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„Kein Interesse ab Kanzlerkandidat Pistorius“
K-Frage vor der Bundestagswahl: Zwei SPD-Parteigrößen könnten Entscheidung für Scholz bringen
Die SPD's K-Frage bleibt ungelöst. Wird Scholz oder Pistorius die Partei in die Bundestagswahl 2025 führen? Zwei SPD-Größen sprechen für den Kanzler.
Berlin – In weniger als 100 Tagen werden die Wählerinnen und Wähler in Deutschland aller Voraussicht nach dazu aufgerufen sein, ein neues Parlament und damit indirekt auch einen neuen Kanzler zu wählen. Während CDU, die Grünen und die AfD sich bereits auf einen Kanzlerkandidaten geeinigt haben, herrscht ausgerechnet in der Kanzlerpartei noch Unsicherheit.
Die SPD hat die Qual der Wahl zwischen dem amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz und dem Verteidigungsminister und Beliebtheits-König Boris Pistorius. Das Grummeln in der Partei ist in den letzten Tagen lauter geworden, doch vor allem zwei Personalien in der Führungsriege der SPD könnten gegen einen Kandidatenwechsel vor der Bundestagswahl 2025 sprechen.
Scholz oder Pistorius? Zwei SPD-Größen könnten K-Frage entscheiden
Diese Ansicht vertrat zumindest Michael Bröcker, Chefredakteur von Table.Media, in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ am Mittwochabend. Nach Ansicht von Bröcker wird sich Scholz als Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten durchsetzten. Einerseits, weil der Verteidigungsminister wohl nicht von sich aus so kurz vor der Wahl parteiintern den Aufstand proben wird. Zum anderen aber auch wegen der Interessen von zwei anderen SPD-Größen: Parteichef Lars Klingbeil und der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Rolf Mützenich.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) muss bei der K-Frage seiner Partei auf die Unterstützung von Parteichef Lars Klingbeil (r) und dem Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Rolf Mützenich, zählen.
Entscheidet SPD-Chef K-Frage für Scholz? „Klingbeil hat kein Interesse an einem Kanzlerkandidaten Pistorius“
Klingbeil hatte sich in den vergangenen Wochen wiederholt hinter Scholz gestellt und im Podcast des Bild-Journalisten Paul Ronzheimer am Mittwoch eine „zügige Entscheidung“ in der K-Frage angekündigt. Der 46-Jährige ist darüber hinaus genauso wie Pistorius Mitglied der Niedersachsen SPD – für Bröcker ein entscheidender Punkt. „Lars Klingbeil hat kein Interesse an einem Kanzlerkandidaten Pistorius“, sagte der Journalist in der ZDF-Sendung.
Im Falle einer Regierungsbeteiligung der SPD – die den jüngsten Umfragen zufolge sehr wahrscheinlich ist – könnte Klingbeil zur Nummer eins in seiner Partei werden und ein Ministeramt oder sogar die Vizekanzlerschaft anstreben. Für Klingbeil, der in der Vergangenheit schon Juso-Vorsitzender und SPD-Generalsekretär war, der nächste konsequente Karriereschritt. Mit Pistorius – so das Argument – würde der SPD-Chef also einen direkten Konkurrenten aus dem eigenen Landesverband im Wahlkampf vor sich stellen.
Friedenspolitik in der SPD: Mützenich könnte für Pistorius-Kandidatur zum Problem werden
Mützenich hingegen dürfte sich wegen inhaltlichen Differenzen gegen Pistorius stellen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende liegt gerade mit Blick auf den Ukraine-Krieg auf einer Linie mit Kanzler Scholz. So stemmte sich Mützenich im Bundestag wiederholt gegen die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine – eine vom Kanzler ausgerufenen rote Linie. Mützenichs Forderung Anfang dieses Jahrs, den Konflikt in der Ukraine einzufrieren, sorgte ebenfalls für viel Kritik.
Dem gegenüber steht mit Pistorius ein Verteidigungsminister, der Deutschland wieder kriegstüchtig machen will und dafür immer mehr finanzielle Mittel fordert. Die K-Frage in der SPD ist somit auch eine Entscheidung über die Friedenspolitik der Sozialdemokraten. Eine Entscheidung, bei der Mützenich klar hinter Scholz stehen dürfte, der sich in den letzten Tagen seiner Amtszeit als Friedenskanzler stilisiert und sich zum ersten Mal seit über zwei Jahren wieder der Telefondiplomatie mit Russlands Machthaber Wladimir Putin bedient hat.
K-Frage spaltet SPD vor Neuwahlen: Heiße Phase angelaufen
Das letzte Wort in der K-Frage dürfte allerdings noch nicht gesprochen sein. Die heiße Phase der Debatte wurde erst am Dienstag eingeleitet, als sich führende SPD-Politiker zu einem Wahlkampftermin trafen, bei dem es auch um die Kanzlerkandidatur gegangen sein soll. Auch wenn SPD-Arbeitsminister Heil Berichte, die von einem „Krisengipfel“ sprachen, zurückwies, sorgte das Treffen für Aufregung. Alleine schon deswegen, weil Scholz sich zu diesem Zeitpunkt im Rahmen des G20-Gipfels in Brasilien befand.
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
SPD-Abgeordnete drängen auf rasche Entscheidung – Stegner appelliert an Pistorius
Seitdem werden die Stimmen in der SPD immer lauter, die einen rasche Entscheidung fordern. „Die Entscheidung muss sofort fallen, das duldet keinen Tag Aufschub“, forderte der SPD-Abgeordnete Axel Schäfer am Donnerstag im Berliner Tagesspiegel. Sein Fraktionskollege Ralf Stegner äußerte sich im Spiegel ebenfalls unzufrieden und nahm auch Pistorius in die Pflicht. „Vom angeblichen Gegenkandidaten wünsche ich mir die klare Aussage, dass er nicht zur Verfügung steht“, sagte Stegner Richtung des Verteidigungsministers.
Pistorius hatte sich bislang nur sehr defensiv über eine mögliche Kandidatur geäußert, diese jedoch auch nicht kategorisch ausgeschlossen. „In der Politik sollte man nie irgendetwas ausschließen, ganz egal, worum es geht“, sagte Pistorius bei einer Veranstaltung der Mediengruppe Bayern am Montag.
Nur noch wenig Zeit bis zur Bundestagswahl: Entscheidung bei K-Frage der SPD steht kurz bevor
Wann genau die endgültige Entscheidung in der K-Frage fallen soll, ist bislang nicht bekannt. Am kommenden Montag (25. November) eine SPD-Vorstandssitzung angesetzt, auf der es wohl auch um die Kanzlerkandidatur gehen soll. Bis Samstag (30. November) muss die Entscheidung dann spätestens stehen. Dann will die SPD ihren Kandidaten auf einer „Wahlsiegkonferenz“ erstmals groß präsentieren und den Wahlkampf einläuten.
Die kommenden Tage werden somit zeigen, ob sich Bröckers Einschätzung bei „Markus Lanz“ bewahrheiten wird und Klingbeil und Mützenich Scholz den Weg eben werden. Der ebenfalls in der Sendung anwesende SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach quittierte die Einschätzung mit einem Lächeln und bezeichnete sie knapp als „Rußleserei“. (fd mit Material von dpa)