Iran weist Verstrickung zurück
Krieg in Israel: Hamas-Angriff vom Iran koordiniert? Rolle Teherans bleibt umstritten
Wie konnte die Hamas ihren Angriff in Israel ausführen? Viele Fachleute sehen die Handschrift Teherans. Doch Beweise für eine Beteiligung Irans gibt es nicht.
Gaza/Teheran - Welche Rolle hat der Iran beim Terrorangriff der Hamas gespielt, mit dem der aktuelle Krieg in Israel begonnen hat? Diese Frage beschäftigt die Geheimdienste weltweit seit dem 7. Oktober. Tausende von Raketen feuerte die Miliz an jenem Tag aus dem Gazastreifen auf israelische Ortschaften ab, zudem drangen zahlreiche bewaffnete Terroristen über Land, See und Luft auf israelischen Staatsgebiet nach Israel vor, obwohl die Sperranlage als besonders streng gesichert gilt. Es scheint fast selbstverständlich, dass jemand der Hamas geholfen haben muss. An erster Stelle wird hier immer der Iran als Übeltäter vermutet.
Krieg in Israel: War der Iran in die Hamas-Aktion involviert?
Allerdings liegen dafür noch immer keine Beweise vor. Die Angaben der US-Regierung sind bisher jedenfalls eindeutig. „Weder wir noch die Israelis haben bislang irgendwelche eindeutigen Beweise oder Geheimdienstinformationen, die belegen, dass der Iran direkt an diesen Anschlägen beteiligt war“, sagte John Kirby dem Sender CNN. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats vermutete lediglich, dass der Iran bei den Angriffen vermutlich „ein gewisses Maß an Mitschuld“ trage, weil er die Terrororganisation seit Jahren etwa mit Ausrüstung, Ausbildung und Geld unterstütze.
Ohne iranische Unterstützung über die letzten Jahre wäre die Hamas zu diesen präzedenzlosen Angriffen auf israelisches Territorium nicht fähig gewesen.
So ähnlich hat sich nun auch Bundeskanzler Olaf Scholz geäußert. „Wir haben bisher zwar keine handfesten Belege dafür, dass Iran diesen feigen Angriff der Hamas konkret und operativ unterstützt hat“, sagte Scholz am Donnerstag im Bundestag. „Aber uns allen ist klar: Ohne iranische Unterstützung über die letzten Jahre wäre die Hamas zu diesen präzedenzlosen Angriffen auf israelisches Territorium nicht fähig gewesen.“ Sicher ist, dass der Iran die Hamas finanziell und militärisch unterstützt. Eine Beteiligung an dem Großangriff der Hamas streitet die Regierung in Teheran aber vehement ab.
Iran half laut Medienbericht bei Vorbereitung des Hamas-Angriffs
Dagegen ist der Hamas-Angriff laut einem Bericht der Washington Post seit mindestens einem Jahr und mit Unterstützung des Irans vorbereitet worden. Die Planungen hätten mindestens schon Mitte 2022 begonnen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Erkenntnisse von Geheimdienst-Analysten aus dem Westen und dem Nahen Osten. Iranische Verbündete hätten militärisches Training, logistische Hilfe und Dutzende Millionen Dollar für Waffen bereitgestellt.
Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert




Aber auch hier wurde ein Aspekt klar betont: Die USA und Israel hätten bisher keine eindeutigen Beweise dafür, dass der Iran den Angriff autorisiert oder direkt koordiniert habe. Allerdings deute vieles auf iranische Unterstützung hin. „Wenn man Menschen im Umgang mit Waffen trainiert, erwartet man, dass sie diese irgendwann auch einsetzen“, sagte ein westlicher Geheimdienstler der Zeitung. Ohne beträchtliche Hilfe von außen wäre ein solcher Angriff äußerst schwierig gewesen, sagten andere Fachleute.
Hamas äußert sich unterschiedlich zur Beteiligung des Irans am Hamas-Angriff auf Israel
Von der Hamas selbst kommen unterschiedliche Aussagen. So sagte der Hamas-Vertreter Ali Baraka in einem am Sonntag vom russischen Staatssender RT veröffentlichten Interview, dass die Hamas den Angriff zwei Jahre lang geplant habe und niemanden vorab über die „Stunde Null“ informiert habe. Die Details des Angriffs seien eine halbe Stunde nach Beginn der Operation bekannt gegeben worden.
Anderseits erklärte Hamas-Sprecher Ghasi Hamad dem Sender BBC, dass die Gruppe direkte Unterstützung für den Angriff vom Iran erhalten habe. Der Iran habe sich verpflichtet, „den palästinensischen Kämpfern bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beizustehen“.
Nun gab ein weiterer hochrangiger Hamas-Vertreter laut dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek bekannt, dass sich die Hamas vor, während und nach dem Angriff auf Israel aktiv mit dem Iran, der Hisbollah-Miliz im Libanon und anderen Fraktionen einer sogenannten „Achse des Widerstands“ abgestimmt habe. Diese Koordination habe „viele Dimensionen – politische, militärische und andere“, so Ahmed Abdulhadi. Er betonte allerdings, dass einzig die Hamas den Angriff geplant habe. (cs)
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