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Video-Kommentar „Gottlieb direkt“

Ehemaliger BR-Chefredakteur Gottlieb: „Unser Land verliert an Ansehen und an Gewicht in der Welt“

Diktatoren und Terrorstaaten testen gerade die Abwehrkraft der Demokratien des Westens aus. Ob Deutschland sich wehren kann, das erklärt Sigmund Gottlieb.

Der renommierte Journalist und langjährige Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, Sigmund Gottlieb, kommentiert für IPPEN.MEDIA mit scharfem Blick wöchentlich in seiner Kolumne „Gottlieb direkt“ aktuelle Themen. Hier geht es um die deutsche Außenpolitik:

Sind Klimakrise und Wohlstandsverlust wirklich noch unsere Hauptsorgen? Beunruhigt uns nicht vielmehr, wie die Welt gerade aus den Fugen gerät? Der Krieg Putins gegen die Ukraine immer brutaler, der Nahe Osten ein Pulverfass. Die Kriege kommen uns immer näher.

Der Westen, vor allem Deutschland, hat darauf keine strategische Antwort. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, könnte man meinen, müsste auch in der Außenpolitik eine Führungsrolle spielen. Das Gegenteil ist der Fall. Unser Land verliert an Ansehen und an Gewicht in der Welt. In vielen Hauptstädten werden wir belächelt, aber nicht ernst genommen. Die Art, wie die Außenministerin ihre Gesprächspartner immer wieder zu belehren versucht, stößt auf Verärgerung. An die Stelle einer außenpolitischen Strategie ist eine hektische Reisediplomatie getreten, deren Sinn sich oft nicht erschließt. Kameragerecht inszenierte Auftritte scheinen zuerst an das heimische Publikum und die grüne Basis gerichtet zu sein.

Während die Welt brennt, findet deutsche Außenpolitik bisher nicht ihre Mitte. Deutsche Selbst–Überhöhung in Sachen Menschenrecht sind oft der einzige Maßstab im Umgang mit Staaten, die nicht unseren demokratischen Vorstellungen entsprechen. Dabei schlummern viele Rohstoffe, die wir dringend brauchen, meist nicht im Boden lupenreiner Demokratien.

Diktatoren und Terrorstaaten testen gerade die Abwehrkraft der Demokratien des Westens aus. Dazu gehört auch Deutschland. Es reagiert darauf vor allem mit überschießender Moral und fehlender Strategie.

Sigmund Gottlieb ist einer der renommiertesten und erfahrensten Journalisten Deutschlands. Er war von 1995 bis 2017 Chefredakteur und von 2001 bis 2014 dazu stellvertretender Fernsehdirektor beim Bayerischen Rundfunk.

► Gottlieb moderierte die „Münchner Runde“ sowie aktuelle Brennpunkt-Sendungen im Ersten und war einer der präsentesten Kommentatoren in den „Tagesthemen“ der ARD.

Für seine Arbeit erhielt Gottlieb mehrere Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Fernsehpreis für die Berichterstattung über den Kosovo-Krieg. Seit 2005 ist er Honorarprofessor für Journalismus an der Hochschule Amberg-Weiden. Und er ist im Universitäts- und Stiftungsrat der Universität Passau tätig sowie Ehrensenator dieser Hochschule.

Rubriklistenbild: © Credit: Michael Kappeler/dpa/Imago (Montage)

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