Entlassung von McCabe
Gefeuerter FBI-Vizechef soll geheime Unterlagen über Trump besitzen
Der frühere Vizedirektor des FBI, Andrew McCabe, ist in der Nacht zum Samstag gefeuert worden. Er soll persönliche Notizen über Trump geführt haben.
Washington - Lange schon stand er in der Schusslinie Donald Trumps, nun bekommt er die volle Härte des US-Präsidenten und dessen Regierung zu spüren: Der frühere Vizedirektor des FBI, Andrew McCabe, ist in der Nacht zum Samstag gefeuert worden. Bis zu seiner Pensionierung waren es nur noch zwei Tage.
Trump feierte die Entlassung. „Andrew McCabe GEFEUERT, ein großartiger Tag für die hart arbeitenden Männer und Frauen des FBI - Ein großartiger Tag für die Demokratie“, twitterte Trump. „Der scheinheilige James Comey war sein Boss und ließ McCabe wie einen Chorknaben aussehen. Er wusste alles über die Lügen und Korruption auf höchster Ebene beim FBI.“
Andrew McCabe FIRED, a great day for the hard working men and women of the FBI - A great day for Democracy. Sanctimonious James Comey was his boss and made McCabe look like a choirboy. He knew all about the lies and corruption going on at the highest levels of the FBI!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 17. März 2018
McCabe soll pikante Infos über Trump gesammelt haben
Es scheint aber so, als wisse McCabe noch viel mehr - und zwar über Trump selbst und dessen Rolle bei der Russland-Affäre. Wie spiegel.de berichtet, soll der FBI-Vize Informationen über den Präsidenten haben, die ihn im Zuge der Sonderermittlungen belasten könnten. Dabei geht es um die Frage, ob es im Zuge des US-Präsidentschaftswahlkampfs Absprachen zwischen Russland und Donald Trump gab.
Der Vorwurf lautet, McCabe habe einem Reporter interne Informationen verraten und später bei Befragungen darüber falsche Angaben gemacht, mehrfach auch unter Eid. So zitieren amerikanische Medien US-Justizminister Jeff Sessions, der McCabe entließ. Der Druck Trumps auf Sessions soll zuletzt erheblich gewesen sein.
McCabe soll die pikanten Infos bereits an Sonderermittler Mueller übergeben haben. Was darein steht, sei unklar. Ein Insider berichte aber über Protokolle von Gesprächen zwischen Trump und McCabe.
Lesen Sie auch: USA verhängen Sanktionen gegen Moskau - Russland droht mit Vergeltung
„Moralische Verkommenheit“: Ex.CIA-Chef wettert gegen Trump
Der frühere CIA-Direktor John Brennan nimmt die Entlassung McCabes zum Anlass, via Twitter gegen Trump zu wüten. „Wenn das gesamte Ausmaß Ihrer Bestechlichkeit, moralischen Verkommenheit und politischen Korruption bekannt wird, werden Sie Ihren rechtmäßigen Platz als blamierter Demagoge im Mülleimer der Geschichte einnehmen“, twitterte Brennan am Samstag.
When the full extent of your venality, moral turpitude, and political corruption becomes known, you will take your rightful place as a disgraced demagogue in the dustbin of history. You may scapegoat Andy McCabe, but you will not destroy America...America will triumph over you. https://t.co/uKppoDbduj
— John O. Brennan (@JohnBrennan) 17. März 2018
Wegen Entlassung muss McCabe auf gewisse Rentenansprüche verzichten
McCabe war Anfang 2018 als Vizedirektor des FBI zurückgetreten, seither war er einfacher Agent der Bundespolizei. An diesem Sonntag, seinem 50. Geburtstag, sollte er in Rente gehen - im 21. Jahr beim FBI. Durch die vorzeitige Entlassung kommt er nun nicht in den vollständigen Genuss aller Rentenansprüche.
Der frühere FBI-Direktor stand unter anderem im Rampenlicht während der Untersuchungen rund um die E-Mail-Affäre von Ex-Außenministerin Hillary Clinton sowie den Ermittlungen Muellers um die Einmischung Russlands in den Präsidentschaftswahlkampf 2016.
McCabe stand loyal zu EX-FBI-Chef McComey
McCabe gehörte zu den ersten in den Reihen des FBI, die mögliche Verbindungen Trumps zu einer russischen Beeinflussung der Präsidentenwahl 2016 untersuchten.
Der 49-Jährige war seit Anfang 2016 stellvertretender Direktor der Bundespolizei und diente unter James McComey, den Trump im vergangenen Mai gefeuert hatte. Hintergrund waren die FBI-Ermittlungen über eine mögliche Zusammenarbeit des Trump-Wahlkampflagers mit Russland zur Beeinflussung der Wahl 2016.
Nach Comeys Entlassung stand McCabe loyal zu seinem Ex-Chef, was Trumps erheblichen Unwillen erregte. McCabe war in die Russland-Untersuchungen stark einbezogen gewesen.
McCabe hatte aber auch die Aufsicht über die Ermittlungen in der E-Mail-Affäre um Trumps Gegnerin im Präsidentschaftswahlkampf, Hillary Clinton. Die Untersuchungen führten zu keiner Strafverfolgung. Trump war darüber völlig fassungslos gewesen.
Lesen Sie auch: ZDF-Politbarometer: Deutsche fürchten Trump mehr als Putin
McCabe erfuhr aus einer Pressemitteilung von seiner Entlassung
Es wird vermutet, dass diese Nichtanklage Clintons einer der wesentlichen Gründe für McCabes Entlassung so kurz vor der Pensionierung war: US-Medien schrieben, dass er zu einem späten Sündenbock dafür gemacht werden sollte, dass Clinton nicht juristisch belangt wurde.
Trump und eine Reihe von Republikanern hatten McCabe über Monate immer wieder attackiert. Sie lasteten ihm Voreingenommenheit an. Im Wahlkampf 2016 war McCabe ein erklärter Lieblingsgegner von Trump, der ihn immer wieder aufs Schärfste kritisierte.
Trump hatte sich auch öffentlich immer wiederholt daran gestoßen, dass sich McCabes Frau für die Demokraten um einen Sitz im Senat des Bundesstaates Virginia beworben hatte und im Wahlkampf von der politischen Organisation eines Clinton-Freundes finanziell unterstützt worden war.
Einem Bericht der „New York Times“ zufolge erfuhr McCabe in der Nacht zum Samstag aus einer Pressemitteilung des Justizministeriums von seiner Entlassung.
dpa