Details zur Litauen-Brigade
So will Boris Pistorius Bundeswehrsoldaten an Nato-Ostflanke locken - samt Familien
Boris Pistorius will Bundeswehrsoldaten dauerhaft in Litauen stationieren, um die Nato-Ostflanke zu schützen. Das lässt er sich wohl etwas kosten.
Berlin - Der Krieg in der Ukraine und der damit verbundene Zugzwang der Nato-Staaten bewegt den Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nun zu einer Premiere in der Geschichte der Bundeswehr. Mit der sogenannten Litauen-Brigade sollen erstmals deutsche Soldatinnen und Soldaten dauerhaft im Ausland stationiert werden. Das Ziel: Die Nato-Bündnisverteidigung an der Ostflanke deutlich zu verstärken, um damit ein klares Signal gen Russland zu senden.
4.000 Soldatinnen und Soldaten werden für dieses Vorhaben benötigt. Und die sollen sich idealerweise alle freiwillig melden. Dem Spiegel liegen nun interne Papiere aus dem Bundesverteidigungsministerium vor, die verraten, wie Pistorius diese 4000 Einsatzkräfte an die Ostflanke der Nato locken möchte.
Verteidigungsminister Boris Pistorius will Bundeswehr Soldaten dauerhaft in Litauen stationieren
Aus den Zeiten des Kalten Krieges sind sie noch bekannt: Militär-Standorte der Alliierten, in denen die Soldaten gemeinsam mit ihren Familien lebten, ihre Kinder großzogen und dann irgendwann, nach vielen Jahren, in die Heimat zurückkehrten – mit ordentlichen Prämien im Gepäck. So ähnlich stellt sich Pistorius offenbar auch seine Litauen-Brigade vor. In einem Video auf der Seite des Verteidigungsministeriums geht er ins Detail und verrät, dass er sich bereits Tipps und Tricks bei den Alliierten holt.
Denn mit den Soldatinnen und Soldaten sollen auch deren Familien, deutsche Schulen und Kitas nach Litauen kommen. „Wer dort mit seiner Familie hingeht, soll auch die entsprechende Infrastruktur vorfinden“, sagte Pistorius in dem Video. Die Partnerinnen und Partner der Streitkräfte sollen die Möglichkeit bekommen, weiter der eigenen Arbeit via Homeoffice nachzugehen. Es soll innerhalb kürzester Zeit – das Verteidigungsministerium spricht von einem Zeitraum von maximal vier Jahren – sowohl die militärische als auch die zivile Infrastruktur hochgezogen werden.
Man stehe in engem Austausch mit Litauen und allen Nato-Partnern, so Pistorius. Eingebettet ist der „Meilenstein“, wie der Verteidigungsminister das Vorhaben nennt, in die „Division 2025“ der Nato. Im Rahmen dessen soll die Brigade-Litauen ein „besonderes Signal der Solidarität gegenüber den Nato-Partnern“ sein.
Bundeswehrsoldaten sollen mit ihren Familien an die Ostflanke der Nato ziehen
Aber es soll vor allem das Geld sein, das ganze Familien dazu bewegt, Deutschland hinter sich zu lassen und nach Litauen zu ziehen. Das interne Papier, das dem Spiegel vorliegt, rechnet vor, wie reizvoll dieser existenzielle Schritt für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr werden könnte:
- Ein Oberstleutnant mit Frau und zwei Kindern, der sich nach Litauen umsiedeln lässt, bekomme zu seinem Nettogrundgehalt von 4394 Euro einen steuerfreien Zuschlag von 3016 Euro. Wenn er bereit ist an, den Militärstandort Rukla zu gehen – 100 Kilometer von der weißrussischen Grenze entfernt – seien es sogar 3878 Euro zusätzlich.
- Ein alleinstehender Hauptfeldwebel bekomme zu seinem Netto-Grundgehalt von 3115 Euro einen Zuschlag von 1594 Euro, wagt er sich nach Rukla wären es 2050 Euro.
Es soll dort ein Leben „wie in Deutschland möglich sein“, betonte Pistorius in einem Video auf der Seite des Verteidigungsministeriums. Der Verteidigungsminister hat offenbar keine Sorge, ob er die 4000 Freiwilligen und die tausenden Menschen, zum Beispiel Lehrerinnen und Lehrer, zusammenbekommt, die erst so eine Infrastruktur möglichen machen. „Die Bundeswehr ist in der Mitte der Gesellschaft verankert“, sagte Pistorius.
„Es wird eine robuste Brigade sein, die in der Lage ist, auch in den ersten Tagen eines Angriffs verteidigungsfähig zu sein“, erklärte Pistorius. Sie muss und soll im Zweifel die Nato-Ostflanke verteidigen und maßgeblich beschützen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Litauen-Brigade weitere Brigaden im Ausland folgen werden. So hat auch Rumänien eine dauerhafte Stationierung von Bundeswehrsoldaten gefordert.