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Lügen haben kurze Beine

„Würde des Amtes verletzt“: Schwere Vorwürfe gegen Santos – Skandal-Republikaner verkündet Abschied

George Santos (34), gewählter republikanischer Abgeordneter aus New York City, hat weite Teile seines Lebenslaufs erfunden
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Der Skandal-Republikaner George Santos tritt bei den Wahlen in den USA 2024 nicht mehr an.

George Santos macht sich 2022 einen Namen als Lügenbaron. Nun hagelt es neue Kritik am Abgeordneten. Der Republikaner zieht Konsequenzen.

Washington, D.C. – George Santos galt als Prototyp des jungen, dynamischen Wunderknaben. Die Geschichte des 35-Jährigen klang ja auch zu gut: Der Sohn brasilianischer Eltern, die in die USA eingewandert sind, war der erste offen schwule Republikaner, der als Nicht-Amtsinhaber ein Mandat im Repräsentantenhaus gewinnen konnte. Die Karriere des smarten Aufsteigers schien nach der Zwischenwahlen im November 2022 nur einen Weg zu kennen: steil nach oben.

Doch damit war bald schon wieder Schluss. Kurz nach der Wahl stellte sich nämlich heraus, dass an der Geschichte des Abgeordneten eines New Yorker Bezirks nicht alles so ganz stimmen konnte. Vielmehr galt Santos bald als formidabler Hochstapler und Wichtigtuer, der zahlreiche Aspekte seiner schulischen und beruflichen Laufbahn glatt erfunden hat. Auch privat hielt es Santos mit der Wahrheit nicht immer so genau. Mit anderen Worten: Er log, dass sich die Balken bogen.

George Santos nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau

Die teils haarsträubenden Angaben sind zu umfangreich, um sie alle aufzählen zu können. Es folgt also eine Auswahl der Unwahrheiten, die die New York Times in den Wochen nach den US-Wahlen 2022 aufdeckte:

  • Santos behauptete, die Horace Mann School besucht zu haben, eine renommierte Privatschule in der New Yorker Bronx. Die Schule weiß davon nichts.
  • Santos dichtete sich Abschlüsse an Elite-Universitäten an. Er hat allerdings weder einen Bachelor vom Baruch College noch einen MBA von der New York University oder einer anderen Hochschule.
  • Santos erzählte, er sei am Baruch College ein Volleyballstar gewesen. Er hat die Universität nie besucht.
  • Santos behauptete, für die Investmentbank Goldman Sachs und den Bankenkonzern Citigroup gearbeitet zu haben. Die beiden Unternehmen haben darüber keine Akten.
  • Santos gab an, dass seine Großeltern mütterlicherseits im Zweiten Weltkrieg vor der Judenverfolgung in der Ukraine erst nach Belgien und dann nach Brasilien geflohen seien. Das ist nicht richtig. Bereits Santos’ Urgroßvater war von Belgien nach Brasilien migriert, die Eltern seiner Mutter sind beide in Brasilien geboren.
  • Santos behauptete zunächst, seine Mutter sei bei den Terroranschlägen auf das Word Trade Center am 11. September 2001 ums Leben gekommen. Später sprach er davon, dass sie in eine Aschewolke geraten und „einige Jahre“ später an den Folgen gestorben sei. Sie starb jedoch erst 2016. Inzwischen ist bekannt, dass seine Mutter sich zum Zeitpunkt der Anschläge nicht in den USA aufgehalten hat.
  • Santos bezeichnete sich selbst als jüdisch, er ist aber katholisch.
  • Santos behauptete, bei dem homofeindlichen Schusswaffen-Massaker im Nachtclub Pulse in Orlando mit 49 Toten habe sein näher bezeichnetes Unternehmen „vier Angestellte“ verloren. Das ist nicht korrekt.

Ethik-Ausschuss erhebt schwere Vorwürfe gegen George Santos

Trotzdem trat Santos von seinem Posten nicht zurück. Auch ein Jahr nach dem Bekanntwerden seiner Lügen sitzt er noch immer im Repräsentantenhaus der USA. Nun aber hat der Ethik-Ausschuss der Kongresskammer schwere Vorwürfe gegen den Republikaner erhoben. Es gebe „hinreichende Beweise“ dafür, dass Santos gegen das Strafrecht und andere Regeln verstoßen habe, heißt es in einem am Donnerstag (16. November) veröffentlichten Untersuchungsbericht.

Santos habe unter anderem Wahlkampfgelder gestohlen und sich „unverfroren“ an seinem Wahlkampf bereichert, heißt es in dem Bericht. „Der Abgeordnete Santos hat auf betrügerische Art versucht, jeden Aspekt seiner Kandidatur für das Repräsentantenhaus für seinen eigenen persönlichen finanziellen Profit auszunutzen.“ Zudem habe er versucht, „anderen die Schuld für einen Großteil des Fehlverhaltens zuzuschieben“. Die mangelnde Ehrlichkeit des Abgeordneten sei „besorgniserregend“. Sein Verhalten müsse eine „öffentliche Verurteilung“ nach sich ziehen. Beweismaterial zu Santos soll der Bundesjustiz übergeben werden.

Es gibt in dem Bericht keine konkrete Empfehlung, Santos aus dem Repräsentantenhaus auszuschließen. Der Nachrichtensender CNN berichtete aber, der Ausschussvorsitzende Michael Guest wolle einen Antrag auf einen Rauswurf von Santos stellen. Anfang November war ein solcher Antrag eines republikanischen Abgeordneten noch gescheitert.

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George Santos weist alle Vorwürfe weit von sich

Santos wies die Vorwürfe umgehend zurück, kündigte aber an, sich 2024 nicht mehr der Wiederwahl stellen zu wollen. „Meine Familie verdient etwas Besseres, als ständig im Visier der Presse zu sein“, schrieb der 35-Jährige auf der Online-Plattform X. Der Bericht sei „eine abscheuliche politisierte Verleumdung“, so Santos. „Jeder, der an diesem schweren Justizirrtum beteiligt war, sollte sich schämen.“ Er werde es nicht zulassen, „gesteinigt“ zu werden.

Wegen Betrugs und Diebstahls muss sich Santos bereits in New York vor Gericht verantworten. Der Prozessauftakt ist für den 9. September 2024 angesetzt. Er plädiert auf nicht schuldig. (cs)

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