch nach Berlin gehen“
Wirtschaftsminister Aiwanger will an seinen Wahlkampfstil festhalten, trotz Flugblatt-Affäre – sagt aber, die Reaktionen „nachvollziehen“ zu können.
München – Hubert Aiwanger könnte sich auch einen Wechsel nach Berlin vorstellen. Zwar sagte er vor der Bayern-Wahl der Mediengruppe Bayern jetzt: „Ich möchte wieder Wirtschaftsminister werden.“ Doch für den Fall, dass seine Freien Wähler einst in den Bundestag einziehen könnten, hat Aiwanger offenbar bereits einen Plan: „Wenn ich in Berlin mehr für Bayern bewegen kann als von München aus, würde ich auch nach Berlin gehen.“
Mit Blick auf die Bundestagswahl sagte Aiwanger er der Mediengruppe Bayern außerdem: „Die Freien Wähler müssen dringend 2025 in den Bundestag und eine bürgerliche Koalition aus Union, Freien Wählern und FDP bilden. Ohne Grüne.“
Flugblatt-Affäre: Söder belässt Aiwanger im Amt
Das ist ganz auf Linie mit Markus Söder. „Bayern kann grüner werden – auch ohne die Grünen!“, meinte der CSU-Chef schon im Wahlkampf 2018. Bayerns Ministerpräsident beließ Aiwanger – seinen Vize-Regierungschef – in der Flugblatt-Affäre im Amt. Durch einen Medienbericht war bekannt geworden, dass Aiwanger als Oberstufenschüler ein antisemitisches Flugblatt bei sich geführt hatte. Dieses soll von seinem Bruder verfasst worden sein.
Aiwanger ist seither Streitfigur. Der damalige Sachverhalt und sein Umgang damit sorgten bundesweit für scharfe Kritik. Aiwanger selbst erklärte zu den Vorwürfen unter anderem, Fehler aus der Jugendzeit dürften einem Menschen nicht „für alle Ewigkeit angelastet werden“.
Bayerns Ministerpräsidenten seit 1945




Bayern-Wahl: „Jüdische Allgemeine“ spricht mit Aiwanger
Der Chef der Freien Wähler kann indes aber verstehen, dass ihm viele Menschen nach der Flugblatt-Affäre nicht mehr trauen. Aiwanger erklärte im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen am 19. September, die kritische Reaktion von Charlotte Knobloch „bestens nachvollziehen zu können“. Knobloch ist Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und hatte erklärt, sie habe zwar Aiwangers Anruf entgegengenommen, nicht aber dessen Entschuldigung. „Ich kann diese Reaktion sehr gut verstehen, es waren ja harte Vorwürfe. Aber ich konnte mich eben bezüglich der Urheberschaft des scheußlichen Papiers nicht entschuldigen, weil ich es nicht war“, so Aiwanger in der Zeitung.
Er werde sich aber noch vor der Landtagswahl Bayern mit Zentralratspräsident Josef Schuster treffen. „Wenn möglich diskret, um die sensible Thematik nicht zum Spielball des Wahlkampfs in Bayern zu machen“, sagte Aiwanger.
Aiwanger über Flugblatt-Affäre: „Absichtlich genau zur Briefwahl platziert“
Wolle er nun demütiger sein oder keine Wahlveranstaltungen mehr abhalten? Diese Erwartung haben manche an Aiwanger. Das lehnte der Chef der freien Wähler im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen ab. Seine Zurückhaltung hätte „auf dem Höhepunkt des Wahlkampfes denen in die Hände gespielt, die die Veröffentlichungen nach meiner Einschätzung absichtlich genau zu Beginn der Briefwahl platziert haben, um mir und den Freien Wählern zu schaden“. (AFP/dpa/frs)
Rubriklistenbild: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
