Strategie des „Wirren und Verrückten“
„Bizarr und Besorgnis erregend“ – Trump unterbricht Rede für 30-minütige Tanzeinlage
Anstatt Fragen zu beantworten, tanzt Donald Trump vor der US-Wahl auf einer Veranstaltung. Was hinter Trumps zunehmend „wirren“ Auftritten steckt, erklärt ein US-Experte.
Wirre Wahlkampfauftritte von Donald Trump vor der US-Wahl gab es zahlreiche – doch dieses Mal spottet sogar US-Präsident Joe Biden über Trump. „Er stand 30 Minuten lang auf der Bühne und tanzte“, sagte Biden bei einer Veranstaltung in Philadelphia. „Was stimmt mit dem Typen nicht?“
Trump war am Montag (14. Oktober) in Oaks, einem Vorort von Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania, um bei einer Art Bürgerdialog vor der US-Wahl um Wählerinnen- und Wählerstimmen in dem Swing State zu werben. Nach etwa einer halben Stunde beendete Trump die Veranstaltung, nachdem sich vermutlich wegen Hitze im Saal zwei medizinische Notfälle im Zuschauerraum ereignet hatten. Anstatt dass Trump die Bühne verließ, kam er auf eine skurrile Idee.
Harris greift Trumps Tanzeinlage im Wahlkampf vor der US-Wahl auf
„Lasst uns ein Musikfest daraus machen. Wer zum Teufel will Fragen hören?“, sagte Trump und forderte die Regie auf, „Ave Maria“ zu spielen. In den folgenden 30 Minuten wünschte sich Trump weitere Songs, zu denen er sich auf der Bühne schwankend und tanzend bewegte.
Hope he's okay. https://t.co/WGhGteFpjm
— Kamala Harris (@KamalaHarris) October 15, 2024
Harris teilte auf X ein Video mit Ausschnitten von Trumps Tanzeinlage und kommentierte: „Hoffentlich geht es ihm gut.“ Ihr Wahlkampfteam hatte zu dem Video bei X geschrieben, der Republikaner habe bei seinem Auftritt „verloren“ und „verwirrt“ gewirkt.
„Die Wähler sehen einen geschwächten Trump, der stundenlang schwafelt, 30 Minuten lang stehen bleibt und die Leute zwingt, sich seine Spotify-Playlist anzuhören. Das ist bizarr und ist zunehmend Besorgnis erregend für die Wähler“, sagte ein Harris-Wahlkampfberater, der früher auch für Präsident Joe Biden gearbeitet hat, berichtet der Nachrichtensender NBC News.
Demokraten fokussieren sich vor US-Wahl auf Trumps geistigen Zustand
Wenige Wochen vor der US-Wahl versuchen die Demokraten, im Wahlkampf die Aufmerksamkeit auf Trumps geistigen Zustand zu lenken und die Frage, ob der 78-Jährige geeignet für das Amt des Präsidenten ist. Seit er gegen Harris um den Sieg bei der US-Wahl kämpft, wirkt Trump erratischer denn je.
Trump verbreitet Verschwörungstheorien nach dem Hurrikan Helene, lästert über das Lachen seiner Gegnerin und „seine Reden sind schwerer und schwerer zu verstehen“, schreibt eine Autorin des US-Nachrichtensenders MSNBC. Wie Trumps wirre Auftritte bei den US-Wählerinnen und -Wählern ankommen, weiß US-Experte Julian Müller-Kaler von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).
US-Experte erklärt Trumps Strategie hinter „wirren und verrückten“ Auftritte vor der US-Wahl
Ein entscheidender Teil von Trumps Strategie sei „die Kombination aus Tabubruch und Authentizität“, sagt Müller-Kaler BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Er lese eben nicht, wie die meisten Politiker, von einem Teleprompter ab, sondern sage immer das, was ihm in den Sinn komme.
„Das Wirre und Verrückte ermöglicht ihm die Verbindung mit dem ‚einfachen Mann‘, und das Gefühl, dass er für die bestehenden Probleme ein viel besseres Verständnis hat als ‚abgehobene’ politische-korrekte Eliten“, sagt der US-Experte. Mit seiner Art verschrecke Trump jedoch noch unentschlossene Wähler.
Ergebnis in Pennsylvania könnte US-Wahl entscheiden
In den Swing States Pennsylvania, Michigan und Wisconsin brauche er einen politischen Erfolg, um die US-Wahl zu gewinnen. In Michigan fiel er bereits vor der Tanzeinlage mit einer Aussage bei einem Auftritt im Detroit Economic Club auf. „Sie vergewaltigen unser Land“, sagte Trump, als er über Globalisierung, große Unternehmen aus dem Ausland und seine Pläne für die Wirtschaft sprach. Damit wählte er seine bekannte Strategie, „Wähler durch eine klare rhetorische Abgrenzung eines gemeinsamen Feindes zu mobilisieren“, sagt der US-Experte.
Pennsylvania halten manche Experten wegen der hohen Zahl an Wahlleuten für den wichtigsten Swing State im Rennen um den Sieg bei der US-Wahl. In Umfragen soll Trump dort aktuell vorne liegen. In der Befragung des Meinungsforschungsinstituts InsiderAdvantage kam Trump auf 49 Prozent. Harris hingegen nur auf 47 Prozent.
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