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Konkurrenz unter Islamisten

IS-Ableger rekrutiert Mitglieder unter Taliban – und könnte zur weltweiten Terrorgefahr werden

Der afghanische IS-Ableger ISKP ist mit den Taliban verfeindet. Die Miliz wird der Regierung aber immer gefährlicher – und auch über das Land hinaus.

Atschin – Im Osten Afghanistans, an der Grenze zum Nachbarland Pakistan und nahe der Hauptstadt Kabul, hat eine islamistische Gruppe ihren Hauptsitz. Sie ist offenbar mit ihren Terroranschlägen nicht mehr nur für die dortige Bevölkerung eine wachsende Gefahr: der sogenannte „Islamische Staat in der Provinz Khorasan“ (ISKP). Dabei handelt es sich um einen Ableger von „Da‘esh“, dem „Islamischen Staat“ (IS) – der seine Kämpfer inzwischen wohl auch aus den Reihen der Taliban rekrutiert.

Die Vereinten Nationen (UN) bezeichnen den ISKP in einem Bericht vom Januar als „größte Bedrohung“ innerhalb Afghanistans – mit der Möglichkeit, auch über die Region hinaus gefährlich zu werden. Erst zu Beginn dieses Jahres hatte Da‘esh den Anschlag in der Stadt Kerman im Iran für sich reklamiert. Zwei Personen haben dort während einer Trauerveranstaltung zum Todestag des iranischen Generals Qasem Soleimani bei einem Selbstmordattentat Sprengstoffgürtel gezündet. Dabei sind über 80 Menschen ermordet worden. Reuters veröffentlichte daraufhin US-Geheimdienstinformationen, die bestätigen, dass es sich um einen Terrorakt des IS-Ablegers ISKP in Afghanistan handelt.

Trauernde beten bei einer Trauerzeremonie für die Anschlagsopfer im Iran.

IS-Gruppe wirbt in Afghanistan Kämpfer der Taliban ab

Ein ehemaliger afghanischer Sicherheitsbeamter warnte gegenüber The Daily Beast, Da‘esh werde in Afghanistan weiter wachsen. Im Land seien nach dem Abzug der USA „riesige“ Waffenvorräte zurückgeblieben. Wenn die Taliban der Gruppe weiterhin einen Zufluchtsort bieten würden, werde der IS-Ableger Angriffe auf der ganzen Welt planen. Außerdem rekrutiere der ISKP seine Kämpfer auch innerhalb der Taliban, deren Bemühungen um internationale Anerkennung unter den Mitgliedern teils für Unmut gesorgt hätten.

Der bereits erwähnte UN-Bericht bestätigt zwar, dass die Taliban mit ihren Bemühungen um Terrorismusbekämpfung die Zahl der ISKP-Anschläge verringern konnten und die Gruppe jüngst Gebiete und wichtige Führungsfiguren verloren hat. Dennoch weisen auch die Vereinten Nationen auf die Spaltung der Taliban in Da‘esh-Fragen hin. Auch hier heißt es, dass der ISKP unter deren „desillusionierten“ Kämpfern Mitglieder rekrutiert – und das trotz der eigentlich unterschiedlichen ideologischen Ausrichtung.

Ideologie des ISKP: über Afghanistans Grenzen hinaus

Grundsätzlich sind Da‘esh und die Taliban verfeindet. Die Differenzen beschränken sich dabei nicht nur auf die unterschiedlichen islamischen Rechtsschulen, denen der IS (Hanbaliten) und die Taliban (Hanafiten) sich zuordnen. Während die Taliban sich nämlich territorial zunächst auf das „Islamische Emirat Afghanistan“ beschränken, läuft die ideologische Grundlinie des IS auf ein transnationales Kalifat hinaus.

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Nichtsdestotrotz sei die „ideologische Kluft“ zwischen den Taliban und dem ISKP „äußerst durchlässig“, erklärte Omar Sadr, Wissenschaftler an der University of Pittsburgh, ebenfalls The Daily Beast. Viele Taliban-Kämpfer würden die Weltanschauung des ISKP mit seinen Bestrebungen über Afghanistans Grenzen hinaus befürworten. Die Taliban würden transnationale Dschihadisten tolerieren, solange sie keine existenzielle Bedrohung darstellten.

Derweil hat der ISKP sich etabliert und dem US-Finanzministerium zufolge auch divers finanziell abgesichert. Bereits 2021 führte ein Bericht die Finanzen des Afghanistan-Ablegers auf einen Mix aus lokalen Spenden, Besteuerung, Erpressung und Unterstützung durch die Mutterorganisation IS zurück. (ses)

Rubriklistenbild: © AFP PHOTO / HO / AL-FURQAN MEDIA/Symbolbild

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