Kritik wächst vor US-Wahl
Wann tritt Biden von seiner Kandidatur zurück? Präsident spricht von drei Szenarien
Krankheit, göttliche Eingebung oder Wahltaktik wären Gründe für einen Rückzug, so Biden. Trump führt derweil in den Umfragen zur US-Wahl.
Washington D.C. – Die erneute Kandidatur von US-Präsident Joe Biden im US-Wahlkampf gegen Ex-Präsident Donald Trump ist in Bidens eigenen Partei umstritten. Selbst hochrangige Politiker der Demokraten forderten nach Bidens schwachen Auftritt im TV-Duell seinen Rückzug. Hinter verschlossenen Türen soll Biden inzwischen auch offener für einen Rückzug von der Kandidatur sein, berichtete die New York Times unter Berufung auf Insider, die einen Rückzug am Wochenende für möglich hielten. Biden selbst nannte inzwischen mehrere Szenarien, in denen er aus dem Wahlkampf aussteigen würde. Ein Überblick.
Erkrankung oder der „Gott, der Allmächtige“ könnten Biden zum Rückzug bei US-Wahl bewegen
Da sich Biden kürzlich erneut mit dem Coronavirus infizierte, scheint das Szenario, das er im Interview mit dem US-Medium BET nannte, wohl das wahrscheinlichste: Eine Erkrankung könnte ihn von der Kandidatur um eine zweite Amtszeit abhalten, sagte Biden. „Wenn die Ärzte mir sagen, dass es nicht mehr geht“, setzte Biden als Schwelle für den Rückzug der Kandidatur. Bidens Neurologe schloss dies kürzlich noch aus. Der Medizinkorrespondent des Senders CNN, Sanjay Gupta, ebenfalls Neurologe, sah hingegen „Anlass zur Sorge“, wegen Bidens verbalen Aussetzern.
Der dagegen wohl unwahrscheinlichste Grund, aus dem Biden sich zurückziehen könnte, wäre eine göttliche Eingebung. Kurz nach dem Debakel im TV-Duell gegen Donald Trump sagte Biden im Interview mit dem Sender ABC, dass nur „Gott, der Allmächtige“ ihn zur Aufgabe bewegen könne. Biden ist gläubiger Katholik und unter Katholikinnen und Katholiken wird immer wieder von vermeintlichen Gotteserscheinungen berichtet – zum Beispiel in Form eines Traums. Deswegen ist dieses Szenario zumindest nicht völlig auszuschließen.
Rückzug aus Wahltaktik wohl immer wahrscheinlicher – Kamala Harris als Ersatz für Joe Biden
Für die Öffentlichkeit am nachvollziehbarsten, wäre ein Rückzug Bidens aus wahltaktischen Gründen, für den er laut den in der New York Times zitierten Insidern mittlerweile offen sein soll: Sollten die Umfragen etwa zeigen, dass Vizepräsidentin Kamala Harris bessere Chancen auf einen Sieg gegen Trump hätte, würde er sich zurückziehen.
Aktuell ist die Datenlage hierzu bestenfalls unklar: Das Wirtschaftsmagazin Forbes stellte Mitte Juli relevante Umfragen unterschiedlicher wissenschaftlicher Qualität zusammen: Manche räumen Harris bessere Chancen ein, Trump zu schlagen, manche sehen Biden vorne. Die Ergebnisse liegen größtenteils innerhalb der statistischen Schwankungsbreite, der Grenze des sozialwissenschaftlich Messbaren. Andere Kandidaten der Demokraten wären aktuell, ohne einen Wahlkampf bestritten zu haben, wenig aussichtsreich.
Während die Demokraten mit sich und ihrem Kandidaten hadern, liegt Donald Trump in den Umfragen vor Biden. Im Mittel der Umfragen liegt Trump mit 48 Prozent vor Biden mit 44 Prozent, wie das britische Magazin Economist berechnete. Aktuell kann Trump noch nicht von einem Märtyrerstatus nach dem Attentat profitieren, wie erste Umfragen nach dem Anschlag zeigten. (kb)
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