„Sie lebten in Frieden“
Moskau-Diplomat poltert gegen Finnland: „Werden die ersten sein, die leiden“
Ein russischer Diplomat prognostiziert ein düsteres Szenario für Finnland, sollte es zu einer Eskalation zwischen Russland und den Nato-Staaten kommen.
Moskau/Helsinki – Ein russischer Diplomat hat Finnland gewarnt: Im Falle eines militärischen Konflikts mit der Nato werde das Nachbarland als erstes leiden. „Ich verstehe einfach nicht, wie Finnland davon profitiert. Sie lebten ruhig und in Frieden, bis sie sich plötzlich in diesem Bündnis zwischen Russland und der Nato wiederfanden“, sagte Michail Uljanow, Russlands ständiger Vertreter bei internationalen Organisationen in Wien der Nachrichtenagentur RIA am Mittwoch (28. Dezember).
Moskau-Diplomat warnt Finnland vor Eskalation mit Nato: „Werden die ersten sein, die leiden“
Uljanow sagte, Moskau betrachte Finnland traditionell eigentlich als „neutrales und im Allgemeinen freundliches Land“. Doch die Fronten zwischen den beiden Nachbarländern haben sich im Zuge des Ukraine-Kriegs verhärtet. Ein Konflikt würde dem Diplomaten laut eigener Aussage nicht gefallen. „Aber da sie unsere Nachbarn sind, werden sie die Ersten sein, die leiden, wenn es – Gott bewahre – zu einer Eskalation kommt“, so Uljanow.
Hintergrund für die wachsenden Spannungen ist auch eine verstärkte Zusammenarbeit Helsinkis mit den USA. Das US-Militär soll künftig Zugang zu 15 Stützpunkten und Übungsgebieten in Finnland erhalten. US-Außenminister Antony Blinken und der finnische Verteidigungsminister Antti Häkkänen unterschrieben am 18. Dezember ein entsprechendes Verteidigungsabkommen. Dieses muss noch vom finnischen Parlament abgesegnet werden, bevor es in Kraft tritt.
Kurz vor Weihnachten hatte bereits der russische Präsident Wladimir Putin mit scharfer Kritik auf die wachsende Zusammenarbeit reagiert. „Es gab keine Probleme. Aber jetzt wird es welche geben, denn wir richten einen Wehrbezirk Leningrad ein und konzentrieren bestimmte Militäreinheiten dort“, sagte der Kremlchef am 17. Dezember. Putin bezog sich auf das Umland von St. Petersburg in der Nähe zur finnischen Grenze. In Russland wird für die Region noch immer den sowjetischen Namen Leningrad verwendet.
Gleichzeitig hatte Putin Befürchtungen des Westens vor einem möglichen Angriff Russlands auf einen Mitgliedsstaat der Nato als „völligen Blödsinn“ zurückgewiesen. Man habe „keine Gründe, kein Interesse - weder geopolitisch noch wirtschaftlich noch militärisch“, einen Nato-Staat anzugreifen.
Russlands Präsident Putin kritisiert verstärkte Zusammenarbeit zwischen USA und Finnland
Angespannte Stimmung herrscht auch an der langen Landgrenze zwischen den Ländern: Finnland schloss zuletzt aufgrund eines offenbar auffälligen Zustroms an Migranten ohne gültige Papiere erneut alle Grenzübergänge zu Russland. Die Regierung wirft dem Kreml vor, absichtlich Flüchtlinge in die EU zu schleusen, um für Destabilisierung zu sorgen.
Finnland hat erst unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine seine jahrzehntelange militärische Bündnisfreiheit aufgegeben. Das Land grenzt im Osten auf einer Länge von 1340 Kilometern an Russland. Auch Schweden hat einen Nato-Beitritt beantragt, wartet aber noch immer auf die letzten beiden fehlenden Ratifizierungen durch die Nato-Mitglieder Türkei und Ungarn. (nz/AFP/dpa)
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