Einblicke von der Front
„Wir zerschmetterten zwei Brigaden“: So schildert Ukraine-Soldat Front-Durchbruch
Soldaten bezahlen ihren Dienst an der Front nicht selten mit dem Leben. Ein ukrainischer Kommandeur schildert, wie brutal es im Ukraine-Krieg zugeht.
München - Die Rückeroberung der von Russland annektierten Halbinsel Krim bleibt im Ukraine-Krieg das oberste Ziel der ukrainischen Streitkräfte. Nachdem die Anfang Juni gestartete Gegenoffensive zunächst schleppend verlaufen war, vermeldete Kiew zuletzt Erfolge an zwei Fronten.
Sogar ein General von Wladimir Putins Truppen war von den ukrainischen Kämpfern angetan. Doch auch zu Beginn gab es vereinzelt Erfolge. Jetzt hat ein Kommandeur ausführlich über einen Durchbruch der russischen Verteidigung an der Front südlich von Welyka Nowosilka in der Region Donezk gesprochen. „Wir planten die Offensive, gingen hinein, zerschmetterten zwei russische Brigaden und schlugen sie nieder, bis sie alle Reservisten zurückbeordert hatten“, erzählte Anatoliy RadioFreeEurope/RadioLiberty.
Ukraine-Soldat schildert Durchbruch gegen Putins Truppen
Der 34-Jährige befehligt die 37. Marineinfanteriebrigade. Damals seien vier Brigaden an der Befreiung mehrerer Siedlungen entlang des Flusses Mokri Jaly beteiligt gewesen, die alle von der Nato ausgebildet wurden. Anatoliys Bataillon verwendete damals ausschließlich westliches Militärgerät, darunter französische Panzerkampffahrzeuge vom Typ AMX-10 RC und minenresistente amerikanische Oshkosh M-ATV.
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Der Kommandeur schildert, in welche Gefahr sich seine Männer begeben hatten. Zunächst seien sie mit Fahrzeugen in Russlands Verteidigungsanlagen gefahren und schossen so lange, bis der Feind „betäubt“ war. Anschließend seien Marinesoldaten zu Fuß in das Gebiet eingedrungen und stürmten die feindlichen Schützengräben. Dort haben sie sich einen riskanten Nahkampf geliefert.
„Das ist kein schönes Gefühl“: Ukrainischer Soldat beschreibt Situation an der Front
„Man geht mit Minen unter den Füßen und Feuer aus drei Richtungen auf die feindliche Linie zu – das ist kein schönes Gefühl“, sagte Anatoliy. Riesige Minenfelder sind der Grund, warum die ukrainische Gegenoffensive nur langsam voranschreitet. Dem Reporter zeigte der 34-Jährige das Hauptquartier, das tief unter der Erde lag. Von dort würden die Einsätze geplant. Dutzende Monitore zeigen maßstabsgetreue Schlachtfeldkarten, an den improvisierten Holzwänden hängen von Drohnen gemachte Luftbilder.
Man wolle bis zum Asowschen Meer kommen, sagt Anatoliy. Ziel sei es, den Streifen besetzten Territoriums, der sich von der russischen Grenze bis zur Krim erstreckt, zu durchtrennen und so Russlands Versorgung mit Munition und Treibstoff zu unterbrechen. Zuletzt kam die Ukraine dem Ziel etwas näher. Truppen glückte etwa in Robotyne ein wichtiger Vorstoß. Doch es ist noch ein langer Weg. „Wir werden weitermachen, bis ich mir in einer Hängematte am Ufer des Asowschen Meeres eine Zigarette anzünde“, sagte Anatoliy. (mt)
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