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Demografischer Wandel
Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland: Studie sieht Alterung – Experte macht Krisen verantwortlich
Ostdeutschland droht ein drastischer Bevölkerungsrückgang. Während westliche Bundesländer florieren, haben die östlichen zu kämpfen. Welche Rolle spielen Geburtenrate und Migration?
Berlin – Neuen Prognosen zufolge hat vor allem der Osten Deutschlands mit dem demografischen Wandel zu kämpfen. Der Unterschied zwischen Ost und West ist gravierend. Bis 2040 soll Deutschland insgesamt allerdings noch wachsen – und zwar um 0,6 Prozent. Dies ermittelte die Wegweiser Kommune der Bertelsmann-Stiftung in einer neuen Studie.
Im Saarland und allen östlichen Bundesländern wird ein erheblicher Bevölkerungsrückgang erwartet. In den anderen Bundesländern hingegen wird mit einem Wachstum bis 2040 gerechnet. Das Bundesland mit dem stärksten Zuwachs ist Berlin mit einem Plus von 5,8 Prozent, gefolgt von Baden-Württemberg mit 4,6 Prozent und Bayern mit einem Plus von 4,4 Prozent. Das Schlusslicht bildet Thüringen mit einem negativen Bevölkerungswachstum von -10,9 Prozent und Sachsen-Anhalt mit -12,3 Prozent.
Demografischer Wandel nicht nur in Deutschland – niedrige Geburtenrate in ganz Europa
Als Ursache für die schrumpfenden Bevölkerungszahlen und den demografischen Wandel ist vor allem die niedrige Geburtenrate in Deutschland zu nennen. Und nicht nur Deutschland ist von einer sinkenden Geburtenrate betroffen. In ganz Europa ist das Phänomen vertreten. In einem Interview der ZDF-Sendung „moma“ erklärt Professor Martin Bujard den Rückgang der Geburten. „In ganz Europa, sowohl in den skandinavischen Ländern als auch in Frankreich, die eher etwas höhere Geburtenraten haben, ist (die Geburtenrate, Anm. d. Red.) gefallen.“ Auch Südeuropa sei stark betroffen, mit einer Geburtenrate von 1,1 Kindern pro Frau, wie der Experte weiter ausführt.
Die Gründe für den Rückgang der Geburtenrate seien in Deutschland ähnlich, wie Bujard erzählt. Er führte vor allem die Pandemie, den Ukraine-Krieg und den Klimawandel als aktuelle Ursachen an. Diese Krisen würden innerhalb der Bevölkerung Unsicherheit auslösen, wodurch der Kinderwunsch aufgeschoben werde.
Zukünftiger Fachkräftemangel durch niedrige Geburtenrate – auch Rente belastet
Als direkte Folge der niedrigen Geburtenraten führt Bujard den zukünftigen Fachkräftemangel an. „Das sind die fehlenden Fachkräfte in 20, 30 Jahren.“ Außerdem führe eine Altersstruktur mit sehr vielen Alten und weniger Jungen dazu, dass die Sozialsysteme mehr belastet werden – wie etwa auch die Rente. Die Aufgabe der Politik sei es vor allem, die Krisen abzufedern und mehr Sicherheit für die Bürger zu bieten.
Was neben einer höheren Geburtenrate gegen die alternde Bevölkerung helfen könnte, ist die Migration. Petra Klug, Mitwirkende an der aktuellen Bertelsmann Studie, erklärt wie die Migration im Bevölkerungswachstum zu beachten ist. „Drei Faktoren sind für Vorausberechnungen entscheidend: Geburten, Sterbefälle und Wanderungen. Die Punkte 1 und 2 entwickelte sich relativ stringent, die Wanderungen sind der schwierige Teil.“
Krieg in Syrien und Ukraine: Flüchtlinge und Migration erschweren die Vorhersage
So haben die letzten zwei Jahrzehnte vor allem zwei Ereignisse die Vorausberechnungen erschwert. Zum einen die Welle an Geflüchteten im Jahr 2015, ausgelöst durch den Krieg in Syrien und zum anderen die ukrainischen Geflüchteten seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Und nicht jede Migration ist gleich. Die Geflüchteten aus der Ukraine zum Beispiel hätten einen hohen Anteil an vor allem Frauen im jüngeren und mittleren Alter, wie die Expertin bemerkt.
Ebenso spiegeln die Erwartungen für die Altersgruppen die demografische Entwicklung deutlich wider. Die Zahl der 65- bis 79-Jährigen wird zwischen den Jahren 2020 und 2040 um 34,8 Prozent auf rund 2,1 Millionen stark wachsen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung steigt von 13,8 Prozent im Jahr 2020 auf 17,8 Prozent im Jahr 2040. Bei den über 80-Jährigen wird im selben Zeitraum ein Zuwachs von 35,8 Prozent auf rund eine Million erwartet.
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Lag ihr Anteil im Jahr 2020 noch bei 6,8 Prozent, so werden es 20 Jahre später 2040 2 Prozentpunkte mehr sein. Der Grund: Die Babyboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1970, gehen in Rente. Hinzu kommt, dass der Südwesten seit Jahrzehnten regelmäßig die höchste Lebenserwartung in Deutschland aufweist.
Das steigende Medianalter ist auch ein Indikator für einen Rückgang im Bevölkerungswachstum
Wie groß die Unterschiede bei der Altersstruktur in der Bevölkerung sind, zeigt das sogenannte Medianalter, also der Wert, der die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte teilt. Mit einem Durchschnittsalter von 43,8 Jahren hatte Baden-Württemberg 2022 die jüngste Bevölkerung in einem deutschen Flächenland.
Dieses Alter wird laut Studie bis zum Jahr 2040 um fast zwei Jahre auf 46,4 Jahre zunehmen, das ist allerdings fast ein Jahr niedriger liegen als im deutschen Durchschnitt (47,1 Jahre). „Jüngste“ Stadt im Südwesten wird die Uni-Metropole Heidelberg sein (im Median 38,8 Jahre), „älteste“ Baden-Baden (Medianalter 50,5 Jahre). Besonders stark legt der Wert im Zollernalbkreis zu, mit etwas mehr als 3 Jahren.
Einen Blick über das Jahr 2040 hinaus hat bereits das Statistische Bundesamt geworfen. Sollten sich Geburtenrate, Lebenserwartung und Zu- sowie Abwanderung moderat entwickeln, würde die Bevölkerungszahl nach dessen Prognose im Jahr 2041 ihren Höhepunkt erreichen, danach geht es demnach langsam zurück. Anders wäre das bei einer hohen Geburtenrate, einer niedrigen Lebenserwartung und einem hohen Wanderungssaldo: Dann könnten im Jahr 2070 etwa 12,6 Millionen Menschen in Baden-Württemberg leben. (SiSchr/dpa)