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Was planen Merz und Söder?

Neue Grundsicherung statt Bürgergeld – Das plant Merz nach dem Bundestagswahl-Sieg

Friedrich Merz will nach der Bundestagswahl auch den Sozialstaat umbauen. Das Bürgergeld soll durch eine Grundsicherung ersetzt werden. Was der Bundestagswahl-Sieger plant.

Berlin – Vor der Bundestagswahl 2025 hat das Bündnis zwischen CDU und CSU ein umfassendes Wahlprogramm vorgelegt. Wichtigster Punkt ist für die Union das Thema Migration. Doch auch in der Sozialpolitik will man Veränderung. Das von der Ampel-Koalition eingeführte Bürgergeld soll durch eine „Neue Grundsicherung“ ersetzt werden. Nach seinem Wahlsieg bei der Bundestagswahl wird Friedrich Merz wohl einiges seines Wahlprogramms umsetzen wollen. Alle Infos, was der vermutlich künftige Kanzler zum Bürgergeld geplant hat.

Wer Bürgergeld bezieht, bekommt aktuell 563 Euro im Monat, um den Alltag bestreiten zu können. Außerdem werden die Kosten für die Unterkunft einschließlich der Heizkosten vom Jobcenter übernommen, solang sich der Betrag auf eine „angemessene Höhe“ beläuft. Die Union kritisiert das derzeitige Bürgergeldsystem jedoch scharf. Vor allem die sogenannten „Totalverweigerer“ sind CDU-Chef Friedrich Merz ein Dorn im Auge.

Bundestagswahl 2025: Von „Tünkram“ bis zum „Tor zur Hölle“ – denkwürdige Zitate aus dem Wahlkampf

Bundestag - Vertrauensfrage
„Fritze Merz erzählt gern Tünkram“ – SPD-Kanzler Scholz am 16. Dezember zu Vorwürfen von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU), der Amtsinhaber sei bei Debatten auf EU-Ebene passiv und melde sich nicht zu Wort. „Tünkram“ ist Plattdeutsch und bedeutet dummes Zeug oder Unsinn. © Michael Kappeler/dpa
Olaf Scholz, Wahlparteitag SPD
„Manch einer hat uns schon abgeschrieben. Das kann unsere sozialdemokratische Partei mit über 160 Jahren Kampferfahrung aber überhaupt nicht beeindrucken.“ – SPD-Ko-Chefin Saskia Esken (rechts) beim Parteitag am 11. Januar in Berlin zu den schwachen Umfragewerten für die Sozialdemokraten und der Hoffnung auf eine Aufholjagd bis zur Wahl. © Imago
Nach Todesfahrt auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg-Rechte Proteste
„Wenn es dann Remigration heißen soll, dann heißt es eben Remigration.“ – AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel beim Parteitag am 11. Januar in Riesa zur Aufnahme des umstrittenen Begriffs in das Wahlprogramm, der im rechten Spektrum für die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund steht. © dpa
AfD-Bundesparteitag in Riesa
„Wenn wir am Ruder sind, wir reißen alle Windkraftwerke nieder. Nieder mit diesen Windmühlen der Schande!“ – AfD-Kanzlerkandidatin Weidel beim Parteitag am 11. Januar in Riesa. © Sebastian Kahnert/dpa
Habeck liest aus seinem neuen Buch
„Ich war nicht gut in Rechtschreibung früher und hatte einen leichten Schlag in Richtung Legasthenie.“ – Der Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck räumt am 12. Januar ein, als Schüler eine Rechtschreibschwäche gehabt zu haben. Habeck thematisierte bei der „Wahlarena“ des „Mannheimer Morgen“ in Mannheim seine Schulzeit und persönliche Schwächen. © Kay Nietfeld/dpa
Wahlplakate in Wiesbaden - SPD
„Es gibt, glaube ich, keinen Kanzler in der Bundesrepublik, der sich so im Detail in Gesetze eingemischt hat, damit sie pragmatisch werden.“ – Olaf Scholz zieht am 13. Januar eine positive Bilanz seines Wirkens als Regierungschef. „Es sind unglaublich viele Entscheidungen getroffen worden, die ohne meine Intervention gar nicht zustande gekommen wären“, sagte er den NRW-Lokalradios. © Arne Dedert/dpa
Nach tödlichem Angriff in einem Park in Aschaffenburg
„Das Maß ist endgültig voll.“ – Unions-Kanzlerkandidat Merz am 23. Januar nach dem Messerangriff von Aschaffenburg auf eine Kindergartengruppe mit zwei Toten, den ein Geflüchteter aus Afghanistan begangen haben soll. © Daniel Vogl/dpa
Demo gegen Rechts - Berlin
„Ich gucke nicht rechts und nicht links. Ich gucke in diesen Fragen nur geradeaus.“ – Merz am 24. Januar bei der Ankündigung, für Anträge zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag auch eine Mehrheit mit AfD-Unterstützung zu tolerieren. Die Menschen sehen das kritisch und gehen auf die Straße. © Christophe Gateau/dpa
Demonstration zur Migrationspolitik - Berlin
„Die Brandmauer bröckelt.“ – Die AfD-Fraktion am 29. Januar im Online-Dienst X zur bisher geltenden Abgrenzung der CDU von der in Teilen als rechtsextremistisch eingestuften Partei, nachdem erstmals mit ihrer Hilfe ein Unionsantrag eine Mehrheit im Bundestag erhalten hat. © Sebastian Gollnow/dpa
209. Bundestagssitzung: Heidi Reichinnek, Linke
„Allen politischen Differenzen zum Trotz hätte ich mir niemals vorstellen können, dass eine christlich-demokratische Partei diesen Dammbruch vollzieht und mit Rechtsextremen paktiert.“ – Die Vorsitzende der Linken im Bundestag, Heidi Reichinnek, am 29. Januar im Bundestag in ihrer viral gegangenen Rede zum mit AfD-Stimmen verabschiedeten Unionsantrag. © Imago
Bundestag - Regierungserklärung
„Und deshalb, finde ich, kann ich ihm nicht mehr trauen.“ – Kanzler Olaf Scholz über das Verhalten von Friedrich Merz am 29. Januar 2025. Das sei „wahrscheinlich ein ganz bedeutender Tag in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ gewesen, sagte Scholz in der ARD-Sendung „Maischberger“. Die Union habe einen Konsens aufgekündigt, den es die ganze Nachkriegsgeschichte über unter den Demokraten in Deutschland gegeben habe.  © Kay Nietfeld/dpa
Demonstration fuer die Brandmauer und gegen die CDU
„Für falsch halte ich es, (…) sehenden Auges erstmalig bei einer Abstimmung im Deutschen Bundestag eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD zu ermöglichen.“ – Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert am 30. Januar das Vorgehen von Merz. © Matthias Gränzdörfer/Imago
Wahlkampf Grüne - Berlin
„Tun Sie es nicht, Herr Merz.“ – Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck appelliert am 28. Januar eindringlich an Unionsfraktionschef Friedrich Merz, keine gemeinsame Sache mit der AfD zu machen.  © Christoph Soeder/dpa
Sitzung, Bundestag, Plenum
„Das Tor zur Hölle können wir noch gemeinsam schließen.“ – SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich am 31. Januar in der Bundestagsdebatte über eine angekündigte Zustimmung der AfD auch zu einem Migrationsgesetz der Union. Dieses scheiterte aber letztlich auch an fehlender Unterstützung aus der Union. © Bernd Elmenthaler/Imago
Bundestag
„Ich bin mit mir persönlich sehr im Reinen, dass wir es wenigstens versucht haben.“ – Merz am 31. Januar nach dem Scheitern seines Gesetzentwurfs zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag, obwohl auch dieser von den AfD-Abgeordneten geschlossen unterstützt wurde. © Kay Nietfeld/dpa
Nach tödlichem Angriff in Aschaffenburg - Trauerfeier
„Diese Woche hat die Union klargemacht, dass es ihr ernst ist. Und damit ist die Glaubwürdigkeit auch eines neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz enorm gestiegen.“ – CSU-Chef Markus Söder sieht am 2. Februar die Position der Union nach den umstrittenen Abstimmungen zur Migrationspolitik im Bundestag deutlich gestärkt.  © Daniel Vogl/dpa
Bundesparteitag der CDU - Friedrich Merz + Markus Söder
„Mit den Grünen ist kein Richtungswechsel und keine Koalition möglich.“ – CSU-Chef Markus Söder anlässlich des CDU-Parteitags am 3. Februar auf X. © Imago
Wahlkampf – ZDF-Livesendung "Schlagabtausch"
„Wie dumm kann man sein zu sagen, man macht Sanktionen, um Russland zu schaden. Am Ende schaden wir vor allem unserer Wirtschaft.“ – BSW-Chefin Sahra Wagenknecht am 6. Februar in einer ZDF-Wahlrunde zu ihrer Forderung nach einer Wiederaufnahme der Gaslieferungen aus Russland. © Christoph Soeder/dpa
Scholz und Merz im TV-Duell
„Wir können auf die FDP keine Rücksicht nehmen.“ – Merz am 7. Februar, nachdem er mögliche Wähler der in Umfragen weiterhin schwächelnden FDP aufgerufen hat, ihre Stimme der Union zu geben. © Kay Nietfeld/dpa
FDP Bundesparteitag
„33 oder 31 Prozent für die CDU machen keinen Unterschied, aber vier oder sechs Prozent für die FDP ändern maßgeblich das Gefüge in der Bundesrepublik.“ – FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner reagiert beim Sonderparteitag in Potsdam am 9. Februar auf die Aussage von Merz. © Michael Kappeler/dpa
Scholz und Merz im TV-Duell
„Was ist Bubatz?“ – Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kann am 9. Februar mit dem Begriff „Bubatz“ nichts anfangen. Auf dem Live-Streaming-Portal Twitch antwortete Merz nach dem TV-Duell bei ARD und ZDF mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) auf die Frage, ob „Bubatz“ legal bleibe: „Bleibt was legal?“ Daraufhin entgegnete die Moderatorin: „Bubatz“. Merz’ Replik: „Was ist Bubatz?“ Die Moderatorin: „Gras.“ Merz sagte dann: „Also wenn Sie meinen, Cannabis, dann sage ich: Nein, wir wollen das wieder korrigieren.“ © Kay Nietfeld/dpa
Kundgebung "Brandmauer statt Brandstiftung"
„Friedrich Merz tritt an, Europa zu Grabe zu tragen“ – Kanzler Scholz am 11. Februar in der letzten Plenardebatte des Bundestags vor der Wahl mit Blick auf Merz’ Pläne, Geflüchtete an den Grenzen zu den EU-Nachbarn zurückzuweisen. © Fabian Sommer/dpa
TV-Runde im Bundestagswahlkampf
„Weil ich dieses animalische Grunzen der AfD-Fraktion voraussehen konnte, möchte ich einordnen, worüber wir reden, wenn wir Klimaschutz sagen.“ – Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck reagiert in einer Rede im Bundestag am 11. Februar auf Zwischenrufe der AfD, nachdem er den Klimaschutz als drängendste Aufgabe der Zukunft bezeichnet hat. © Kay Nietfeld/dpa
Bundestag
„Wir werden möglicherweise miteinander reden müssen.“ – Unions-Kanzlerkandidat Merz wendet sich in seiner Plenarrede am 11. Februar im Bundestag an die SPD – und nimmt dabei eine mögliche Koalitionsoption für die Zeit nach der Wahl in den Blick. © Kay Nietfeld/dpa
ZDF-Sendung "Klartext"
„Wenn sich die Menschen zurückziehen, dann ist es vorbei mit Deutschland. (…) Demokratie ist kein Zuschauersport, es geht nur, wenn Menschen sich bei den Wahlen engagieren.“ – Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck am 13. Februar in der ZDF-Sendung „Klartext“ auf den Kommentar eines Zuschauers hin, der erklärt hatte, er wisse nicht mehr, was er wählen solle. © Michael Kappeler/dpa

Grundsicherung statt Bürgergeld: Die Reform der Union soll neue Arbeitsanreize schaffen

In ihrem Wahlprogramm kritisierte die Union, dass das Bürgergeld die Anreize senke, eine Arbeit aufzunehmen. „Das sogenannte ‚Bürgergeld‘ in der jetzigen Form schaffen wir ab und ersetzten es durch eine Neue Grundsicherung“, heißt es dort. Diese Grundsicherung soll komplett entfallen, sollte jemand „grundsätzlich nicht bereit“ sein, Arbeit anzunehmen, schreibt die Union weiter. Ob man eine solche Forderung jedoch auch rechtlich umsetzen könnte, ist fraglich.

Denn ganz ohne Hilfe vom Staat wäre ein Leben in Würde nicht mehr möglich. Das jedoch schreibt das Grundgesetz im ersten Artikel vor. Und auch Artikel 20, der das Sozialstaatsprinzip verankert, würde ein komplettes Streichen der Sozialleistungen verhindern. Ob sich das Grundgesetz im Zuge der Grundsicherung umgehen ließe, ist unklar.

Weiter will die Union mit ihrer Bürgergeld-Reform mehr Arbeitsanreize schaffen. Dabei soll die „Hinzuverdienstgrenze“ angepasst werden. Spracherwerb soll ebenso berufsbegleitend für Personen erfolgen, die der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sind.

KI in den Jobcentern? So will die Union laut Wahlprogramm die Ämter modernisieren

Neben dem Bürgergeld will die Union auch die Jobcenter angehen. Künstliche Intelligenz soll die Arbeit in den Ämtern künftig erleichtern. Dazu heißt es im Wahlprogramm der Union: „KI in den Ämtern ist sinnvoll, weil sie die individuelle Beratung gezielt unterstützt und zeitliche Freiräume schafft.“ Wie KI die Arbeit im Jobcenter konkret erleichtern könnte, wird jedoch nicht beschrieben.

Außerdem sollen verlässliche Rücklagen für die Bundesagentur für Arbeit aufgebaut werden, damit es keine Verschiebung von steuerfinanzierten und beitragsfinanzierten Ausgaben mehr gibt, erklärt die CDU/CSU in ihrem Wahlprogramm. Diese Forderungen zur Bürgergeld-Reform und die „Neue Grundsicherung“ sollen aus Sicht der Union den Sozialstaat gerechter gestalten. „Wer arbeiten kann, muss auch arbeiten und darf nicht auf Kosten der Gemeinschaft leben.“

Kritik an den Bürgergeld-Plänen der Union: Grüne und SPD mit Gegenwind

Was Friedrich Merz davon letztlich nach der Bundestagswahl umsetzen wird, ist unklar. Denn wie zuvor angesprochen, verstößt das eigentliche Prinzip der Grundsicherung – der Entzug jeglicher Mittel bei Arbeitsverweigerung – gegen das Grundgesetz. Und eine zwei Drittel-Mehrheit im Bundestag, um das Grundgesetz anzupassen, wird sich nach der Bundestagswahl wahrscheinlich nicht finden lassen.

Friedrich Merz will das Bürgergeld abschaffen und durch eine „Neue Grundsicherung“ ersetzen. Was steht im Wahlprogramm der Union zur Bundestagswahl?

Vor allem die beiden möglichen Koalitionspartner nach den Neuwahlen kritisierten die von Merz geplante Reform des Bürgergelds. Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann warf der Union „Populismus auf Kosten der Betroffenen“ vor. Außerhalb des Wahlprogramms forderte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann noch eine Arbeitspflicht für Bezieher der Grundsicherung.

Über diese Arbeitspflicht sagte der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Martin Rosemann: „Eine Arbeitspflicht für erwerbsfähige Bürgergeld-Empfänger ist der Griff in die arbeitsmarktpolitische Mottenkiste.“ Lediglich die FDP und AfD hatten sich für die Reform der Union beim Bürgergeld offen gezeigt. Doch bei künftigen Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Union könnte das Bürgergeld zum heißen Thema werden. Bleibt die Frage, ob sich die SPD hier durchsetzen kann oder ob die Union ihre „Neue Grundsicherung“ ohne Abstriche verabschieden wird. (sischr)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Revierfoto/IMAGO/Bernd Elmenthaler Montage: IPPEN.MEDIA

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