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Ein Insider aus ukrainischen Verteidigungskreisen will wissen, dass die Ukraine die Anti-Schiffs-Rakete Neptun umbaut – und damit einen Angriff auf Moskau plant.
Kiew – Immer wieder stellt Kiew im Ukraine-Krieg Einfallsreichtum unter Beweis, egal ob mit Bomben aus dem 3D-Drucker, einer einfachen Art russische Minen zu entdecken oder einer IT-Armee aus Freiwilligen. In der Regel geht es darum, ein akutes Problem schnell in Eigenregie zu lösen. Der gezielte Schlag auf der Halbinsel Krim vergangene Woche könnte in diese Kategorie fallen: Der Treffer auf ein S-400-Luftabwehrsystem soll mit einer modifizierten Anti-Schiffs-Rakete des Typs Neptun gelungen sein. Als Nächstes sei womöglich Moskau im Visier, sagte ein ukrainischer Insider dem Portal War Zone, wobei sich die Angaben nicht unabhängig verifizieren ließen.
Ukraine-Krieg: Umgebaute Anti-Schiffs-Rakete soll jüngsten Treffer auf der Krim ermöglicht haben
Der Westen unterstützt die Ukraine mit Waffen – Kiew verspricht im Gegenzug, sie nicht auf russischem Staatsgebiet einzusetzen. Auch wenn Storm Shadows oder Scalp/EG-Raketen eine große Reichweite haben, stehen sie demnach nicht für alle Ziele zur Verfügung. Kiew behilft sich deshalb nun offenbar mit einem Umbau der Anti-Schiffs-Rakete Neptun für den Boden-Boden-Einsatz, wie das PortalsThe War Zone berichtete. Demnach habe die ukrainische Armee diesen modifizierten Marschflugkörper eingesetzt, um das russische S-400-Luftabwehrsystem „Triumph“ im westlichen Teil der besetzten Krim zu treffen, berichtete das Portal unter Berufung auf eine anonymen Verteidigungsbeamten der Ukraine.
Künftig könnte womöglich auch Moskau - unter anderem wegen des psychologischen Effekts - auf der Liste möglicher Ziele dieser Waffe stehen: Die umgebaute Neptun habe eine Reichweite von 400 Kilometern und eine Nutzlast von etwa 350 Kilogramm, so die Quelle weiter, deren Angaben sich nicht unabhängig verifizieren lassen. Der Treffer auf der völkerrechtswidrig besetzen Krim wurde indes von ukrainischer Seite bestätigt. „Infolge der Explosion wurden die Anlage, die zugehörigen Raketen und das Bedienungspersonal komplett vernichtet“, teilte der ukrainische Geheimdienst am vergangenen Mittwoch mit. Details zur verwendeten Waffe nannten die Behörden indes nicht.
Ukraine gibt der Neptun-Rakete offenbar neue Funktionen: „Großer Fähigkeitssprung“
Die Neptun-Rakete erlangte schon zu Beginn des Ukraine-Krieges Berühmtheit, als es den Truppen Kiews gelang, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, den Kreuzer „Moskwa“, mit der Anti-Schiffs-Rakete zu versenken. Im April wurde bekannt, dass Kiew den Umbau der Neptun für den Boden-Boden-Einsatz plant, wofür allerdings offenbar Bauteile fehlten. Nun habe man ein GPS-Leitsystem entwickelt, das die Rakete an einen vorher festgelegten Ort leitet, wie die Quelle aus Verteidigungskreisen gegenüber War Zone verriet.
Der bildgebende Infrarot-Suchkopf der Rakete sucht dem Bericht zufolge auf der Grundlage eines zuvor geladenen Bildes nach einem Ziel, das er anvisiert, und führt dann seinen Angriff durch. Sollte die Waffe das festgelegte Ziel nicht finden, breche sie den Angriff hingegen ab. Das Fachportal bezeichnete dies als „großen Fähigkeitssprung“ der Ukraine, da derart modifizierte Raketen nicht durch elektronische Kriegsführung gestört werden könnten und in der Endphase ihres Angriffs aufgrund ihrer „passiven Suchköpfe“ nur sehr schwer aufzuspüren seien. Die modernen Strom Shadow und Scalp-EG verwenden laut Bericht ein entsprechendes System.
So wehrt sich Russland offenbar gegen mögliche Angriffe von derartigen Raketen
Ob die mutmaßlich modifizierte Neptun tatsächlich über diese Steuerung verfügt, ließ sich nicht unabhängig bestätigen. Russland habe aber womöglich bereits reagiert, indem es Rumpf und Heck seiner Schiffe mit „Spezialfarbe“ anstrich, um deren Infrarot-Signatur zu verändern, vermutete der Experte HI Sutton dem Portal War Zone. Durch diese Maßnahme würden die Bilder im Steuerungssystem der Waffen nicht mit der Realität übereinstimmen und der Angriff damit abgebrochen. Dies könne womöglich unter anderem dazu dienen, Marschflugkörper mit diesen Fähigkeiten zu verwirren, so Sutton.
Auf dem Stützpunkt Engles-2 habe man eine entsprechende Tarnung auch an einem Flugzeug des Typs Tu-95 Bear gesehen. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Russland verfüge aber über die Fähigkeit, die in Unterschallgeschwindigkeit fliegende Waffe Neptun mit Luftabwehr abzufangen. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete am vergangenen Dienstag (29. August) den Abschuss einer solchen Anti-Schiffs-Rakete. Ob es sich um eines der mutmaßlich modifizierten Modelle handelte, wurde indes nicht bekannt.
Neptun, Seedrohnen und Co: Seewaffen der Ukraine werden zur „Gefahr für Russland“
Kürzlich gab der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekannt, dass die Ukraine seine Waffenherstellung ausbauen will. Damit wolle man unter anderem die Produktion von Neptun-Schiffsabwehrraketen ausbauen, hieß es. Zuletzt hatte das Verteidigungsministerium in Kiew zudem angekündigt, alle Schiffe, die russische und ukrainische Häfen im Schwarzen Meer anlaufen, als militärische Ziele zu betrachten.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Neben Neptun-Raketen setzt das Land verstärkt unbemannte Sprengstoffboote gegen russische Ziele ein. Diese auch Seedrohnen genannten Waffen hatte das britische Verteidigungsministerium als „Gefahr für Russland“ eingeschätzt. Moskau wusste offenbar keinen anderen Rat, als eigene Schiffe zu versenken, um die militärisch und symbolisch wichtige Kertsch-Brücke auf die Krim zu schützen.