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Istanbul - Am Mittwoch wurde der „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel in eine andere Haftanstalt verlegt, doch er meldet sich per Post zu Wort. Lesen Sie hier den Brief im Wortlaut.
Gegen den Welt-Korrespondenten Deniz Yücel wurde am vergangenen Montag nach 13 Tagen in Polizeigewahrsam in der Türkei Untersuchungshaft verhängt. Der deutsch-türkische Journalist saß anfangs im Istanbuler Gefängnis Metris. Am Mittwoch wurde er dann in die Haftanstalt Silivri rund 80 Kilometer westlich verlegt. Noch aus Metris schickte Yücel einen handschriftlich verfassten Brief an seine Freunde und Unterstützer, den die Welt am Donnerstag veröffentlichte. Die dpa dokumentiert den Wortlaut:
„Hallo Welt,
nach 13 Tagen in Polizeihaft bin ich nun im Gefängnis Istanbul-Metris. Es mag sich merkwürdig anhören, aber mir kommt es so vor, als hätte ich ein kleines Stück meiner Freiheit zurückgewonnen: Tageslicht! Frische Luft! Richtiges Essen! Tee und Nescáfe! Rauchen! Zeitungen! Ein echtes Bett! Eine Toilette für mich alleine, die ich aufsuchen kann, wann ich will. Tagsüber - wenn ich will - Küche und Hof mit einer Handvoll politischer Häftlinge, abends eine Zelle für mich allein. Hier werde ich nicht lange bleiben, aber es ist okay. Und obwohl sie mich meiner Freiheit beraubt, bringen mich das Verhör und die Urteilsbegründung noch immer zum Lachen. Ich muss jetzt abbrechen. Aber ich danke allen Freunden, Verwandten, Kollegen, und allen, die sich für mich einsetzen. Glaubt mir: Es tut gut, verdammt gut.
Herzlich, Deniz“
Die türkische Staatsanwaltschaft wirft Yücel vor, er habe Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und für die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen betrieben. Während der Anklageverlesung sagte Yücel: „Die Anschuldigungen des Staatsanwalts zu Terrorpropaganda und Volksverhetzung weise ich zurück.“ Er habe auch Artikel geschrieben, die die PKK kritisierten. „Es ist nicht meine Absicht, Propaganda zu machen.“ Er verteidige in seinen Artikeln außerdem, dass gegen Putschisten vorgegangen werde.