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„Ich mochte ihn“
Donald Trumps riskanter Flirt mit Nordkorea-Diktator Kim Jong-un
Donald Trump nennt Nordkorea eine „Atommacht“ und schwärmt von Diktator Kim Jong-un. Beim US-Verbündeten Südkorea kommt das nicht gut an.
Donald Trump war erst wenige Stunden im Amt, als er eine dieser Äußerungen machte, von denen man nicht weiß, ob sie einfach nur so dahergeredet sind oder ob doch mehr dahintersteckt. „Er mochte mich. Ich mochte ihn. Wir kamen sehr gut miteinander aus“, erklärte Trump am Montag, während er im Oval Office mehrere Verordnungen unterzeichnete. Er – das ist Kim Jong-un, der nordkoreanische Diktator, mit dem sich Trump während seiner ersten Amtszeit dreimal getroffen hatte.
Dass Trump auch vor Liebesbekundungen in Richtung skrupelloser Diktatoren nicht zurückschreckt, ist bekannt. Neu aber war, was Trump an diesem Montagnachmittag noch über Nordkorea zu sagen hatte: Das Land, so Trump, sei eine „Atommacht“.
Betrachtet man die nackten Fakten, dann hat Trump natürlich recht. Nordkorea hat zwischen 2006 und 2017 sechs Atombomben getestet, Schätzungen zufolge verfügt das Land heute über mehrere Dutzend Nuklearsprengköpfe. Und doch: Den Status einer Atommacht hat bislang noch kein US-Präsident dem abgeschotteten Land zugestanden.
Trumps Außenminister kündigt Neuausrichtung der Nordkorea-Politik seines Landes an
Offiziell gibt es überhaupt nur fünf Atommächte, das legt der Atomwaffensperrvertrag so fest, den weltweit fast alle Länder unterzeichnet haben. Gemeint sind jene Staaten, die vor dem 1. Januar 1967 erstmals eine Atombombe getestet haben: die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China. All die anderen Staaten, die über Kernwaffen verfügen – Indien, Pakistan, Israel und eben auch Nordkorea – sind keine anerkannten Atommächte. Will Trump das jetzt ändern, zumindest in Bezug auf Nordkorea?
Marco Rubio, Trumps Außenminister, kündigte in einer Senatsanhörung vor seiner Vereidigung jedenfalls eine Neuausrichtung der Nordkorea-Politik seines Landes an. „Ich denke, man muss sich ernsthaft mit der allgemeinen Nordkorea-Politik auseinandersetzen“, sagte Rubio, ohne wirklich ins Detail zu gehen. „Für ziemlich bedeutsam“ hält Rachel Minyoung Lee, Nordkorea-Expertin bei der US-Denkfabrik Stimson Center, Rubios Aussage. „Denn die parteiübergreifende Politik der USA gegenüber Nordkorea war in den letzten 30 Jahren stets auf die Denuklearisierung Nordkoreas ausgerichtet“, sagte Lee der Frankfurter Rundschau.
Trumps Nordkorea-Äußerungen beunruhigen Seoul
Auch in Südkorea sorgten Trumps Äußerungen verständlicherweise für Irritationen. „Die Denuklearisierung nicht nur der koreanischen Halbinsel, sondern auch Nordkoreas sollte als Voraussetzung für dauerhaften Frieden und Stabilität in der Welt kontinuierlich vorangetrieben werden“, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul am Dienstag.
In dem Land, das nach der Amtsenthebung von Präsident Yoon Suk-yeol ohnehin in einer schweren politischen Krise steckt, blickt man schon länger mit Sorge auf die Trump-Rückkehr. Ende Oktober hatte Trump, damals noch Präsidentschaftskandidat, von Seoul jährlich zehn Milliarden US-Dollar für die auf der koreanischen Halbinsel stationierten US-Streitkräfte gefordert. Aktuell überweist die südkoreanische Regierung dafür nur gut eine Milliarde im Jahr nach Washington. Die Angst, Trump könnten die Soldaten abziehen, ist groß.
Unklar ist, wie Südkorea reagieren würde, sollte die Trump-Regierung Nordkorea tatsächlich als Atommacht anerkennen. „Wir wissen schließlich nicht, wer in ein paar Monaten südkoreanischer Präsident sein wird“, sagt Lee. Eine konservative Regierung, wie sie aktuell in Südkorea an der Macht ist, könnte ebenfalls nach der Bombe greifen, glaubt die Korea-Expertin. „Eine liberale Regierung hingegen wird wahrscheinlich versuchen, in Dialog mit Nordkorea zu treten und so die Spannungen zu entschärfen.“ Lee Jae-myung, Chef der größten südkoreanischen Oppositionspartei, der liberalen DP, hat bereits angekündigt, auf Nordkorea zuzugehen, sollte er Präsident werden. Die aggressive Politik des entmachteten Präsidenten Yoon hält er für gescheitert.
Wird sich Trump erneut mit Kim Jong-un treffen?
Schon während Trumps erster Amtszeit, als in Südkorea Moon Jae-in von der DP regierte, hatte Seoul die Nähe zu Pjöngjang gesucht. Das Ergebnis waren einige historische Gipfeltreffen zwischen Moon und Kim Jong-un und später zwischen Trump und dem nordkoreanischen Diktator. Mit bescheidenen Resultaten allerdings, denn Nordkorea rüstete stets weiter auf.
In südkoreanischen Medien führte Trumps „Atommacht“-Äußerung nun auch zu Spekulationen, der US-Präsident plane ein erneutes Treffen mit Diktator Kim Jong-un. „Trump hat immer wieder sein Interesse an einem Treffen bekundet, aber zum jetzigen Zeitpunkt hat Pjöngjang wenig bis gar nichts von Gesprächen mit den Vereinigten Staaten“, sagt Rachel Minyoung Lee.
Bündnis mit Russland stärkt Nordkorea Diktator Kim
Denn das Nordkorea, mit dem Trump es heute zu tun hat, ist ein ganz anderes als jenes, das er 2019 als erster amtierender US-Präsident betreten hatte. Für einen kurzen Moment überquerte Trump damals die innerkoreanische Grenze, es war seine dritte und gleichzeitig letzte Begegnung mit Kim Jong-un. Die drei Treffen endeten ohne jedes Ergebnis, weder hoben die USA die Sanktionen gegen Nordkorea auf, wie Pjöngjang forderte, noch machte Kim Zugeständnisse bei seinem Atomprogramm. Heute dürfte Kim noch weniger als vor ein paar Jahren bereit sein, sich auf die USA zuzubewegen. Denn mit Wladimir Putins Russland, dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine Kim Jong-un mit Waffen und Soldaten unterstützt, hat das nordkoreanische Regime einen mächtigen Verbündeten an seiner Seite.
Die USA, so Rachel Minyoung Lee, müssten Kim Jong-un also „ein Angebot unterbreiten, das sich drastisch von dem unterscheidet, was sie in der Vergangenheit getan haben“, um von dem Diktator Zugeständnisse zu bekommen: „Zum Beispiel eine erhebliche Reduzierung oder einen vollständigen Abzug der US-Streitkräfte aus Korea oder eine vollständige Einstellung der gemeinsamen Militärübungen zwischen den USA und Südkorea.“ Seoul stünde seinem atomar hochgerüsteten Nachbarn dann weitgehend alleine gegenüber.