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Mögliche Bestechung

„Dior-Skandal“: 2000-Euro-Handtasche bringt Südkoreas Regierung in Bedrängnis

Yoon Suk-yeol und seine Frau Kim Keon-hee im November nach der Landung in London
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Yoon Suk-yeol und seine Frau Kim Keon-hee im November nach der Landung in London.

Die First Lady Südkoreas nimmt ein Luxusgeschenk an und löst damit eine landesweite Debatte aus. Der Präsident steht unter Druck.

Es war der wohl folgenschwerste Handtaschenkauf der südkoreanischen Geschichte. Im September vor zwei Jahren erwarb Abraham Choi, ein koreanisch-amerikanischer Pastor, ein Dior-Handtäschchen für drei Millionen Won, umgerechnet etwas mehr als 2000 Euro. Wenig später überreichte er der südkoreanischen First Lady die Tasche aus feinstem Kalbsleder, bei einem Treffen in ihrem Büro. Die Beschenkte versuchte noch höflich, sich zu wehren. „Machen Sie das nicht immer“, sagte Kim Keon-hee, und: „Kaufen Sie niemals etwas so Teures wie das hier“. Die Tasche nahm sie dennoch.

Woher man das alles weiß? Pastor Choi hat den gesamten Vorgang heimlich gefilmt. Das Drei-Millionen-Won-Preisschild, das Treffen, die First Lady. Ende vergangenen Jahres tauchte das verwackelte Video im Internet auf, jetzt, einige Wochen später, spricht ganz Südkorea über den „Dior-Skandal“. Und Yoon Suk-yeol, Südkoreas Präsident und der Ehemann von Kim Keon-hee, gerät immer mehr in Bedrängnis: durch die Opposition natürlich, aber auch in der eigenen Partei. Denn Kim hat möglicherweise gegen Südkoreas Antikorruptionsgesetz verstoßen, das Regierungsbeamten und ihren Partnern untersagt, derart teure Geschenke anzunehmen.

Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Pastor Choi, er habe sich zunächst mit Kim treffen wollen, um mit ihr über den harten Anti-Nordkorea-Kurs ihres Mannes zu sprechen. Teure Geschenke seien „so etwas wie eine Eintrittskarte“ für eine Audienz bei der First Lady gewesen, und das habe ihn derart besorgt, dass er ein zweites Treffen – das mit der Handtasche – heimlich filmte. Bezahlt wurden Kamera und Handtasche offenbar von einem Oppositionsmedium.

Wie Marie Antoinette? Südkoreas First Lady unter Beschuss

In Yoon Suk-yeols konservativer People Power Party (PPP) streiten nun zwei Fraktionen darüber, wie man den Vorfall interpretieren solle. Ist Kim Keon-hee Opfer einer bösartigen Verschwörung geworden? Oder hat sie sich vielmehr der Korruption schuldig gemacht? Präsident Yoon Suk-yeol nimmt seine Frau, wenig überraschend, in Schutz. Sie habe die Tasche im Namen des Staates angenommen, nicht privat, teilte das Büro des Präsidenten mit.

Kim Kyung-yul hingegen, ein hochrangiger PPP-Funktionär, wollte die 51-Jährige nicht so leicht davonkommen lassen. „Warum gab es die Französische Revolution? Sie brach nach den Enthüllungen über den Luxus und das wilde Privatleben von Marie Antoinette aus“, erklärte er. „Ich denke, dass dieser Vorfall auch einen Nerv in der Öffentlichkeit getroffen hat.“ Auch Han Dong-hoon, Interimschef der PPP und eigentlich ein enger Vertrauter von Yoon, nannte die Taschenaffäre „eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse“.

Unter Beschuss gerieten Yoon und seine Frau zudem von liberalen Medien wie der Tageszeitung Hankyoreh. Das Blatt erinnerte am Donnerstag in einem Kommentar an diverse andere Affären der First Lady. So soll Kim Keon-hee bei ihrer Doktorarbeit abgeschrieben und Aktienkurse manipuliert haben, zudem zählt sie angeblich einen umstrittenen Schamanen zu ihren Freunden. Lee Jae-myung, Chef der Demokratischen Partei (DPK), griff Yoon am Freitag frontal an. „Der Präsident versäumt es nicht nur, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, sondern ist auch aktiv daran beteiligt, Verdachtsmomente im Zusammenhang mit der First Lady zu vertuschen“, wetterte der Politiker.

Südkorea wählt im April

Die Dior-Affäre kommt für Yoon Suk-yeol zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Denn im April wählt Südkorea ein neues Parlament, und Yoons PPP ist dort schon jetzt in der Minderheit. Auch die Präsidentschaftswahl vor zwei Jahren hatte er nur knapp gewonnen, mit weniger als einem Prozentpunkt Abstand zu Lee Jae-myung. Das 2000-Euro-Täschchen, so die Befürchtung, könnte die PPP jetzt Stimmen kosten.

Die Wahl im April steht ohnehin unter keinem guten Stern. Denn spätestens seit Yoon Suk-yeols Wahl im März 2022 stehen sich in Südkorea das Lager des Präsidenten und das von DPK-Chef Lee unerbittlich gegenüber. Anstatt, wie in Südkorea sonst üblich, auf den politischen Gegner zuzugehen, ließ Präsident Yoon den Wahlverlierer von seinen Staatsanwälten wegen angeblicher Korruption und anderen Anschuldigungen anklagen. Lee wiederum warf Yoon vor, seine politischen Widersacher einschüchtern zu wollen.

Die Polarisierung in dem Land hat auch zu einer Zunahme von Gewalt gegen Politiker geführt. Mitte Dezember wurde Lee bei einer Pressekonferenz in der Stadt Busan von einem Angreifer mit einem Messer schwer verletzt – offenbar ein Mordversuch. Und erst an diesem Donnerstag griff ein unbekannter Mann die PPP-Abgeordnete Bae Hyun-jin in Seoul mit einem Stein an. Die Hintergründe der Tat waren zunächst völlig unklar.

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