Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

US-Wahl 2024

Harris-Walz: Einzelheit offenbart Unterschied zu Trump

Kamala Harris und Tim Walz setzen im Vorfeld der US-Wahl 2024 auf Optimismus und Vertrauen. Sie distanzieren sich von Trumps düsteren Schreckensbildern.

Philadelphia – Kamala Harris strahlte, Tim Walz lachte. Und das mit gutem Grund: Der erste Auftritt des Duos vor der US-Wahl 2024 war ein voller Erfolg. Die Stimmung erinnerte sogar ein wenig an die frühen Obama-Wahlkämpfe, es roch nach Aufbruch, Energie und Enthusiasmus. Schon früh an diesem Abend war zu spüren: Die Demokraten sind jetzt endgültig zurück im Rennen um das Weiße Haus.

Die Kundgebung in der voll besetzten Basketballarena der Temple University in Philadelphia machte in der Tat deutlich, dass die Partei wie ausgewechselt wirkt. Hatten die Demokraten noch vor wenigen Wochen nicht mehr an einen Sieg gegen Donald Trump geglaubt, so ist jetzt plötzlich alles anders. Der Rückzug von Joe Biden am 21. Juli hat es möglich gemacht.

Kamala Harris lässt die Demokraten vor der US-Wahl wieder hoffen

Der US-Präsident konnte die Menschen nicht mehr begeistern. Seine Auftritte im Wahlkampf wirkten fahrig, Tiefpunkt war das verheerende TV-Duell am 27. Juni. Kamala Harris hat danach die Hoffnung ins Lager der Demokraten zurückgebracht. Bezeichnend war dabei auch, dass die Frage, wer denn nun ihr Vizekandidat wird, zwei Wochen lang für viel Gesprächsstoff gesorgt hat.

Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise ist die Besetzung dieser Position für das Wahlverhalten der Menschen eher von geringer Bedeutung. Im Grunde kommt es nur darauf an, nicht eine völlig falsche Wahl zu treffen. Erinnert sei hier an die Entscheidung des Republikaners John McCain, im Wahlkampf 2008 auf Sarah Palin zu setzen. Das sollte sich damals als Fehler entpuppen.

Kamala Harris und Tim Walz verbreiteten bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt vor der US-Wahl gute Laune.

Kamala Harris macht Tim Walz zu ihrem Vize bei der US-Wahl 2024

Kamala Harris hat sich für Tim Walz entscheiden, den Gouverneur von Minnesota. In Philadelphia kam die Wahl jedenfalls gut an. Als das neue Spitzenduo der Demokraten zu den Klängen von Beyoncés Song „Freedom“ die Bühne betrat, war das Publikum kaum noch zu bremsen. Die Menschen in der Halle johlten, klatschten und jubelten. Immer wieder waren Sprechchöre zu hören, mehrfach gingen die Worte von Harris im Lärm unter.

„Wir glauben beide daran, Menschen zu fördern, nicht niederzumachen“, sagte Harris über Walz. „Glauben wir an Chancen? Glauben wir an das Versprechen Amerikas? Und sind wir bereit, dafür zu kämpfen?“, fragte die Vizepräsidentin und fügte hinzu: „Wir wissen beide, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in unserem Land so viel mehr gemeinsam hat als das, was sie trennt.“

Bilder einer Karriere: Kamala Harris strebt Präsidentenamt in den USA an

Mit dem Verzicht von Joe Biden auf die Kandidatur der Demokraten rückt seine Stellvertreterin Kamala Harris vor der US-Wahl 2024 in den Fokus.
Mit dem Verzicht von Joe Biden auf die Kandidatur der Demokraten ist seine Stellvertreterin Kamala Harris vor der US-Wahl 2024 in den Fokus gerückt.  © Saul Loeb/afp
Nachdem die Demokraten die Vizepräsidentin aufgestellt haben, hat Harris die Chance, als erste Frau in der Geschichte der USA das Präsidentenamt zu übernehmen. Damit wäre sie die mächtigste Frau der Welt.
Nachdem die Demokraten die Vizepräsidentin aufgestellt haben, hat Harris die Chance, als erste Frau in der Geschichte der USA das Präsidentenamt zu übernehmen. Damit wäre sie die mächtigste Frau der Welt. © Carlos Osorio/dpa
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland im Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine 2009 verstorbene Brustkrebsforscherin, kam aus Indien in die USA. Sie kam aus Indien und lernte Harris‘ Vater in den 60er Jahren in den USA kennen. 
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland im Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine 2009 verstorbene Brustkrebsforscherin, kam aus Indien in die USA. Sie lernte Harris‘ Vater in den 60er Jahren in den USA kennen. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als Harris noch ein kleines Kind war.  © Courtesy of Kamala Harris/afp
Harris und ihre jüngere Schwester Maya wuchsen bei ihrer Mutter auf, zeitweise lebten sie im kanadischen Montreal. „Sie erzog uns zu stolzen, starken Schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein“, sagte Harris 2020 in einer Rede. Darin betonte sie auch, dass die USA einen Präsidenten brauchten, „der uns alle zusammenbringt – Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene – um die Zukunft zu erreichen, die wir gemeinsam wollen“.
Harris und ihre jüngere Schwester Maya wuchsen bei ihrer Mutter auf, zeitweise lebten sie im kanadischen Montreal. „Sie erzog uns zu stolzen, starken Schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein“, sagte Harris 2020 in einer Rede. Darin betonte sie auch, dass die USA einen Präsidenten brauchten, „der uns alle zusammenbringt – Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene – um die Zukunft zu erreichen, die wir gemeinsam wollen“. © Courtesy of Kamala Harris/afp
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Generalstaatsanwältin und Justizministerin („Attorney General“) in ihrer Heimat Kalifornien. Schwester Maya Harris (Mitte) und Richterin Tani Cantil-Sakauye (links) gratulieren.
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Generalstaatsanwältin und Justizministerin („Attorney General“) in ihrer Heimat Kalifornien. Schwester Maya Harris (Mitte) und Richterin Tani Cantil-Sakauye (links) gratulieren.  © Imago
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Justizministerin in ihrer Heimat Kalifornien. Ihr harter Kurs ging vielen in der Partei allerdings viel zu weit. So kämpfte sie damals darum, auch solche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die nachgewiesenermaßen durch rechtswidrige Mittel wie Manipulation von Beweisen oder Falschaussagen zustande gekommen waren.
Ihr harter Kurs ging vielen in der Partei allerdings viel zu weit. So kämpfte sie damals darum, auch solche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die nachgewiesenermaßen durch rechtswidrige Mittel wie Manipulation von Beweisen oder Falschaussagen zustande gekommen waren. © Justin Sullivan/Getty Images/afp
In ihre Zeit als Generalstaatsanwältin fällt auch ein bemerkenswerter Kontakt. Kein Geringerer als Donald Trump spendete damals zweimal Geld für ihren Wahlkampf. 2011 überwies er erst 4000 Dollar an Harris, ehe er im Jahr 2013 noch einmal 1000 Dollar folgen ließ. Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet.
In ihre Zeit als „Attorney General“ fällt auch ein bemerkenswerter Kontakt. Kein Geringerer als Donald Trump spendete damals zweimal Geld für ihren Wahlkampf. 2011 überwies er erst 4000 Dollar an Harris, ehe er im Jahr 2013 noch einmal 1000 Dollar folgen ließ.  © Brendan Smialowski/afp
Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet.
Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet. © Franck Fife/AFP
Als Harris 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor. Ein perfektes Beispiel dafür war die Anhörung um die möglichen Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung, als sie die Befragten regelrecht in die Mangel nahm, konsequent auf Antworten drängte und immer wieder nachhakte.
Als Harris 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor. Ein perfektes Beispiel dafür war die Anhörung um die möglichen Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung, als sie die Befragten regelrecht in die Mangel nahm, konsequent auf Antworten drängte und immer wieder nachhakte.  © Pete Marovich/Imago
Vor allem der damalige US-Justizminister Jeff Sessions konnte ein Lied davon singen, den sie mit ihrer Befragung mächtig ins Schwitzen brachte. Offenbar war das für die Republikaner so schlimm, dass die Senatoren Richard Burr und John McCain die Prozedur unterbrachen und Harris baten, ihre Fragen doch bitte etwas höflicher zu stellen.
Vor allem der damalige US-Justizminister Jeff Sessions konnte ein Lied davon singen, den sie mit ihrer Befragung mächtig ins Schwitzen brachte. Offenbar war das für die Republikaner so schlimm, dass die Senatoren Richard Burr und John McCain die Prozedur unterbrachen und Harris baten, ihre Fragen doch bitte etwas höflicher zu stellen. © Pete Marovich/Imago
Und am 1. Mai 2019 wich der Justizminister und Trump-Vertraute William Barr ihren präzisen Fragen zum Abschlussbericht des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller aus – woraufhin Harris dem Justizminister den Rücktritt nahelegte. Das alles hinterließ Eindruck – bei Freund und Feind.
Und am 1. Mai 2019 wich der Justizminister und Trump-Vertraute William Barr ihren präzisen Fragen zum Abschlussbericht des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller aus – woraufhin Harris dem Justizminister den Rücktritt nahelegte. Das alles hinterließ Eindruck – bei Freund und Feind. © Mandel Ngan/afp
Auch den jetzigen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh brachte Harris bei dessen Anhörung immer wieder in Bedrängnis, vor allem das eine Mal, als sie den Abtreibungsgegner mit einer ganz speziellen Frage überraschte: „Können Sie sich ein Gesetz vorstellen, das der Regierung die Befugnis gibt, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?“
Auch den jetzigen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh brachte Harris bei dessen Anhörung immer wieder in Bedrängnis, vor allem das eine Mal, als sie den Abtreibungsgegner mit einer ganz speziellen Frage überraschte: „Können Sie sich ein Gesetz vorstellen, das der Regierung die Befugnis gibt, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?“  © Drew Angerer/afp
Bevor Biden bei der Wahl 2020 Harris zu seiner Vize machte, war sie in der parteiinternen Vorwahlen seine Gegenspielerin – und teilte damals mächtig aus. So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration schwarzer Schüler dienen sollte. Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“
Bevor Biden bei der Wahl 2020 Harris zu seiner Vize machte, war sie in der parteiinternen Vorwahlen seine Gegenspielerin – und teilte damals mächtig aus.  © Henry Griffin/dpa
So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration Schwarzer Schülerinnen und Schüler dienen sollte.
So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration Schwarzer Schülerinnen und Schüler dienen sollte.  © Win McNamee/AFP
Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“
Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“  © Saul Loeb/AFP
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden.
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden.  © Haiyun Jiang/AFP
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden. Sie ergriff eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzte sich gegen Waffengewalt ein. Zudem hat Harris ihr außenpolitisches Profil geschärft. So bekannte sie sich im Februar 2024 in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur Nato und zur internationalen Zusammenarbeit. Harris vertrat Biden bei einem Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel zur Mäßigung in Gaza.
So bekannte sie sich im Februar 2024 in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur Nato und zur internationalen Zusammenarbeit. Harris vertrat Biden bei einem Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel zur Mäßigung in Gaza. © Sven Hoppe/dpa
Harris ist mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole und Ella. Sie nennen Harris „Momala“. Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken.
Harris ist mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie.  © Rob Schumacher/Imago
Cole und Ella Emhoff.
Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole (2. von links) und Ella (dritte von links). Sie nennen Harris „Momala“. © Mark Hoffman/Imago
Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken.
Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken. © Saul Loeb/AFP
Kurz vor der US-Wahl 2024 trat Harris an einem symbolträchtigen Ort in der US-Hauptstadt auf. Dort, wo Donald Trump am 6. Januar 2021 seine Fans aufgewiegelt hatte.
Kurz vor der US-Wahl 2024 trat Harris an einem symbolträchtigen Ort in der US-Hauptstadt auf. Dort, wo Donald Trump am 6. Januar 2021 seine Fans aufgewiegelt hatte.  © Amid Farahi/AFP
Tausende Menschen jeden Alters kamen zu ihrem Auftritt. Stundenlang hatten sie in langen Schlangen gewartet, um auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder wurde Harris bei ihrer Rede von „Kamala“-Sprechchören unterbrochen.
Tausende Menschen jeden Alters kamen zu ihrem Auftritt. Stundenlang hatten sie in langen Schlangen gewartet, um auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder wurde Harris bei ihrer Rede von „Kamala“-Sprechchören unterbrochen.  © Brendan Smialowski/AFP
Bei der US-Wahl 2024 kommt es vor allem auf die Ergebnisse in sieben sogenannten Swing States an, in denen der Ausgang völlig offen ist. Ein Beispiel ist Wisconsin.
Bei der US-Wahl 2024 kommt es vor allem auf die Ergebnisse in sieben sogenannten Swing States an, in denen der Ausgang völlig offen ist. Ein Beispiel ist Wisconsin.  © Roberto Schmidt/AFP
Pennsylvania entsendet 19 Wahlleute ins Electoral College und gilt somit als der wichtigste der sieben Swing States. Für Kamala Harris ist ein Sieg im Bundesstaat im Osten der USA Pflicht.
Pennsylvania entsendet 19 Wahlleute ins Electoral College und gilt somit als der wichtigste der sieben Swing States. Für Kamala Harris ist ein Sieg im Bundesstaat im Osten der USA Pflicht.  © Angela Weiss/AFP

Tim Walz verbreitet zusammen mit Kamala Harris gute Laune vor der US-Wahl

Walz hörte mit breitem Grinsen zu, fasste sich immer wieder mit der Hand ans Herz, faltete die Hände zu einer Dankesgeste, deutete mehrere Verbeugungen an. Und dann gab er zum Besten, wofür Harris ihn engagiert hat: Botschaften, die geradeaus sind, mit hemdsärmeligem Einschlag aus dem Mittleren Westen. Über Donald Trump etwa sagte Walz, in dessen Amtszeit sei die Kriminalitätsrate in den USA nach oben gegangen, „und da sind nicht mal die Straftaten mitgerechnet, die er selbst begangen hat“.

Dann dankte er Harris dafür, dass sie „die Freude zurückgebracht“ habe. Tatsächlich hatten die Demokraten lange nicht mehr derart gute Laune. Und die Partei bemüht sich betont darum, ihren Wahlkampf mit neuer Leichtigkeit anzugehen. Das ist von großer Bedeutung. Denn es ist ein klarer Unterschied zu Donald Trump. Der Republikaner ergeht sich bei seinen Auftritten stets in Horrorszenarien vom Untergang des Landes unter der Führung „linksradikaler“ Demokraten, die die USA zerstören wollten.

Donald Trump attackiert Harris-Vize Tim Walz

Nur ein Beispiel aus dem Januar sei genannt. Von einer „Nation im Niedergang“ hatte Trump damals in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire gesprochen und die USA als eine Art Hölle aus Energieknappheit, drogenverseuchten Städten, außer Kontrolle geratener Einwanderung und Kriminalität dargestellt.

Und nachdem bekannt war, dass Tim Walz der „Running Mate“ von Harris sein würde, malte Trump mal wieder den Teufel an die Wand. Tim Walz werde „die Hölle auf Erden entfesseln“, hieß es laut CNN in einer E-Mail, in der Trump um Spenden warb. Walz kassiere bereits Millionen, um die MAGA-Bewegung auszulöschen.

Tim Walz setzt vor der US-Wahl auf Spaß und Freude

Von den MAGA-Leuten, die ein angeblich zerstörtes Amerika wieder großartig machen wollen, ist Walz in der Tat weit entfernt. Er steht eher dafür, wieder die Freude und den Spaß nach Amerika zurückzubringen. Lange hatten die Demokraten unter Biden ja auch auf düstere Warnungen gesetzt, Trump sei eine existenzielle Bedrohung für die Demokratie und den Frieden auf der Welt.

Mit Walz ist das alles anders geworden. So hat er die neue Strategie geprägt, Trump und dessen Vize-Kandidaten J. D. Vance nicht sonderlich ernstzunehmen. Der unscheinbare Mann aus Minnesota änderte in den vergangenen Wochen nach und nach die Art und Weise, wie die ganze Partei über Trump spricht. 

Walz ist der Erfinder des Stempels „weird“ für Trump und Vance, was auf Deutsch je nach Zusammenhang etwa „seltsam“, „sonderbar“, „schräg“ oder „durchgeknallt“ bedeuten kann. Auch in Philadelphia platzierte Walz seinen Wahlkampfrenner und sagte über Trump und Vance: „Diese Typen sind unheimlich, und ja, sie sind verdammt weird.“ Der Begriff ist zu einem Schlachtruf geworden, der auch in Philadelphia durch die Halle schallte: „Er ist ein Spinner“, brüllte die Menge an einer Stelle über Trump. Im Original klang das so: „He is a weirdo!“

Umfragen zur US-Wahl sehen Harris gegen Trump im Aufwind

Die neue Strategie der Demokraten scheint Früchte zu tragen, wie auch ein Blick auf die Umfragen zeigt. Hatte Trump gegen Biden klar dominiert, so liegt Harris im landesweiten Wahltrend verschiedener Statistikportale, die zahlreiche Erhebungen auswerten und gewichten, inzwischen vor Trump.

QuelleHarris (in %)Trump (in %)Kennedy (in %)
FiveThirtyEight45,243,45,5
Race to the White House45,543,75,7
Decision Desk HQ/The Hill46,644,64,1

(Quellen: FiveThirtyEight sowie RacetotheWH und The Hill, gewichteter Durchschnitt der Umfragen, Stand: 7. August)  

Wegen des Wahlsystems haben landesweite Umfragen in den USA allerdings nur eine begrenzte Aussagekraft. Wichtig sind die Siege in den einzelnen Bundesstaaten. Hier kommt es vor allem auf die Swing States („Schwankende Staaten“) an, wo niemand von vornherein mit einer Mehrheit rechnen kann. Dabei deutet sich erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen an, wie ein Blick auf die Durchschnittswerte von fünf Staaten zeigt.

BundesstaatHarris (in %)Trump (in %)Kennedy (in %)
Arizona44,145,44,7
Georgia45,045,93,6
Michigan44,643,05,6
Pennsylvania45,344,53,9
Wisconsin45,844,44,2

(Quellen: FiveThirtyEight, gewichteter Durchschnitt der Umfragen, Stand: 7. August)

Linker Flügel der Demokraten steht vor US-Wahl hinter Harris-Vize Tim Walz

Walz wird besonders vom linken Flügel der Demokraten unterstützt. So kommentierte der bekannte linke, aber parteilose Senator Bernie Sanders die Ernennung mit lobenden Worten: „Als Gouverneur hat er für Arbeiterfamilien in Minnesota abgeliefert. Als Vizepräsident wird er für Arbeiterfamilien in den USA abliefern.“ Auch die linke Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez äußerte sich auf der Online-Plattform X ähnlich und sprach von einer „exzellenten Entscheidung“.

Zuspruch für ihn gab es auch aus der Mitte der Partei, etwa vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Der attestierte seiner Parteifreundin Harris die Wahl eines „idealen Partners“. Walz habe „die Werte und die Integrität, um uns stolz zu machen“. (cs mit dpa)

Rubriklistenbild: © Matthew Hatcher/AFP

Kommentare