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Malaysia und Indonesien

Hamas-Verbündete in Fernost: „Palästina im Geiste des Dschihad verteidigen“

Wie hier in der Hauptstadt Kuala Lumpur gingen in Malaysia zuletzt Tausende auf die Straße, um gegen Israel zu demonstrieren.
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Wie hier in der Hauptstadt Kuala Lumpur gingen in Malaysia zuletzt Tausende auf die Straße, um gegen Israel zu demonstrieren.

Malaysia gilt seit Jahren als Unterstützer der Hamas. Auch nach den Angriffen auf Israel will sich das Land nicht von der Terrororganisation distanzieren.

Vier Tage lang war Anwar Ibrahim im September in den USA, am Ende konnte Malaysias Premierminister selbstbewusst verkünden: „Die Ergebnisse sind gut, unser internationales Profil hat sich geschärft.“ Tatsächlich war der Amerikabesuch ein PR-Coup für den 76-Jährigen, der seit vergangenem November einer Einheitsregierung vorsteht. „Premierminister Anwar Ibrahim will die Demokratie in Malaysia retten“, überschrieb das Time-Magazin ein Interview mit dem Politiker. Und die CNN-Starjournalistin Christiane Amanpour verglich Anwar, der Anfang der Nullerjahre aus politischen Gründen im Gefängnis saß, bei einem Treffen sogar mit Nelson Mandela.

Doch das Bild vom Hoffnungsträger aus Fernost bekommt dieser Tage Risse. Denn Anwar weigert sich, die Terrorangriffe der Hamas auf Israel zu verurteilen. Mehr noch: Malaysia habe Beziehungen mit der Hamas, „und das wird auch so bleiben“, verkündete Anwar Anfang der Woche trotzig. Er sei von westlichen Ländern dazu gedrängt worden, Stellung zu beziehen gegen den Hamas-Terror, so Anwar. Aber: „Wir sind nicht einverstanden, dass sie Druck ausüben. Denn auch die Hamas hat im Gazastreifen freie Wahlen gewonnen und wurde von den Bürgern des Gazastreifens an die Spitze gewählt.“ Anwar bezog sich dabei offenbar auf die Wahlen von 2006.

Malaysia: viel Solidarität mit der Hamas

Noch weiter ging Abdul Hadi Awang, Anführer von Malaysias größter Oppositionspartei, der islamistischen PAS. Nach der Zerstörung eines Krankenhauses im Gazastreifen, für die sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich machen, forderte Abdul Hadi, „Israels zionistisches Regime“ müsse „wegen Kriegsverbrechen gegen Palästina“ vor Gericht gestellt werden. „Die Führer und Menschen der Welt müssen sich im Geiste des Dschihad erheben, um Palästina zu verteidigen“, wetterte er.

Rund 33 Millionen Menschen leben in Malaysia, knapp zwei Drittel von ihnen sind Muslime. In den vergangenen Tagen sind Tausende in dem Land auf die Straße gegangen, um ihre Solidarität mit den Palästinensern zu bekunden, unterstützt von zwei ehemaligen Premierministern und mehreren aktuellen Kabinettsmitgliedern. „Unsere Pflicht als Malaysier, unabhängig von unserer Herkunft oder unserem politischen Hintergrund, ist es, dem palästinensischen Volk unsere volle Unterstützung zu geben“, erklärte Ex-Premier Muhyiddin Yassin in der Hauptstadt Kuala Lumpur, angefeuert von „Allahu Akbar“- und „Freiheit für Palästina“-Rufen.

Malaysia unterstützt die Hamas seit Jahren

Malaysia unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel und fordert seit Jahren eine Zwei-Staaten-Lösung, also die Gründung eines unabhängigen Palästinenser-Staates. Gleichzeitig empfing das Land in der Vergangenheit immer wieder Anführer der Hamas, die unter anderem von der EU als Terrororganisation eingestuft wird. Auch soll die Hamas eine Art inoffizieller Botschaft in Malaysia betrieben haben, die als Kulturbüro getarnt war. Israelische Medien berichteten zudem immer wieder, dass Hamas-Mitglieder in Malaysia militärische Ausbildung erhalten hätten. Die Medien in Malaysia wiederum machen meist Israel als alleinigen Schuldigen aus, wenn die Lage in dem Land oder in den Palästinensergebieten eskaliert, so wie jetzt. Immer wieder wird Israel das Existenzrecht abgesprochen.

Die Politikwissenschaftlerin Syaza Farhana Mohamad Shukri von der International Islamic University Malaysia glaubt, dass ihr Land kaum in der Lage sei, in dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern etwas zu bewirken. Malaysia sei ein „relativ kleiner Akteur auf der internationalen Bühne“, sagte sie der South China Morning Post. Allerdings könnte Malaysia den südostasiatischen Staatenbund Asean dazu bringen, sich in dem Konflikt stärker auf der Seite der Palästinenser zu positionieren und sich zudem hinter wichtige Akteure wie etwa Saudi-Arabien stellen. Beides dürfte Premierminister Anwar Ibrahim im Sinn haben, wenn er an diesem Donnerstag nach Riad reist, wo Vertreter der Asean-Staaten sowie der Golf-Region zusammenkommen.

Auch Malaysias Nachbar Indonesien, ebenfalls Asean-Mitglied und mit 274 Millionen Einwohner das bevölkerungsreichste muslimische Land der Erde, macht derzeit vor allem Israel für die aktuelle Eskalation verantwortlich. „Das Unrecht gegen das palästinensische Volk dauert schon sehr lange und auch heute noch an. Es ist an der Zeit, dass die Welt der Schaffung eines gerechten Friedens für Palästina Vorrang einräumt“, erklärte das Außenministerium des Landes nach der Zerstörung des Krankenhauses im Gazastreifen. Verantwortlich dafür sei Israel, hieß es aus Jakarta – „der Angriff verstößt eindeutig gegen das humanitäre Völkerrecht“, schrieb das Außenministerium auf der Plattform X.

Singapur stellt sich auf die Seite Israels

In Indonesien gingen in den vergangenen Tagen ebenfalls Tausende auf die Straße, um ihre Solidarität mit den Palästinensern auszudrücken. In der Stadt Solo auf der Insel Java mischte sich dabei auch Abu Bakar Bashir unter die Demonstranten, ein Islamist, der hinter den Anschlägen von Bali im Jahr 2002 stecken soll. Bei den Bombenattentaten auf der beliebten Touristeninsel waren 202 Menschen ums Leben gekommen, darunter 88 Australier. Abu Bakar Bashir wurde dafür 2011 zu 15 Jahren Haft verurteilt, kam aber schon nach zehn Jahren wieder frei.

Dagegen hat Singapur, der am Südzipfel der malaiischen Halbinsel und direkte gegenüber von Indonesien gelegene Stadtstaat, den Hamas-Terror klar verurteilt. Die Regierung forderte die Hamas auf, die israelischen Geiseln umgehend freizulassen, versprach aber auch Hilfsgelder für die betroffenen Palästinenser. In Singapur leben vor allem Chinesen, die Muslime sind in der Minderheit. Deren oberster geistlicher Anführer, Mufti Nazirudin Mohd Nasir, wandte sich Ende vergangene Woche an Singapurs Oberrabbiner. „Wir sprechen denjenigen, deren Leben zu Unrecht ausgelöscht wurde, den Verletzten und ihren Angehörigen unser aufrichtiges Beileid, unsere Gebete und unsere Solidarität aus“, schrieb Mufti Nasir in einem offenen Brief. „Möge ihr Leid heilen, und mögen sie in diesen schwierigen und herausfordernden Zeiten Frieden finden“.

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