Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Abgeschottete Diktatur

„Game of Thrones“ in Nordkorea: Baut Kim Jong-un seinen geheimen Sohn zum Nachfolger auf?

Tochter, Schwester – oder gar ein Sohn? Kim Jong-un denkt wohl über Nachfolger nach. Das liegt auch am Gewicht des nordkoreanischen Diktators.

Seoul – Der Landesvater kümmert sich: Dieses Bild wollte Nordkoreas Diktator Kim Jong-un vermitteln, als er sich Ende Juli in einem kleinen Schlauchboot durch die Hochwassergebiete im Nordwesten des abgeschotteten Landes fahren ließ. Ausländische Hilfe, tönte das Regime, brauche Nordkorea nicht, man schaffe das auch alleine. Trotz so viel Regen wie seit Jahrzehnten nicht mehr und Tausenden betroffenen Haushalten: Kim Jong-un hat alles im Griff.

Wer genau hinsah, dem fiel auf den Bildern von Kim im Schlauchboot ein überraschendes Detail auf: Auf einigen der Fotos, die Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichte, sieht man Kim alleine auf der einen Seite des Schlauchbootes sitzen, ihm gegenüber drei Männer, die zusammen offenbar so viel wiegen wie Kim alleine. Denn Schlagseite hat das Boot nicht.

Kim Jong-un bringt nach Schätzungen des südkoreanischen Geheimdienstes NIS 140 Kilogramm auf die Wage, er soll rund 1,70 Meter groß sein. Das entspräche einem Body-Mass-Index (BMI) von 48,4 und damit laut der Gewichtsklassifikation der Deutschen Adipositas Gesellschaft einer Adipositas Grad drei, also extremem Übergewicht.

An wen wird Diktator Kim Jong-un sein Amt übergeben?

Nordkoreas Diktator Kim Jong-un soll unter Bluthochdruck und Diabetes leiden

Kim scheint bewusst zu sein, dass er viel zu viel wiegt. Vor drei Jahren machte Nordkoreas Diktator offenbar eine Diät, zumindest sah er auf Fotos deutlich schlanker aus als zuvor. Mittlerweile hat er aber wieder zugelegt – und bekommt anscheinend die Nebenwirkungen der vielen Kilos zu spüren. So leidet Kim laut NIS unter Bluthochdruck und Diabetes und soll versucht haben, Medizin gegen beide Leiden im Ausland zu besorgen. Das zumindest berichteten zwei südkoranische Parlamentsabgeordnete nach einer Unterrichtung durch den Geheimdienst vor ein paar Wochen. Schon länger bekannt ist, dass der nordkoreanische Diktator Kette raucht und sehr viel Alkohol trinkt.

Mit Kims Gewicht und seinen gesundheitlichen Problemen nehmen auch die Gerüchte wieder zu, der Diktator baue trotz seiner erst 40 Jahre schon jetzt einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin auf. Südkoreas Geheimdienst erklärte unlängst, dass Kim wohl seine Tochter Ju-ae zur Thronfolgerin erkoren habe. Als Belege dienen unter anderem die vielen Fotos aus den letzten Monaten, die Kim an der Seite von Ju-ae zeigen.

Mehr als die Hälfte der öffentlichen Termine, die Vater und Tochter seit Ju-aes erstem Auftreten im November 2022 absolvierten, haben laut NIS militärischen Charakter. So sah man Ju-ae etwa anlässlich von (durch internationale Sanktionen verbotenen) Raketenstarts. Noch ein Indiz: Im März wurde das etwa zwölf Jahre alte Mädchen erstmals als „Hyangdo“ bezeichnet, ein Titel, der in Nordkorea für hochrangige Führungspersönlichkeiten oder deren Nachfolger benutzt wird.

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

„Wir sollten in Betracht ziehen, dass seine Tochter Kim Jong-un nachfolgt“

„Dass Kim Jong-un regelmäßig von seiner Tochter begleitet wird, ist ein Anzeichen dafür, dass er eine Erbfolge plant“, glaubt Ko Young-hwan, der Präsident von Südkoreas Nationalem Instituts für Vereinigungserziehung. „Wir sollten also in Betracht ziehen, dass seine Tochter ihm nachfolgt“, sagt Ko im Gespräch mit IPPEN.MEDIA bei einem Treffen in Seoul.

Viel ist allerdings nicht bekannt über Ju-ae – nicht einmal, ob sie wirklich so heißt. Unklar ist auch, ob Kim Jong-un wirklich eine Frau als seine Nachfolgerin ausgewählt hat. Denn bislang wurde das stark patriarchal geprägte Nordkorea nur von Männern beherrscht – vor Kim Jong-un von dessen Vater Kim Jong-il, der wiederum auf seinen Vater, den Staatsgründer Kim Il-sung, gefolgt war.

Ko, der einst Diplomat im Dienst des Kim-Regimes war und 1991 in den Süden floh, hält dennoch auch Kim Jong-uns Schwester für eine mögliche Nachfolgekandidatin. „Kim Yo-jong spielt eine gewisse Rolle. So gibt sie immer wieder Stellungnahmen ab, die auf den Süden oder andere Länder abzielen“, sagt er. Zuletzt etwa drohte Kim Yo-jong dem Süden mit „verheerenden Konsequenzen“, sollten südkoreanische Aktivisten weiter Ballons mit Flugblättern in den Norden schicken. Bereits seit Wochen schickt das Kim-Regime als Vergeltung seinerseits Ballons in den Süden, an denen allerdings kein Propagandamaterial befestigt ist, sondern Säcke voller Müll.

Im November 2022 trat Kim Jong-un erstmals mit seiner Tochter öffentlich auf – beim Start einer Rakete.

„Würde Kim Jong-un morgen sterben, dann würde wohl seine Schwester übernehmen“

„Würde Kim morgen sterben, dann würde wohl seine Schwester übernehmen“, vermutet Bruce Klingner, ehemaliger CIA-Analyst und heute Korea-Experte an der US-Denkfabrik Heritage Foundation. „Entweder in ihrem eigenen Namen oder als eine Regentin für die Tochter. Und während die Tochter aufwächst, vielleicht hat sie dann einen kleinen Unfall“, sagte Klingler unlängst in einem Podcast der Denkfabrik CSIS. „Nachfolge in Nordkorea ist ein blutiger Sport. Es ist wie bei ‚Game of Thrones‘.“ In der US-Fantasyserie kämpfen rivalisierende Königshäuser um die Vorherrschaft auf einem fiktiven Kontinent. Dabei kommen viele der möglichen Kandidaten brutal ums Leben.

Klingner bringt allerdings noch einen dritten möglichen Kandidaten ins Spiel: einen Sohn von Kim Jong-un. „Ich frage mich, ob es vielleicht der ältere Sohn ist – falls er denn existiert – der im Hintergrund gehalten wird, bis er in einem Alter ist, in dem er alle begeistert mit seiner Genialität und seiner Stärke.“ Ob Kim Jong-un tatsächlich einen Sohn (oder gar zwei) hat, ist nicht bekannt, entsprechende Gerüchte wurden von ausländischen Geheimdiensten weder bestätigt noch dementiert. Bislang ist nur seine Tochter Ju-ae öffentlich aufgetreten.

Geht die Kim-Linie eines Tages zu Ende?

Kwak Gil-sup, Professor an der Kookmin University in Seoul und Berater der südkoreanischen Regierung, vertritt ebenfalls die Theorie, dass ein wohl 2010 geborener Sohn von Kim Jong-un auf ihn folgen könnte. Und sollte es diesen doch nicht geben, dann stünde mit einem 2017 geborenen weiteren Sohn ein zusätzlicher Kandidat zur Verfügung, schreibt Kwak in einem Beitrag für die Nordkorea-Seite Daily NK. Als Argument gegen Ju-ae bringt er unter anderem vor, dass in Korea Familiennamen vom Vater auf die Kinder übergehen. Ein Kind von Kim Ju-ae trüge eines Tages also den Namen ihres Vaters – womit nach vier Generationen kein Kim mehr an der Spitze Nordkoreas stünde.

Für Ko Young-hwan, den ehemaligen nordkoreanischen Diplomaten, macht es aber ohnehin keinen großen Unterschied, ob das Land eines Tages nun von einem Kind Kim Jong-uns oder von seiner Schwester regiert wird. „So lange Nordkoreas Erb-Diktatur besteht, werden die Bürger des Landes immer Opfer dieser Diktatur bleiben“, sagt er.

Rubriklistenbild: © KCNA/AFP

Kommentare