Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Brexit-Chaos in Großbritannien

"Ordeeeer!" machte ihn berühmt: Der emotionale Abschied von Parlamentspräsident Bercow

Tränen in den Augen: John Bercow nimmt Abschied.
+
Tränen in den Augen: John Bercow nimmt Abschied.

Mit seinen "Ordeeeer"-Rufen wurde John Bercow zur Kultfigur. Sichtlich gerührt trat der Parlamentspräsident nun ab - und verlässt seinen zentralen Platz im Brexit-Streit.

London - Er war der jüngste Parlamentspräsident aller Zeiten: Doch wer John Bercow (56) nur als komischen Kauz im Drama um den EU-Austritt Großbritanniens sieht, der liegt falsch. „Der Sprecher ist eine echte Persönlichkeit, dessen zerzaustes Haar, gewagte Krawatten und heisere Stimme, mit der er den Abgeordneten „Order, Order“ zuruft, ihn sehr populär gemacht haben. All dies und seine demokratische Art“, würdigte ihn beispielsweise die spanische Zeitung „La Vanguardia“.

Viele Abgeordneten würdigten Bercow am Montagabend bei seinem Abschied mit langem Applaus. Zuvor hatten einige Parlamentarier versucht, ihn am Verlassen seines Stuhls zu hindern. Am Ende war ein handgeschriebener Zettel auf Bercows Stuhl zu sehen. „Silenced“, stand darauf - „Zum Schweigen gebracht“. Die Abgeordnete Anna McMorrin kommentierte ihr Foto auf Twitter: „Die Demokratie wurde abgeschaltet“. 

Brexit-Poker: Bercow spielte herausragende Rolle 

Bercow hat im Brexit-Machtkampf zwischen der Regierung und dem Parlament eine herausragende Rolle gespielt. Erst vergangene Woche ermöglichte er der Opposition und den Rebellen aus der Tory-Fraktion, ein Gesetzgebungsverfahren gegen den Willen der Regierung einzuleiten. Unvergessen auch, wie er Boris Johnsons Vorgängerin Theresa May auflaufen ließ. May wollte im Parlament noch einmal über den schon zweimal abgelehnten Brexit-Deal abstimmen lassen. Bercow versagte ihr das und berief sich dabei auf eine 415 Jahre alte Regel, die wohl alle schon längst vergessen hatten. Rumms. Die Regierung May musste sich beugen und die Abstimmungsvorlage substantiell nachbessern.

Bercow wurde immer wieder vorgeworfen, zugunsten der proeuropäischen Abgeordneten eingegriffen zu haben. Er bestreitet das. Durch seinen Rücktritt vor einer Neuwahl ist es dem aktuellen Parlament überlassen, seine Nachfolge zu regeln. Da die Johnson-Regierung keine Mehrheit hat, dürfte sie wieder mit einem für sie unangenehmen Parlamentspräsidenten konfrontiert werden.

Bercow: „Habe versucht, die Autorität dieses Parlaments zu erhöhen“

Bercow - der Präsident des Unterhauses, der in Großbritannien Sprecher genannt wird - hatte angekündigt, am 31. Oktober von seinem Amt zurückzutreten. „Während meiner Zeit als Sprecher habe ich versucht, die relative Autorität dieses Parlaments zu erhöhen, wofür ich mich absolut bei niemandem, nirgendwo, zu keiner Zeit entschuldigen werde“, sagte Bercow in einer emotionalen Ansprache. 

Bis zuletzt blieb sich Bercow treu und übte Kritik an von Boris Johnson ausgeheckten verlängerten Sitzungspause des Parlaments. Es handele sich um die längste Auszeit seit Jahrzehnten. Dies sei kein "normaler" Vorgang, betonte Bercow, der die Anordnung von Johnson zuvor als "Verfassungsfrevel" gebrandmarkt hatte.

Bei einer Preisverleihung protestiert ein britischer Rapper gegen den Brexit und speziell Boris Johnson - dabei bedient sich der Musiker geschmacklosen Mitteln. Großbritannien hofft wie die EU kurz vor Ablauf der neuesten Brexit-Frist auf einen Durchbruch in den Verhandlungen. Derweil greift ein TV-Sender zu drastischen Maßnahmen.

mb/dpa/AFP

Kommentare