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US-Sprengköpfe auch in Deutschland
Europa vor Aufrüstung: Welche Länder verfügen über Atomwaffen?
Die rund 12.000 Atomwaffen auf der Erde sind auf neun Länder verteilt. Die USA und Russland überstrahlen alle anderen Atom-Mächte.
München – Die Atombombe gilt als ultimative Waffe. Weil ihr Einsatz verheerendste Folgen hätte. Den Beweis traten die USA im Zweiten Weltkrieg an, als sie mit Abwürfen über Hiroshima und Nagasaki Japan zur Kapitulation zwangen. Hunderttausende Menschen bezahlten die beiden Angriffe aus der Luft mit dem Leben.
Auch mit diesem Wissen wird im Ukraine-Krieg regelmäßig vor einer Eskalation hin zu einem Atomkrieg gewarnt. Russland kokettiert wohl nicht zufällig mit dem Einsatz seiner Nuklearwaffen, sobald die Unterstützer der Ukraine Hilfspakete schnüren oder neue Sanktionen gegen den Aggressor auf den Weg bringen. Neben den USA gilt das Reich von Kreml-Chef Wladimir Putin als das Land, das mit Abstand über die meisten Atomsprengköpfe verfügt.
Atomwaffen auf der Welt: USA und Russland vereinigen 90 Prozent des Arsenals
Inwiefern dies gute Nachrichten für den Rest der Welt sind, muss sich erst noch zeigen. In Europa jedenfalls wird befürchtet, dass der im Rahmen der Nato bestehende Nuklearschutz durch die USA bald Vergangenheit sein könnte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat daher schon angeregt, seine Atomwaffen könnten künftig auch anderen Ländern wie Deutschland zugutekommen. Neben der Grande Nation hat aus Europa nur noch Großbritannien ein eigenes Atomwaffenarsenal.
Laut dem SIPRI verfügt Paris über 290 nukleare Gefechtsköpfe, London über 225. Zum Vergleich: Russland soll 5580 haben, von denen 1200 nicht mehr einsatzbereit sind, die USA kommen demnach auf 5044, von denen 1336 ausgemustert sind. Außerdem gibt es fünf weitere Nationen mit einem Nuklearwaffenarsenal. China soll 500 Sprengköpfe sein Eigen nennen, Indien 172, Pakistan 170, Israel 90 und Nordkorea etwa 50. Wobei die Zahl gerade bei Pjöngjang sehr unsicher sei, Machthaber Kim Jong-Un könnte auch Material für 90 Atomwaffen beisammen haben.
Zahl der Nuklearsprengköpfe nach Land (Stand: Januar 2024)
Russland: 5580 (davon 1200 ausgemustert)
USA: 5044 (davon 1336 ausgemustert)
China: 500
Frankreich: 290
Großbritannien: 225
Indien: 172
Pakistan: 170
Israel: 90
Nordkorea: 50
Atomwaffen in Deutschland: Fliegerhorst Büchel verfügt über US-Sprengköpfe
Deutschland zählt zu den sechs Ländern, die Nuklearsprengköpfe von Partnernationen auf seinem Territorium lagern. Im Fall der Bundesrepublik handelt es sich um US-Atombomben, die sich auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz befinden sollen. Laut einem Team der Federation of American Scientists (FAS) verteilen sich etwa 100 der Nuklearwaffen der USA auf Militärbasen in Italien, Deutschland, der Türkei, Belgien und den Niederlanden.
In Italien sollen sich zwischen 30 und 45 Exemplare auf den Luftwaffenstützpunkten Aviano und Ghedi befinden. In Büchel sind es demnach ebenso wie im belgischen Kleine Brogel und im niederländischen Volkel zehn bis 15. Im türkischen Incirlik lagern folglich 20 bis 30 dieser Nuklearsprengköpfe. Als sicher gilt, dass Russland einige seiner Atomwaffen in Belarus stationiert hat, zu den Zahlen geben die Experten aber nicht einmal Schätzungen ab.
Gefahr durch Atomwaffen: Abwurf über New York könnte mehr als 580.000 Menschen töten
Die International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) betont zwar, im Vergleich zu den Zeiten des Kalten Krieges, als die Atom-Mächte zusammen über rund 70.000 Sprengköpfe verfügt haben sollen, sei die Zahl nun deutlich geringer. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sie im nächsten Jahrzehnt wieder steigt. Zudem seien die Streitkräfte heutzutage deutlich leistungsfähiger.
Die Detonation einer Atomwaffe über New York würde demnach rund 583.160 Menschenleben kosten. Selbst die in den genannten europäischen Ländern gelagerten nicht-strategischen US-Sprengköpfe würden über eine Sprengkraft von 300 Kilotonnen verfügen – das sei das 20-Fache der Hiroshima-Bombe. Aber selbst ohne solche Modellrechnungen im Hinterkopf verfangen Drohungen wie aus Moskau. Die Gefahr, die von Machthabern wie Putin ausgeht, lässt sich nicht leugnen. Denn niemand verfügt augenscheinlich über mehr Nuklearsprengköpfe als der Kreml-Chef.
Gefahr durch Russland: Raketen könnten Sprengköpfe über Tausende Kilometer transportieren
Zwar sind sich viele Beobachter und Experten darin einig, dass auch Putin eine solche Eskalation nicht wagen würde, da auch Russland umgehend zur Zielscheibe der anderen Atom-Mächte avancieren würde. Macron aber betonte in seiner Rede an die Nation: „Russland ist heute und für lange Zeit zu einer Bedrohung für Frankreich und Europa geworden.“
Zumal bekannt ist, dass Putin sein Land in eine Kriegswirtschaft verwandelt hat, um für weitere Konflikte gerüstet zu sein. Laut der Arms Control Association besitzt Russland zudem mehrere Raketenmodelle, die sich mit nuklearen Sprengköpfen bestücken lassen und mehr als 10.000 Kilometer zurücklegen können. Moskau und Berlin trennen gerade einmal rund 1600 Kilometer Luftlinie.
Auch wenn sich Deutschland nicht in den Reigen der Atom-Mächte einreihen wird und Frankreichs Angebot nicht so weit geht, dem Nachbarn Nuklearwaffen zu überlassen, ist die Debatte um eine weitere Aufrüstung nicht nur in Berlin entbrannt. Union und SPD haben den Weg für weitere Investitionen in die Verteidigung freigemacht, indem dafür die Schuldenbremse umschifft werden darf.
Russland reagiert auf Europas Aufrüstung: „Maßnahmen ergreifen, um Sicherheit zu gewährleisten“
Derweil feilen alle EU-Staaten an einer „Wiederbewaffnung Europas“. Noch vor dem nächsten Gipfel am 20. und 21. März sollen laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen detaillierte Vorschläge zur Finanzierung stehen.
Diese Entwicklungen im Westen wiederum riefen Dmitri Peskow auf den Plan. Der Kreml-Sprecher wirft den Europäern vor, Russland als „Hauptfeind“ darzustellen und eine „konfrontative Rhetorik“ zu nutzen. Die Diskussionen der EU über eine Aufrüstung und eine Stärkung der Verteidigung würden sehr genau verfolgt werden.
„Dies könnte natürlich ein Thema sein, das uns große Sorgen bereitet, und es könnte erforderlich sein, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten“, betonte Putins Sprachrohr. Dass dazu auch die Drohung mit den eigenen Atomwaffen gehört, ist wohl nicht auszuschließen. (mg)