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Die Klimakonferenz soll den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas besiegeln. Doch eine Analyse zeigt, dass viele Akkreditierungen wohl äußerst fragwürdig sind.
Dubai – Die UN-Klimakonferenz (COP28) ist in die Verlängerung gegangen. Die rund 200 teilnehmenden Staaten konnten sich zunächst nicht auf den ersten, zuvor veröffentlichten Entwurf für die Abschlusserklärung einigen. Das Kern-Streitthema: Der globale Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Sowohl die EU, als auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock lehnten den Entwurf ab. Aktuelle Informationen und Updates dazu finden sich auf unserem Live-Ticker zur COP28.
Vor kurzem hatte bereits die Tatsache, dass mehr als 2500 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas auf der Weltklimakonferenz akkreditiert sind, für Aufregung gesorgt. Das hatte zu entsprechenden Protesten geführt. Neue Empörung löste jetzt ein Guardian-Bericht über eine Analyse der Transparenzorganisation „Corporate Accountability“ aus. Demnach sind mindestens 166 Gruppen und Personen, die in der Vergangenheit Vorschriften für fossile Brennstoffe und andere Klimaschutzmaßnahmen behindert haben, zur Konferenz zugelassen worden. „Corporate Accountability“ bezieht sich dabei auf Daten, die aus den offiziellen UN-Delegiertenlisten stammen. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich sehr groß, da die Organisation nur die prominentesten Akteure in ihre Analyse miteinbezogen hat.
Offizielle UN-Delegiertenlisten zeigen: 166 Unternehmen mit fossiler Vergangenheit auf der COP28
David Tong, globaler Kampagnenmanager bei Oil Change International, äußerte sich wütend über das Ergebnis der Analyse: „Es ist obszön, dass Organisationen, die das Klima leugnen und die PR-Agenturen von Unternehmen für fossile Brennstoffe bei diesen Verhandlungen willkommen sind, um etwas anders zu interpretieren, zu lügen und zu verdrehen.“ Es sei einfach peinlich, dass „sie sich für die Klimakonferenz der Vereinten Nationen anmelden dürfen“.
Nachfolgend findet sich eine kleine Liste der Delegationen der fünf größten Unternehmen, die trotz ihrer Vergangenheit zur COP28 zugelassen worden sind:
American Petroleum Institute (API): Zu den größten klimablockierenden Unternehmen auf der COP28 gehört diese Handelsgruppe für fossile Brennstoffe. API bemüht sich seit Jahren, die Verabschiedung nationaler Gesetze zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen zu blockieren. Das Institut besitzt Anteile an „Energy Citizens“, einer Tarnorganisation, die in der Vergangenheit klimaleugnende Kampagnen für fossile Brennstoffe koordiniert hat.
Competitive Enterprise Institute (CEI): Die US-amerikanische Denkfabrik ist ebenfalls auf der COP28 vertreten. Myron Ebell, der frühere CEI-Direktor für Energie und Umwelt, trug maßgeblich Mitverantwortung an dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen unter der Trump-Administration. Ebell ist persönlich nicht in Dubai, war aber laut UN-Delegiertenlisten bei mehreren früheren COPs akkreditiert.
Edison Electric Institute (EEI): Hier handelt es sich um eine Handelsgruppe für private Elektrizitätsunternehmen in den USA, die bereits in den 1990er Jahren klimaleugnende Aussagen verbreitet hat.
Beratungsfirma FTI Consulting: Zu den Kunden von FTI Consulting gehören große fossile Konzerne, wie beispielsweise ExxonMobil, Eurogas sowie Hydrogen Europe und der Hydrogen Council. Dem Climate Investigations Center zufolge hat FTI in der Vergangenheit gefälschte Nachrichtenkanäle eingerichtet, sich als Reporter ausgegeben und negative Berichte über Klimaforschende und Aktivistengruppen verfasst.
Britisches Unternehmen WPP: Das in Großbritannien ansässige Unternehmen WPP hat über seine Holdinggesellschaften mehr als 50 Verträge mit Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen. Außerdem hat WPP offenbar Kampagnen für die meisten großen Öl- und Gasunternehmen durchgeführt. Vier WPP-Kunden (BP, Shell, ExxonMobil und TotalEnergies) haben einer Untersuchung zufolge von Januar bis Oktober 2023 fast 98 % aller fossilen Greenwashing- und Desinformationsanzeigen auf Facebook ausgemacht.
PR-Agentur Edelman: Die PR-Agentur hat ebenfalls eine offizielle Delegation nach Dubai entsendet. Der PR-Riese und seine Tochtergesellschaften haben in der Vergangenheit PR-Kampagnen zur Blockierung der Klimagesetzgebung unterstützt. Interne Dokumente, die Greenpeace erhalten hat, legen nahe, dass Edelman hinter einer Kampagne stand, welche die Illusion einer öffentlichen Unterstützung einer großen Öl-Pipeline erweckte.
G7 und Co.: Bilder der Proteste gegen die Globalisierung
COP 28: „Ernsthafte Bedrohung für die Integrität der globalen Klimapolitik“
Harjeet Singh, Leiter der globalen politischen Strategie beim Climate Action Network International, hob abschließend warnend hervor: „Wir haben seit der bahnbrechenden Klimakonvention von 1992 drei entscheidende Jahrzehnte des Handelns verloren, was größtenteils auf den allgegenwärtigen Einfluss von Klimaleugnern und Lobbyisten fossiler Brennstoffe zurückzuführen ist. Ihr fortgesetztes Engagement stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Integrität der globalen Klimapolitik dar.“ (soru)