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Merz-Reise nach Washington

Szenen aus dem Oval Office machen Mut: Was „Freund Friedrich“ bei Trump erreicht hat

Kanzler und Präsident finden warme Worte füreinander, vom „Freund Friedrich“ spricht Trump sogar. War das nur ein Anflug guter Laune oder der Anfang einer Achse?

Das Mittagessen ist vorbei, die deutsche Delegation wäre eigentlich etwas in Eile, aber Donald Trump möchte noch stolz etwas herzeigen. Er führt den Kanzler in einen Nebenraum des Oval Office, eine größere Kammer, vollgepackt mit Werbematerial. „Make America Great Again“-Kappen lagern dort, Trump-Shirts, Trump-Bildbände, Trump-Manschettenknöpfe. Der Präsident bittet: Macht euch die Taschen voll, nehmt kostenlos mit, was ihr tragen könnt. Mehr! Und hier, noch eine Bibel, nicht von oder über Trump, aber er will sie den Gästen sofort signieren.

Merz zu Besuch bei Trump: Das Wichtigste, was der Kanzler zurück nach Deutschland bringt

Vom „Fanshop“ erzählen Friedrich Merz und seine Leute später im kleinen Kreis, sie sind überrascht, amüsiert und auch irritiert vom Ich-Kult im Weißen Haus. Höflich nehmen sie ein paar Devotionalien mit, wobei der Verbleib nicht ganz geklärt ist, jedenfalls sieht man Merz nicht mit MAGA-Mütze weitereilen. Nach dem Staunen überwiegt eine positive Deutung: Das Zeigen, das Schenken, ist wohl Trumps Geste für Herzlichkeit. Wirkt so, als schätze er die Deutschen und ihren Kanzler nun doch etwas mehr als erwartet.

Besuche im Weißen Haus: Trumps legendäre Momente im Oval Office

Friedrich Merz trifft Donald Trump
529408025.jpg © Evan Vucci/dpa
Friedrich Merz beim Besteigen der „Konrad Adenauer“, dem deuschen Pendant der Air Force One.
Friedrich Merz beim Besteigen der „Konrad Adenauer“, dem deutschen Pendant der Air Force One. Das Flugzeug bringt den Bundeskanzler am Mittwoch nach Washington DC. In der US-Hauptstadt wird Merz zum Antrittbesuch bei Donald Trump erwartet. Es ist das erste persönliche Treffen der beiden und das erste Mal, dass Merz zu Gast im Weißen Haus ist. © Michael Kappeler/dpa
Für Friedrich Merz ist es der erste offizielle Besuch im Weißen Haus.
Für Friedrich Merz ist es der erste offizielle Besuch im Weißen Haus. In den USA kennt sich der neue Bundeskanzler aber aus. Von 2009 bis 2019 war er Vorsitzender der „Atlantik-Brücke“, ein Verein, dem etwa 800 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft angehören. Die „Atlantik-Brücke“ dient ihren Mitgliedern als Netzwerk und Austauschforum und hat zum Ziel, die transatlantische Zusammenarbeit zwischen den USA auf der einen und Deutschland sowie Europa auf der anderen Seite zu fördern. © Bernd Von Jutrczenka/dpa
 Per Dekret benannte der neue US-Präsident den Golf von Mexiko in Golf von Amerika um
Kaum angekommen im Oval Office sorgte Donald Trump für den nächsten Eklat. Per Dekret benannte der neue US-Präsident den Golf von Mexiko in Golf von Amerika um. Weil die Nachrichtenagentur AP diese Umbenennung nicht mitmachen wollte, verbannte die Trump-Administration ihre Vertreterinnen und Vertreter von den Pressekonferenzen des Weißen Hauses. © imago
Statuette, die an das Attentatsversuch auf Trump im Wahlkampf erinnert.
Das Oval Office hat Donald Trump längst nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Der neue Präsident scheute dabei keine Kosten. Der Teppichboden wurde ausgetauscht, deutlich mehr Flaggen aufgestellt und zahlreiche neue Bilder aufgehängt. Daneben finden sich im Oval Office etliche Memorabilias wie eine Statuette, die an das Attentatsversuch auf Trump im Wahlkampf erinnert.  © Alex Brandon/dpa
Donald Trump, hier in Begleitung von Verteidigungsminister Pete Hegseth
Einen besonders prominenten Platz vergab Donald Trump, hier in Begleitung von Verteidigungsminister Pete Hegseth bei der Präsentation eines neuen Kampfjets, an ein Bild Ronald Reagans. Der 40. Präsident der USA gilt Trump seit jeher als Vorbild. Seinen Wahlspruch, „Make America Great Again“, der zum Namen einer ganzen Bewegung geworden ist, hat sich Trump ebenfalls bei Reagan abgeschaut. © IMAGO/Pool/ABACA
X Æ A-Xii, der jüngste Sohn von Elon Musk
Ein außergewöhnlicher Moment im Oval Office war der Auftritt von X Æ A-Xii, der jüngste Sohn von Elon Musk. Donald Trump hatte den reichsten Mann der Welt damit beauftragt, die Regierungsausgaben der USA radikal zu kürzen. Musk stellte sich daraufhin derart auffällig ins Rampenlicht, das viele Beobachterinnen und Beobachter in dem gebürtigen Südafrikaner den eigentlichen US-Präsidenten sahen. © JIM WATSON/AFP
Kid Rock und Donald Trump im Oval Office
Elon Musk und Sohnemann X Æ A-Xii waren aber nicht die Einzigen, die seit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus ihre Momente im Oval Office hatten. Einen solchen feierte auch Kid Rock. Der in die Jahre gekommene Rockstar ist seit langem Anhänger Trumps und besuchte diesen kurz nach seiner Wahl in Washington DC. Für seine Audienz im Oval Office wählte Kid Rock ein Outfit, das an menschliche Kanonenkugeln und furchtlose Motorrad-Stuntfahrer erinnerte. © SAUL LOEB/AFP
Donald Trump beim Interview im Oval Office
Ebenfalls im Oval Office kam es zu einem weiteren Eklat, an dem Donald Trump maßgeblich beteiligt war. Während eines Fernsehinterviews behauptete der US-Präsident, man habe die Tätowierung „MS13“ auf den Knöcheln eines abgeschobenen Südamerikaners gefunden, was wiederum dessen Mitgliedschaft in der gleichnamigen Kriminellen-Gang beweisen würde. Mehrfach wies der Reporter Trump daraufhin, dass es sich bei seinem angeblichen Beweisfoto um eine mit Photoshop bearbeitete Aufnahme handle. Trump wiederum ließ sich davon aber nicht stören. © IMAGO/White House
Wolodymyr Selenskyj mit seinem Outfit in Washington DC
Während die Garderobe von Elon Musk und Kid Rock bei ihren Besuchen im Oval Office die MAGA-Welt um Donald Trump unbeeindruckt hinterließ, sorgte Wolodymyr Selenskyj mit seinem Outfit in Washington DC für einen handfesten Eklat. Der ukrainische Präsident erschien zum Antrittbesuch im schwarzen Pullover – für den ebenfalls anwesenden Brian Glenn offenbar zu viel des Guten. „Haben Sie keinen Anzug“, fragte der rechtsradikale Kommentator Selenskyj, der sich im Oval Office auch von Vizepräsident JD Vance so einiges anhören durfte. © imago
das Treffen zwischen Donald Trump und Emmanuel Macron im Weißen Haus
Harmonischer lief dagegen das Treffen zwischen Donald Trump und Emmanuel Macron im Weißen Haus. Frankreichs Präsident ließ bei dem Besuch seinen Charme spielen, was Trump offensichtlich gefiel. Selbst als Macron ihn bei der Frage, welches Land wie viel Hilfe an die Ukraine geleistet habe, korrigierte, quittierte Trump das nur mit einem Lächeln. © LUDOVIC MARIN/AFP
Keir Starmer folgte bei seinem Besuch im Oval Office
Keir Starmer folgte bei seinem Besuch im Oval Office dem Vorbild Emmanuel Macrons. Wie schon Frankreichs Präsident bemühte sich auch der britische Premierminister um ein harmonisches Verhältnis zu Donald Trump. Starmer brachte sogar eine schriftliche Einladung Trumps an den Hof von König Charles III. mit – wohl wissend, dass Trump schon immer ein Faible für die britischen Royals hatte. Der britische Premierminister war der sechste Regierungschef, der Trump im Oval Office einen Besuch abstattete. © Carl Court/dpa
Beste Laune herrschte im Oval Office bei dem Staatsbesuch von Giorgia Meloni
Beste Laune herrschte im Oval Office bei dem Staatsbesuch von Giorgia Meloni. Donald Trump nannte Italiens Regierungschefin „eine großartige Premierministerin.“ Sie mache „einen fantastischen Job in Italien“ und sei „eine der wirklichen Führungspersönlichkeiten der Welt.“ Die Post-Faschistin Meloni habe laut Trumps Laudatio im Weißen Haus seit ihrem Amtsantritt „Europa im Sturm erobert“. © imago
Nato-Generalsekretär Marc Rutte in Washington DC.
Was zu anderen Zeiten ein dröger Standard-Termin gewesen wäre, wird unter Donald Trump zum Treffen mit Zündstoff: Der Besuch von Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Washington DC. Der amtierende US-Präsident gilt als Kritiker des Verteidigungsbündnisses und will, dass sein Land weniger Verantwortung für die anderen Mitglieder übernimmt. Rutte bemühte sich bei seinem Besuch, die so entstandenen Wogen zu glätten. © imago
Mark Carney und Donald Trump im Weißen Haus
Ähnlich gestaltete sich die Situation beim Antrittsbesuch von Mark Carney, dem neuen Premierminister Kanadas, in Washington DC. Trump hatte im Vorfeld zur Wahl in Kanada die Idee in Umlauf gebracht, die USA könnten sich den nordischen Nachbarstaat einfach einverleiben. Kanada würde so der 51. Bundesstaat werden. Doch im Oval Office stellte Carney klar: „Kanada steht nicht zum Verkauf.“ © imago
Donald Trump beim Besuch von Cyril Ramaphosa
Einen weiteren Eklat verursachte Donald Trump beim Besuch von Cyril Ramaphosa. Der Präsident Südafrikas sah sich im Oval Office mit Videoaufnahmen konfrontiert, die einen angeblichen Genozid an der weißen Bevölkerung seines Landes dokumentieren sollen. Ramaphosa war eigentlich nach Washington DC gereist, um mit Trump über Zollabkommen zu verhandeln. Dessen plötzlichen Themenwechsel nahm Südafrikas Präsident gelassen hin. © imago
Donald Trump Trikot im weißen haus
Nicht nur Staats- und Regierungschefs gehen ein und aus im Weißen Haus. Donald Trump empfängt dort auch regelmäßig Vertreter aus Kultur und Sport. Im Mai 2025 verkündete der US-Präsident aus dem Oval Office, dass der Draft der American Football Liga (NFL) im Jahr 2027 in Washington DC stattfinden werde. Dafür bekam Trump ein persönliches Trikot des städtischen Football-Teams, der Washington Commanders, überreicht. Die Nummer 47 steht dabei für sein Amt: Trump ist der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der dazugehörige Football erinnert zudem an seine erste Amtszeit, als Trump der 45. US-Präsident war. © imago
Eine Sportart, für die Donald Trump viel Begeisterung aufbringt, ist die Ultimate Fighting Championship (UFC)
Eine Sportart, für die Donald Trump viel Begeisterung aufbringt, ist die Ultimate Fighting Championship (UFC). Deren im Ruhestand befindlicher Superstar ist der Ire Conor McGregor. Zum St. Patricks Day lud der US-Präsident den ehemaligen UFC-Weltmeister mitsamt Familie ins Weiße Haus ein. Im Oval Office gefiel es McGregor offenbar so gut, dass er im Anschluss an das Familienfoto mit Trump und Elon Musk beschloss, eine eigene politische Karriere zu beginnen und bei der nächsten Wahl in seiner Heimat Irland für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. © imago
So fand Skandal-Rapper Kanye West seinen Weg ins Weiße Haus
Bereits während seiner ersten Amtszeit im Oval Office lud Donald Trump jeden ein, der ihm mit seinem Besuch Schlagzeilen versprechen konnte. So fand Skandal-Rapper Kanye West seinen Weg ins Weiße Haus, um dort mit dem US-Präsidenten über Schusswaffengewalt, Sozialpolitik und Trumps Strategie zu sprechen. West trug während seines Besuchs die Trumps berühmte rote MAGA-Mütze. Sie sorge dafür, dass er sich „wie Superman“ fühle, so West. © SAUL LOEB/AFP
First Lady Melania Trump ganz alleine auf dem Sofa,
Im Jahr 2017 machte ein weiteres Bild aus dem Oval Office die Runde. Dort zu sehen: First Lady Melania Trump ganz alleine auf dem Sofa, umringt von Fotografen und Journalisten, die ihr aber keine Beachtung zu schenken scheinen. Das Weiße Haus verbreitete das Foto auf seinen Social-Media-Kanälen ausgerechnet als Geburtstagsgruß an die Ehefrau Donald Trumps. © BRENDAN SMIALOWSKI
Bundeskanzlerin Merkel trifft US-Präsident Trump
Merz-Vorgängerin Angela Merkel hatte gleich mehrere Treffen mit Donald Trump im Weißen Haus. Die Ex-Kanzlerin regierte von 2017 bis 2021 zeitgleich mit Trump. Wie der US-Präsident dabei auf Merkel wirkte, beschrieb sie ausführlich in ihren Memoiren. „Je mehr Menschen im Raum waren, desto größer war sein Drang, der Sieger zu sein. Man kann mit ihm nicht plaudern, jede Begegnung ist ein Wettkampf: Du oder ich“, so die ehemalige Kanzlerin über Trumps Verhalten im Oval Office.  © Evan Vucci/dpa
Angela Merkel und Barack Obama
Ganz anders gestaltete sich dagegen die Beziehung zwischen Angela Merkel und Barack Obama, Donald Trumps Vorgänger im Amt des US-Präsidenten. Merkel besuchte Obama mehrfach im Weißen Haus. Der US-Präsident beschrieb die damalige Bundeskanzlerin nach ihrer Amtszeit als „nett und freundlich.“ © imago
Obama und Merkel im Weißen Haus
Dabei stand die Beziehung der deutschen Bundeskanzlerin und des neuen US-Präsidenten zu Beginn unter einem ungünstigen Stern. Präsidentschaftskandidat Barack Obama wollte im Wahlkampf der US-Wahl 2008 vor dem Brandenburger Tor auftreten. Merkel aber verhinderte den Auftritt des Demokraten, damit nicht der Eindruck entstünde, sie würde sich gegen den Kandidaten der Republikaner, John McCain, stellen. Nach Obamas Wahlsieg soll Merkel befürchtet haben, der neue US-Präsident trage ihr die Entscheidung noch nach. „Sie war immer besorgt, dass ich deshalb noch wütend bin“, sagte Obama bei der Vorstellung von Merkels Memoiren in Washington DC. „Das bin ich aber wirklich nicht“, versicherte er der ehemaligen Kanzlerin. © imago
Obama und Trump im Oval Office
Ein deutlich unangenehmer Termin für Barack Obama dürfte dagegen das Treffen mit Donald Trump im Weißen Haus gewesen sein. Der alte US-Präsident empfing seinen Nachfolger nach dessen Sieg bei der US-Wahl 2016 zur Übergabe der Amtsgeschäfte im Oval Office. © Michael Reynolds/dpa
Merkel und Barroso bei Bush in Washington
Für Friedrich Merz wird der Besuch bei Donald Trump eine Premiere sein. Noch nie war der Bundeskanzler zu Gast im Weißen Haus. Seine Vorgängerin im Amt, Angela Merkel, traf dagegen gleich vier US-Präsidenten in deren Amtssitz. Neben Barack Obama und Donald Trump luden auch Joe Biden und George W. Bush die deutsche Bundeskanzlerin nach Washington DC ein. © dpa
Kanzler Scholz in den USA
Vor Friedrich Merz regierte Olaf Scholz Deutschland als Bundeskanzler. In seiner weniger als vier Jahre dauernden Amtszeit besuchte Scholz gleich mehrfach das Weiße Haus. Donald Trumps Vorgänger Joe Biden empfing den deutschen Bundeskanzler jedes Mal freundlich zum Gespräch im Oval Office. © Michael Kappeler/dpa
Schröder zu Treffen mit Bush im Weißen Haus
Bundeskanzler Gerhard Schröder war ebenfalls Gast im Weißen Haus. Im Jahr 2005 empfing der damalige US-Präsident George W. Bush den Sozialdemokraten im Oval Office.  © dpa
Bush und Kohl im Weißen Haus
Vor Gerhard Schröder reiste Bundeskanzler Helmut Kohl ebenfalls nach Washington DC. Der Altkanzler traf dort George Bush, Vorgänger und Vater des späteren US-Präsideten George W. Bush, zum Gespräch im Oval Office des Weißen Hauses. © imago

Das ist, so schön signierte Bibeln auch sein mögen, das Wichtigste, was Merz am Freitag mit zurück nach Deutschland bringt. „Ich fahre zurück mit dem Gefühl, dass ich mit ihm auf persönlicher Ebene gut sprechen kann“, sagt der Kanzler. Beide vereinbaren regelmäßige Telefonate und SMS, werden sich im Juni noch zweimal auf Gipfeln (G7 und Nato) treffen; außerdem will Merz einen handgeschriebenen Dankesbrief ins Weiße Haus senden.

Bundeskanzler Merz im Oval Office: An zwei Stellen setzt er bei Trump klare Botschaften

Merz‘ Auftritt in perfektem Englisch (es saß nicht mal ein Dolmetscher dabei) wird überall wohlwollend beschrieben. Er redete wenig, überließ Trump die Oval-Bühne vor den Journalisten. An zwei Stellen setzte er klare Botschaften: Als Trump geschichtsvergessen über den D-Day witzelte, das sei „kein guter Tag für euch“ gewesen, konterte Merz höflich, aber glasklar: Das sei vor 81 Jahren die Befreiung vom Nazi-Terror gewesen, den USA sei großer Dank. Und: Merz‘ sagt, der Westen müsse sich klar hinter die von Russland angegriffene Ukraine stellen statt in die Mitte. Zuvor hatte Trump den Angriffskrieg in einem schrägen Vergleich als Streit spielender Kinder verniedlicht.

Sogar andere Parteien zollen Respekt. Der CDU-Kanzler sei „cool geblieben“, lobt FDP-Außenpolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die sonst auch grober kann. Der Grüne Konstantin von Notz sagt, Merz habe den „ohne Zweifel schwierigen Termin richtig gut gemacht“. Laut der deutschen Seite lief das private Mittagessen (Salat, Steak, Cola) danach anders, aber auch gut. Da sprach Merz mehr, Trump hörte viel zu, ließ sich sogar den Sinn der EU erklären: Friedenswerk für Europa, nicht Anti-USA-Bündnis.

Treffen zwischen Merz und Trump: US-Soldaten in Europa und der Handelskrieg

Inhaltlich sind zumindest Ansätze spannend. Auch bei Vielredner Trump lohnt es sich, genau hinzuhören. Unaufgefordert beteuert er, die zehntausenden US-Soldaten in Europa stationiert zu lassen. Sie seien „viele“ und auch teuer, aber: „Wir machen das, kein Problem.“ Merz hatte vor dem Besuch die drastische Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben auf fünf BIP-Prozent angekündigt (davon 1,5 Punkte für Infrastruktur), Trump hat das registriert.

Und noch ein Geschenk: Bundeskanzler Friedrich Merz hat US-Präsident Donald Trump auch einen Golfschläger geschenkt, mit Gravur und Nationalfähnchen. Trump probiert den Putter sofort im Oval Office aus.

Auffällig auch beim Thema Handelskrieg: Der US-Präsident lobpreist seine Zölle, aber spricht vor Merz von einem „Deal“. Er lässt fallen, die USA würden gern mehr Öl und Gas verkaufen. Merz bringt dafür in mehreren Gesprächen unter, dass die deutschen Autobauer ebenso viele Autos in die USA exportieren, wie sie in den USA fertigen. Subtext: BMW und Co sind auch riesige US-Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktoren, mach sie nicht kaputt, Donald. Bis 9. Juli läuft die Frist für eine Einigung USA-EU. Unverändert angedroht sind brutale 50 Prozent auf alles.

Merz zu Gast bei Trump: Keine Annäherung bei Ukraine-Krieg

Bei der Ukraine gibt es keine Annäherung. Merz preist Trump als „Schlüsselfigur“ für das Ende des Kriegs. Vielleicht hat der US-Präsident das so verstanden, wie es gemeint war: Nicht als Nettigkeit, sondern als Aufruf, sich ja nicht genervt aus den Verhandlungen zurückzuziehen. Die Deutschen warnen die Gastgeber in mehreren Runden, dass Russland gerade eine neue Großoffensive vorbereite. Ob das bei Trump ankommt? Offen. Auf verschärfte US-Sanktionen gegen Russland legt er sich nicht fest.

Dem Frieden blind trauen werde man nicht, heißt es in deutschen Regierungskreisen, man wisse um Trumps Unberechenbarkeit. Deutschland, über Jahre sein erstbester Prügelknabe in Europa, wird nicht über Nacht der Lieblingsverbündete geworden sein. Doch klar ist, dass der Kontinent nun einen weiteren festen Gesprächskanal nach Washington hat, dass Merz nun wie Meloni und Macron jederzeit bei Trump anrufen kann. Merz kümmert sich aber darum, dass das nicht als innereuropäische Eifersüchtelei und Alleingang wahrgenommen wird. Noch bevor er in den Flieger nach Berlin steigt, schickt er in die wichtigsten Hauptstädte in Europa einen Überblick, wie seine Trump-Gespräche gelaufen sind.

Rubriklistenbild: © Steffen Kugler/dpa

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