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Aufruf zu Boykott
Proteste in der Türkei: Imamoglu-Anhänger wollen Erdogan „Ohrfeige“ verpassen
Nach der Verhaftung von Imamoglu gehen die Proteste in der Türkei weiter. Seine Unterstützer rufen zu einem Boykott von Erdogan-Anhänger auf.
Istanbul – Nach der Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu kommt die Türkei nicht mehr zur Ruhe: Nach dem Fastenbrechen haben die Menschen am Montag (24. März) erneut auf den Straßen gegen die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan demonstriert. Dabei ging die Polizei mit erbitterter Härte gegen die Demonstranten vor. Wasserwerfer, Schlagstöcke und Tränengas kamen zum Einsatz.
Imamoglu in Haft: Proteste in der Türkei – Aufrufe zum Boykott von Erdogan-Unterstützer
Hintergrund ist ein hartes Vorgehen gegen Imamoglu. Der Oppositionspolitiker gilt als aussichtsreichster politischer Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei den Wahlen in der Türkei im Jahr 2028 und war am Mittwoch wegen Korruptions- und Terrorvorwürfen festgenommen und am Sonntag als Istanbuler Bürgermeister abgesetzt worden. In Istanbul, Ankara, Izmir und anderen Städten waren Menschen Verboten zum Trotz zu Zehntausenden auf die Straße gegangen. Die Polizei reagierte mit Härte und nahm hunderte Menschen fest.
Trotz der Absetzung von Imamoglu als Bürgermeister wählte die Oppositionspartei CHP den Erdogan-Rivalen zu ihrem offiziellen künftigen Präsidentschaftskandidaten. Abstimmen durften im In- und Ausland auch Nicht-Mitglieder der Partei. „15 Millionen unserer Bürger haben gewählt. Dutzende Millionen Menschen in diesem Land, die unter der Unterdrückung durch die Regierung, der ruinierten Wirtschaft, Inkompetenz und Gesetzlosigkeit leiden, stürmten zu den Wahlurnen“, teilte Imamoglu über seine Anwälte und Angehörigen auf X mit. Die Nation werde dieser Regierung eine unvergessliche Ohrfeige verpassen, prophezeite der CHP-Politiker.
Unterstützung von Imamoglu: CHP will Proteste in der Türkei trotz Verbot fortsetzen
Die CHP kündigte weitere Proteste gegen AKP-Regierung und dies, obwohl es ein Demonstrationsverbot gibt. Zudem ruft die CHP zu einem Boykott von Medien, Marken und Unternehmen auf, die regierungsnahen Oligarchen und ihren Partnern nahestehen.
„Es geht hier nicht nur darum, dass wir uns ihre TV-Kanäle anschauen. Verkaufen sie Autos? Wer auch immer dieses Auto kauft, ist ein Schurke. Besitzt er eine Restaurantkette? Sie ignorieren diese Demonstrationen, aber wollen ihr Essen an uns verkaufen. Nichts da“, hatte der CHP-Vorsitzende vor der Menschenmenge in Istanbul gesagt. Verschiedene Gewerkschaften hatten am Montag zudem für einen Generalstreik aufgerufen. Mehrere Tausend Studenten seien in ihren Universitäten nicht in den Vorlesungen erschienen, schreibt die Zeitung Bir Gün.
An den Protesten gegen die Regierung nehmen vor allem Studenten teil. Auch diese haben am Montag zu einem Boykott aufgerufen. Mehrere Tausend Studenten seien in ihren Universitäten nicht in den Vorlesungen erschienen, schreibt die Zeitung Bir Gün. Stattdessen demonstrierten die Studenten wie an der Technische Universität des Nahen Ostens auf dem Campusgelände.
Imamoglu in Haft: Erdogan schaltet gefährlichsten Gegner aus für Türkei-Wahl 2028 aus
Imamoglu gilt in der Türkei als beliebt und gilt als Kandidat, der bei der Präsidentschaftswahl 2028 Erdogan besiegen könnte. Mit der Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters ist Erdogans gefährlichster Gegner vorerst ausgeschaltet. Das wissen auch die Oppositionellen in der Türkei und auch das Ausland. In Deutschland hat es deswegen in mehreren Städten Demonstrationen von Auslandstürken gegen das Erdogan-Regime gegeben.
Proteste in der Türkei: Baerbock, Europarat und Europaparlament besorgt – die Reaktionen
Auch das Auswärtige Amt warnt die Türkei zur Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien. „Die Inhaftierung des Istanbuler Oberbürgermeisters und profilierten Oppositionspolitikers Ekrem İmamoglu ist ein schwerer Rückschlag für die Demokratie in der Türkei. Politischer Wettbewerb darf nicht mit Gerichten und Gefängnissen geführt werden“, teilte ein Ministeriumssprecher mit. „Die Einhaltung rechtsstaatlicher und demokratischer Prinzipien bleibt für unsere Beziehungen mit der Türkei ein zentraler Bestandteil – auf bilateraler Ebene und für die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei.“
Auch aus dem Europarat kommt Kritik an der Regierung von Erdogan. „Die heute Morgen beschlossene Inhaftierung des Bürgermeisters von Istanbul ist ein schwerer Angriff auf die Demokratie. Er muss sofort freigelassen werden. Die Inhaftierung dieses Bürgermeisters ist ein gezielter Versuch, die Integrität und Fairness des Wahlprozesses zu untergraben“, schreibt der Präsident der des Kongresses der Gemeinden und Regionen des Europarates, Marc Colls, auf X.
Recep Tayyip Erdoğan: Der Weg zur Macht des türkischen Präsidenten
Auch der Berichterstatter des EU-Parlaments für die Türkei, Nacho Sánchez Amor, ist besorgt und zeigt sich solidarisch mit den Demonstranten in Istanbul. „Ich liebe Istanbul und Istanbuler. Sie gehen immer auf die Straße, um die Demokratie und ihre Bürgerrechte zu verteidigen, wenn es nötig ist. Das war in der Vergangenheit so, das ist heute so und das wird auch in Zukunft so sein. Die lebendigste Stadt Europas“, schrieb Amor am Sonntag auf X. „Volle Kraft voraus in Richtung eines vollständig autoritären Staates“, teilte der Berichterstatter mit.
Unterdessen laufen die Polizeieinsätze gegen die Opposition weiter. In den Morgenstunden wurden in den Metropolen Istanbul und Izmir mehrere Personen verhaftet, unter ihnen auch mehrere Politiker und Journalisten. Alleine in Istanbul wurden am Sonntagabend 323 Verdächtige festgenommen, teilte das türkische Innenministerium mit.
Der im deutschen Exil lebende türkische Journalist gehört ebenfalls zu den Kritikern des Erdogan Regimes, der die Entwicklungen in seiner Heimat mit Sorge verfolgt. „Akzeptieren wir nun Folgendes: Es gibt keine legitime Macht vor uns. Wir stehen einer entschlossenen und mächtigen illegalen kriminellen Organisation gegenüber“, lässt Dündar auf X mitteilen. (erpe)