Kreml-Kritiker ist angeblich tot
Brutales Straflager IK-3: Was über Nawalnys letzten Aufenthaltsort bekannt ist
Mehrere Wochen war Alexej Nawalny verschwunden. Nun ist er laut russischen Medien gestorben. Zuletzt lebte Putins Kritiker im Straflager IK-3. Das ist bekannt.
Moskau – Wo ist Alexej Nawalny? Diese Frage beschäftigte bis zu seinem Tod nicht nur das Team des jetzt verstorbenen Kremlgegners, sondern auch mehrere Staaten forderten von Russland in dem Fall Aufklärung – die Sorgen im Fall Nawalnys waren groß. Nach mehr als zwei Wochen gab es dann am ersten Weihnachtstag ein Lebenszeichen vom bekannten Kritiker von Wladimir Putin. Nawalny sei in das Straflager IK-3 in Charp im Norden Russlands im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen verlegt worden, teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Montag im Nachrichtendienst X (vormals Twitter) mit. Doch was ist über Nawalnys neuen Aufenthaltsort bekannt?
Straflager IK-3 in Russland: Nawalnys Aufenthaltsort liegt 2000 Kilometer von Moskau entfernt
Das Straflager IK-3 in Charp, in dem sich Kremlgegner Alexej Nawalny aufgehalten haben soll, liegt mehr als 2000 Kilometer von Moskau entfernt. Die Einrichtung ist auch unter dem Namen „Polarwolf“ bekannt und gilt als eines der nördlichsten und am entlegensten Kolonien in Russland. Für Alexej Nalwalny könnten sich die Haftbedingungen abermals verschlechtert haben. Die Bedingungen im Straflager IK-3 gelten als brutal. Kontakt zur Außenwelt ist wohl nur schwer möglich, Briefe sollen in der Einrichtung nicht zugestellt werden. Hinzukommen herausfordernde Wetterbedingungen – Das Gebiet liegt in der Dauerfrost-Region.
Die Siedlung Charp, bei der das Straflager IK-3 liegt, ist eine kleine Siedlung mit weniger als 10.000 Einwohnern. In der Polarregion gelegen, ist der Aufenthaltsort von Nawalny landwirtschaftlich kaum nutzbar, aber für seinen Rohstoffabbau bekannt. Die Straf-Einrichtung wird von Russland unter anderem für die Durchsetzung von lebenslangen Haftstrafen genutzt.
Nawalny wochenlang verschwunden: Putin-Gegner in Straflager Polarwolf verlegt
Dass Alexej Nawalny in ein abgelegenes Straflager gebracht wurde, liegt laut seines Teams an der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Russland. Zuvor war Nawalnys Gerichtsverfahren auf Eis gelegt worden. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass Moskaus Machtapparat den Gegner von Kremlchef Wladimir Putin vor der Wahl am 17. März isolieren wolle, heißt es von einem Mitarbeiter. Der unter anderem wegen angeblichen Extremismus zu 19 Jahren Haft verurteilte Nawalny führt immer wieder Klagen gegen den Strafvollzug wegen Verletzung seiner Rechte. Er nutzt die Gerichtsauftritte nicht zuletzt zur beißenden Kritik an Putins autoritärem System.
We have found Alexey @navalny. He is now in IK-3 in the settlement of Kharp in the Yamal-Nenets Autonomous District. His lawyer visited him today. Alexey is doing well.
— Кира Ярмыш (@Kira_Yarmysh) December 25, 2023
Bis vor einigen Wochen war Putin-Kritiker Nawalny im Straflager IK-6 rund 260 Kilometer östlich von Moskau untergebracht. Vermutet wird, dass diese Nähe zum Kreml und Öffentlichkeit für Putin zu riskant wurde.
Ehemaliges Gulag ist Nawalnys neuer Aufenthaltsort: Kremlkritiker ist im Straflager IK-3
Nawalnys neuer Aufenthaltsort, das Straflager IK-3, ist laut Informationen mehrerer Medien ein früheres Gulag der Sowjetunion. Der russische Menschenrechtsaktivist Igor Kalyapin sagte gegenüber der Moscow Times, dass es sich bei Nawalnys Verlegung um eine Inhaftierung in maximale Isolation handelt. Das liegt unter anderem am Standort: Das Straflager liegt an der sibirischen Tundra und der Gebirgskette Polarural.
Wie 24ch berichtet, sollen die Häftlinge unter prekären Lebensbedingungen ihre Haftstrafen absitzen. Ein ehemaliger Insasse sei ständig krank geworden, weil seine kaputten Kleider nicht ersetzt worden seien. Zudem habe seine Zelle weder über warmes Wasser noch Fenster verfügt. Zudem soll es in der Einrichtung IK-3 immer wieder zu Missbrauch und Folter kommen. Inwieweit diese Berichte zustimmen, lässt sich unabhängig jedoch nicht überprüfen. (fbu/dpa)