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Sieg für FDP und Bauernverband
Pflichtbrache für Bauern fällt – Grüne Özdemir und Lemke beißen auf Granit
Deutschland setzt EU-Regelung zum Artenschutz aus. Für die Grünen-Ministerien eine Niederlage auf ganzer Linie. Der Bauernverband freut sich und fordert.
Brüssel/Berlin – Der Druck auf Cem Özdemir war groß. Bis zum letzten Tag wollte der Landwirtschaftsminister doch noch einen Kompromiss um die Abschaffung der Stilllegungspflicht auf Agrarflächen erreichen. Am Ende konnten sich Özdemir und Grünen-Parteikollegin Steffi Lemke nicht einmal mit ihrer Zwischenlösung durchsetzen – ein Sieg für den Deutschen Bauernverband und die FDP.
Özdemir lenkt ein: Bauern müssen keine Flächen für Artenschutz freihalten
Auf Ackerflächen in der Europäischen Union müssen vier Prozent für Brachen oder sonstige nicht bewirtschaftete Landwirtschaftselemente reserviert werden. Das schreibt der GLÖZ-8-Standard vor, eigentlich. Denn die EU-Kommission hat für das bereits laufende Jahr 2024 eine Ausnahmeregelung erlassen. Ob die einzelnen Mitgliedsstaaten von der Ausnahmeregelung Gebrauch machen wollen, mussten sie bis zum Donnerstag (29. Februar), 23.59 Uhr an die Kommission übermitteln.
Ganz so lange ließ sich der deutsche Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft nicht Zeit. Etwa zwölf Stunden vor Ablauf der Frist meldete Özdemir nach Brüssel: Deutschland wird die Ausnahmeregelung umsetzen. Die Landwirte können ihre Agrarflächen bis auf den letzten Hektar nutzen. Statt der bisherigen vier Hektar Pflichtbrache dürfen sie dort nun Eiweißpflanzen und Zwischenfrüchte anbauen, Pflanzenschutzmittel sind nicht erlaubt.
Bauernverband jubelt, Naturschützer sind fassungslos
Mit der 1:1-Annahme der EU-Ausnahmeregelung kommt Özdemir den Forderungen des Deutschen Bauernverbandes nach. Dessen Präsident Joachim Rukwied begrüßte in einer Mitteilung des Verbandes die Entscheidung: „Die Bundesregierung hat verstanden, dass wir Bauern keine weitere Benachteiligung und damit Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit akzeptieren werden.“ Außerdem erwarte er, dass auch in Zukunft „die Wettbewerbsgleichheit“ bei Entscheidungen auf politischer Ebene berücksichtigt wird.
Ganz anders reagierten die Umweltschützer. In einem ersten Pressestatement sprach der WWF von einem „Schlag ins Gesicht für den Schutz der Artenvielfalt“. Nach Ansicht von WWF-Landwirtschaftsreferent Michael Berger rennt die Ampelregierung „den Populisten hinterher“ und spielt „mit der Ernährungssicherheit von morgen“. Von Özdemir fordert der WWF-Referent jetzt, „dass der Schutz der Artenvielfalt über freiwillige Maßnahmen innerhalb der GAP deutlich umfangreicher unterstützt wird.“ Das Kürzel GAP bezeichnet die „Gemeinsame Agrarpolitik der EU“.
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
Grünen-Ministerien scheitern mit Kompromissvorschlag
Dass das Angebot der EU-Kommission ohne Abstriche in Deutschland umgesetzt wird, darf vor allem als Niederlage für Steffi Lemke, Umweltministerin, gewertet werden. Gemeinsam mit Özdemir hatte sie einen Kompromissvorschlag ausgearbeitet. Auch diesem zufolge sollte die Vier-Prozent-Pflichtbrache entfallen. Zugleich sollten aber Gelder für weitere Umweltleistung akquiriert, drei neue Ökoregelungen ab 2025 eingeführt und die Flächenprämie von 150 Euro pro Hektar etwas gekürzt werden. Der Vorschlag scheiterte wohl an Grünen-Koalitionspartner FDP, die SPD soll mit dem Kompromiss zufrieden gewesen sein. (sch)