Gipfel mit Kommunen
Fernwärme statt Wärmepumpe: Habeck denkt über Ausnahme für Hausbesitzer nach
Ausbau der Fernwärme statt Einbau einer Wärmepumpe: Beim Heiz-Gipfel mit Energiebranche und Kommunen will Habeck Ausnahmen in seinem Gesetz beraten.
Berlin - Bewegung im Streit über das neue Heizungsgesetz: Vor einem geplanten Gipfel mit der Energiebranche ist Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit einem neuen Vorschlag vorgeprescht. In einer Beschlussvorlage für das Treffen schlug er eine Ausnahme bei dem von ihm geplanten Einbauverbot von Öl- und Gasheizungen vor. So sollen Hausbesitzer keine Wärmepumpe einbauen müssen, wenn ganze Straßenzüge oder Stadtteile ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. In der CDU und bei Kommunen stieß der Grünen-Politiker dabei teilweise auf ein wohlwollendes Echo.
Fernwärme statt Wärmepumpe: Habeck schlägt vor Gipfel neue Ausnahmeregel vor
Am Montag kommt Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Berlin mit Vertretern der Energiebranche und den Kommunen zusammen. Bei dem Fernwärme-Gipfel solle dann über die Ausnahmeregelung beraten werden, berichtete die Augsburger Allgemeine. Würde ein Wärmenetzbetreiber einen Ausbau verbindlich verfolgen, zitierte das Blatt aus der Beschlussvorlage, dann „sollten daran interessierte Gebäudeeigentümmer:innen von der Pflicht zum Einbau einer die 65-Prozent-Vorgabe für erneuerbare Energien erfüllenden Heizung befreit werden“.
Fernwärme-Ausnahme soll als im Streit um das Heizungsgesetz beruhigen
Die 65-Prozent-Vorgabe meint, dass eine neue Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Neben Holzpellet-Systemen sind das derzeit vor allem Wärmepumpen. In seinem umstrittenen Heizungsgesetz will Habeck die Vorgabe ab 2024 verbindlich machen. In den vergangenen Wochen hatte er damit bei CDU, aber auch bei der FDP einen Sturm der Entrüstung losgetreten. Eine geplante Beratung des Heizgesetzes im Bundestag musste kurzfristig wegen der fehlenden Mehrheiten abgesagt werden. Mittlerweile hat sich die Ampel-Koalition aber auf einen Kompromiss verständigt.
Wie funktioniert Fernwärme?
Die Fernwärmenetze leiten warmes Wasser, zum Beispiel von Kraftwerken, über isolierte Rohre zu den Abnehmern. Ein Haus, das an die Fernwärme angeschlossen ist, braucht daher keinen eigenen Heizkessel und keinen Schornstein mehr, stattdessen eine sogenannte Übergabestation. Deren Einbau wird pro Haus auf 8000 bis 14.000 Euro beziffert. Der Vorteil: Es gibt nicht in jedem Haus und Keller eine eigene Heizung. Stattdessen wird eine zentrale Anlage für tausende Menschen benötigt, die einfacher auf erneuerbare Energien umgestellt wird. Dem einzelnen Hausbesitzer erspart das viel Mühe.
Die neu vorgeschlagene Ausnahmeregelung könnte ein weiteres Besänftigungsangebot der Grünen in der Debatte sein. Zumindest innerhalb der Union wurde der Fernwärme-Vorstoß mit Wohlwollen aufgenommen. So rief der CDU-Energieexperte Andreas Jung die Bundesregierung auf, den Ausbau der Fernwärme tatsächlich auch energisch voranzutreiben. „Wir brauchen jetzt klare Perspektiven für Nah- und Fernwärme statt weiter einseitige Priorität für die Pumpe“, sagte Jung der Augsburger Allgemeinen. Jedoch hält Jung es noch für unrealistisch, die Fernwärme bis 2030 zur Hälfte mit erneuerbaren Energien zu betreiben.
Verfügbarkeit prüfen: Kann man überall Fernwärme beziehen?
Nur wenn Ihre Wohnung oder Ihr Eigenheim in einem der Anschlussgebiete liegt, können Sie das Gebäude auch an das Fernwärmenetz anschließen. Während das umweltfreundliche Heizen mit Fernwärme in Ballungszentren sehr weit verbreitet ist, ist die Fernwärmenutzung in ländlichen Gebieten eher selten. Die meisten Wohnungen, die Fernwärme nutzen, liegen in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Baden-Württemberg und Bayern. Viele Betreiber bieten im Internet das Prüfen der Verfügbarkeit an.
Fernwärme-Gipfel: Stadtwerke sieht noch Hürden beim Habeck-Vorschlag
Auch der Stadtwerkeverband VKU sah vor dem Gipfel noch Hürden für einen Ausbau der Fernwärme. Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing fordert unter anderem eine längere, milliardenschwere staatliche Förderung. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er vor dem Fernwärmegipfel: „Es ist gut, dass die Bundesregierung erklärt, wir wollen die Fernwärme voranbringen. Aber dann müssen auch Hürden beseitigt werden. Ich erwarte vom Fernwärmegipfel einen wesentlichen Impuls und konkrete Vorschläge.“ Der VKU sieht grundsätzlich ein Potenzial der Verdopplung bis Verdreifachung in der Fernwärme. Doch das brauche Zeit und Geld, hieß es. (jkf)
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