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Inhaftierung von US-Journalist Evan Gershkovich

Deutsche Medienbranche richtet offenen Brief an russischen Botschafter: „Journalismus ist kein Verbrechen“

Gegen den in Russland festgenommen Journalisten Evan Gershkovich wurde mittlerweile Anklage erhoben. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Deutsche Medienschaffende fordern seine Freilassung.

Berlin – Zahlreiche deutsche Medienschaffende haben auf Initiative von Bülend Ürük in einem offenen Brief an den russischen Botschafter Sergei Jurjewitsch Netschajew in Berlin die Freilassung von Evan Gershkovich verlangt. Ende März wurde der US-Amerikaner und Russland-Reporter des Wall Street Journal vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB in Jekaterinburg festgenommen. Der Vorwurf: Spionage für Washington. Dem 31-Jährigen drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Das Wall Street Journal weist die Vorwürfe gegen ihren Reporter vehement von sich – und fordert seine sofortige Freilassung. Auch US-Präsident Joe Biden nannte die Vorwürfe am Freitag „lächerlich“ und warf dem Kreml vor, willkürlich US-Bürgerinnen und -Bürger zu verhaften, um sie gegen inhaftierte Russen auszutauschen.

Der Forderung nach Freilassung schließen sich nun Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Medienbranche in einem offenen Brief, den wir unten zeigen, an. Darin heißt es: „Journalismus ist kein Verbrechen“. Ein Satz, mit dem auch das US-Außenministerium die Verhaftung verurteilte.

Evan Gershkovich wird von Beamten in Moskau zu einem Bus eskortiert. Ein russisches Gericht hat gegen den Korrespondenten vom „Wall Street Journal“ Haftbefehl wegen angeblicher Spionage erlassen.

Evan Gershkovich in Russland inhaftiert: Deutsche Medienbranche fordert Freilassung des Journalisten

Mittlerweile wurde in Russland Anklage gegen Evan Gershkovich erhoben. Dies meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am vergangenen Freitag. Gershkovich habe die Vorwürfe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB „kategorisch“ zurückgewiesen und betont, er sei lediglich als Journalist in Russland. Sein Fall sei als „streng geheim“ eingestuft. Der Fall Gershkovich belastet die ohnehin schon seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs zerrüttete Beziehung des Westens mit Russland weiter. Erstmals seit Ende des Kalten Krieges führt Russland ein Spionageverfahren gegen einen ausländischen Journalisten.

Offener Brief für die Freilassung von Evan Gershkovich

Botschafter Sergei Jurjewitsch Netschajew, Botschaft der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland, Unter den Linden 63-65, 10117 Berlin

Sehr geehrter Herr Botschafter Netschajew!

Wir, Redakteure deutscher Medienhäuser, Publizistinnen, Herausgeber, Verlegerinnen und Medienschaffende, fordern die russische Regierung auf, Evan Gershkovich, der Ende März 2023 in Jekaterinburg festgenommen wurde, unverzüglich und bedingungslos freizulassen.

Evan Gershkovich, US-amerikanischer Staatsbürger, ist ein angesehener Journalist des Wall Street Journal. Für seinen jetzigen Arbeitgeber und für mehrere andere Publikationen hat Evan Gershkovich stets genau, fair und ausführlich über Russland berichtet.

Die gegen ihn vorgebrachten Spionagevorwürfe sind haltlos und ein Akt reiner politischer Willkür gegen die Freiheit der Presse.

Die unrechtmäßige Verhaftung von Evan Gershkovich hat westliche Medien dazu veranlasst, erneut Korrespondenten aus Moskau abzuziehen. Das höhlt die Pressefreiheit in Russland weiter aus, denn diese Korrespondenten müssen nun aus der Ferne über die Situation in Russland berichten - viele von ihnen aus Berlin. Das ist eine Entwicklung, die die Welt seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht mehr erlebt hat.  

Solche Maßnahmen verhindern, dass deutsche Mediennutzer ein authentisches Bild Russlands erhalten können. Und sie gefährden und schaden Russland selbst: Besonders in Deutschland wissen wir, wohin die mutwillige Zerstörung von Grundrechten führt. 

Journalismus ist kein Verbrechen. Evan Gershkovich gehört nicht in ein Moskauer Gefängnis. Evan Gershkovich muss sofort freigelassen werden und er muss seine Arbeit wieder aufnehmen dürfen: Fakten zu berichten, damit die ganze Welt diese lesen kann.

Unterzeichnerinnen und Unterzeichner

Sigrun Albert, Hauptgeschäftsführerin, Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) 

Julia Becker, Vorsitzende des Aufsichtsrates und Verlegerin, Funke Mediengruppe

Jan Philipp Burgard, Chefredakteur, Welt Fernsehen

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender, Axel Springer SE

Mathis Feldhoff, Vorsitzender, Bundespressekonferenz 

Florian Festl, Chefredakteur, Focus Online

Carsten Fiedler, Chefredakteur, Kölner Stadt-Anzeiger

Thomas Fricker, Chefredakteur, Badische Zeitung

Ernst Fuchs, Chefredakteur, Passauer Neue Presse

Ralf Geisenhanslüke, Chefredakteur, Neue Osnabrücker Zeitung

Hendrik Groth, Journalist

Tina Hassel, Chefredakteurin, ARD-Hauptstadtstudio 

Wilm Herlyn, Publizist

Marion Horn, Vorsitzende der Chefredaktionen, Bild

Michael Husarek, Chefredakteur, Nürnberger Nachrichten

Barbara Junge, Chefredakteurin, taz

Steffen Klusmann, Chefredakteur, Der Spiegel

Markus Knall, Chefredakteur Ippen Digital

Tomasz Kurianowicz, Chefredakteur, Berliner Zeitung

Wolfgang Krach, Chefredakteur, Süddeutsche Zeitung

Stephan Lamby, Filmemacher

Nora Marx, Gesellschafterin, Funke Mediengruppe 

Christian Mihr, Geschäftsführer, Reporter ohne Grenzen

Stephanie Nannen, Publizistin

Johann Oberauer, Verleger, Medienfachverlag Oberauer

Anja Pasquay, Geschäftsführerin, Theodor-Wolff-Preis

Benjamin Piel, Chefredakteur, Mindener Tageblatt

Ulf Poschardt, Chefredakteur, Welt-Gruppe

Jörg Quoos, Chefredakteur, Funke Zentralredaktion Berlin

Marc Rath, Chefredakteur, Mitteldeutsche Zeitung und Volksstimme

Thomas Rebbe, Chefredakteur, WEB.DE/GMXNews

José Redondo-Vega, Editorial Director, Taos Media

Christoph Reisinger, Chefredakteur, Stuttgarter Nachrichten, Schwäbischer Bote

Stephan Scherzer, Bundesgeschäftsführer, MVFP Medienverband der Freien Presse

Jan Schilde, Chefredakteur, B.Z. Berlin

David Schraven, Publisher, Correctiv

Gabor Steingart, Journalist und Herausgeber, The Pioneer

Thomas Thelen, Chefredakteur, Aachener Zeitung 

Coskun Josh Tuna, Publisher, Kivvon Media

Prof. Frank Überall, Vorsitzender, Deutscher Journalisten-Verband (DJV)

Bülend Ürük, Journalist

Jakob Wais, Chefredakteur und Geschäftsführer, Business Insider Deutschland

Maria von Welser, Publizistin

Philipp Welte, Vorstand, Hubert Burda Media sowie Vorstandsvorsitzender, MVFP Medienverband der Freien Presse

Dominik Wichmann, Publisher, Looping Group

Niklas Jakob Wilcke, Gesellschafter, Funke Mediengruppe

Hans Wilms, Chefredakteur, Kreiszeitung

Jennifer Wilton, Chefredakteurin, Die Welt

Ulrich Windolph, Chefredakteur, Westfalen-Blatt

Bernd Ziesemer, Publizist

Rubriklistenbild: © Alexander Zemlianichenko/AP

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