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Kampf um Awdijiwka dauert an
Kein Lerneffekt trotz hoher Verluste: Russland tappt in der Ukraine wieder in die gleiche Falle
Putins Generäle schaffen es nicht, ihre Strategie im Ukraine-Krieg anzupassen. Beim Kampf um Awdijiwka könnte das gravierende Folgen haben.
München – Die russischen Streitkräfte belagern seit mehreren Wochen die Stadt Awdijiwka im ukrainischen Oblast Donezk. Unter großen Verlusten von Material und Personal versucht die Armee von Wladimir Putin die Kleinstadt einzunehmen und somit nach langer Zeit wieder mal einen Erfolg auf dem Schlachtfeld in der Ukraine feiern zu können. Doch Militärexperten blicken mit Skepsis auf die Taktik der russischen Streitkräfte. Die Armeeführung zeige immer wieder eine Unfähigkeit, aus den Fehlern der vergangenen Schlachten im Ukraine-Krieg zu lernen.
Schlacht um Awdijiwka – Experten sehen Parallelen zu vergangene Gefechten im Ukraine-Krieg
Die Lage um die Stadt Awdijiwka sei ein „Mikrokosmos der allgemeinen Versäumnisse des russischen Generalstabs“, schreibt der US-Thinktank Institute for the Study of War (ISW) in seinem Lagebericht am Donnerstag. Die Militärführung schaffe es nicht, „die Lehren, die die russischen Streitkräfte bei früheren gescheiterten Offensivbemühungen in der Ukraine gezogen haben, zu verinnerlichen und weiterzugeben“, schreiben die ISW-Experten zu den Vorgängen weiter. Russische Streitkräfte hätten seit Beginn des Krieges immer wieder schwere Verluste bei „mechanisierte Kämpfen mit infanteriegeführten Frontalangriffen“ erlitten. Gerade bei den Kämpfen um die Städte Bachmut und Wuhledar hatte das zu katastrophalen Ausgängen geführt.
Die erfolglosen Einnahmeversuche der Stadt Wuhledar habe zu signifikanten Personal- und Materialverlusten geführt. Bei den Gefechten zu Beginn des Jahres sei unter anderem die 155. Marineinfanteriebrigade der russischen Armee vollständig zerstört worden. Satellitenaufnahmen zeigten in Folge der Kämpfe einen regelrechten Panzerfriedhof in der Region um die Stadt.
Schwere Verluste im Kampf um Awdijiwka – Russland macht die gleichen Fehler
Ein ähnliches Vorgehen und eine ähnlich hohe Zahl an Verlusten erleiden nach Ansicht des ISW die in Awdijiwka eingesetzten Einheiten der russischen Armee. Die Taktik hätte sich im Vergleich zu der Schlacht um Wuhledar kaum geäändert. Dass mehrere unterschiedliche Gruppierungen wiederholt ähnliche Fehler begehen, ist für die Militärexperten des ISW ein Hinweis darauf, dass die russische Militärführung es nicht schafft, ihre Strategie zu adaptieren.
„Der russische Generalstab ist grundsätzlich dafür verantwortlich, Lehren zu ziehen, die russische Doktrin anzupassen und Lehren und neue Ansätze in der gesamten Truppe zu verbreiten“, urteilten die ISW-Experten in ihrem Bericht. Dies geschehe aktuell jedoch nicht.
Awdijiwka als zweites Bachmut? Russische Truppen erleiden erneut große Verluste
Andere Militärexperten verglichen in den vergangenen Tagen die Kämpfe um Awdijiwka mit der Schlacht um die Stadt Bachmut. Russische Truppen und Wagner-Söldner gelang es dabei über Monate hinweg nicht, die durch die Kämpfe völlig zerstörte Stadt einzunehmen. Die Opferzahlen – gerade unter den Söldner der Gruppe Wagner – waren extrem hoch. Der mittlerweile verstorbene Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin erklärte im Mai 2023 die Einnahme der Stadt.
Militärexperte Nico Lange zog im Gespräch mit t-online Parallelen zwischen den Schlachten um Awdijiwka und Bachmut. „Auch dieser Ort ist nun von drei Seiten durch Russland eingekreist, auch hier schickt Russland ohne Rücksicht auf Verluste Welle um Welle seiner Truppen in das Feuer der ukrainischen Armee“, sagte Lange. Ukrainischen Berichten nach soll Russland in der Schlacht bereits über 400 gepanzerte Fahrzeuge und über 5.000 Soldaten verloren haben. Die Zahlen lassen sich aktuell jedoch nicht unabhängig überprüfen.
„Der Chef des russischen Generalstabs, General Waleri Gerassimow, ist sowohl in seiner Eigenschaft als Chef des russischen Generalstabs als auch als Oberbefehlshaber für dieses Scheitern letztlich verantwortlich“, lautete die Schlussfolgerung der ISW-Experten.
Bilder des Ukraine-Kriegs: Großes Grauen und kleine Momente des Glücks
Russische Offensive bei Awdijiwka – Putins Truppen bereiten wohl neue Angriffe vor
Nach Ansicht der ukrainischen Militärführung ordnen sich die russischen Truppen um Awdijiwka seit Anfang November neu, um einen weiteren Vorstoß auf die Stadt vorzubereiten. „Der Feind versucht weiterhin, Awdijiwka einzukreisen, aber jetzt nicht mehr so aktiv – der Feind versucht, sich neu zu gruppieren und sich von Verlusten zu erholen, um weiter anzugreifen“, zitiert Reuters einen Militärsprecher.
Awdijiwka liegt seit dem Aufflammen des Ukraine-Konflikts im Jahr 2014 an der Frontlinie zwischen den Gebieten der Ukraine im Westen und den von prorussischen Separatisten besetzten Gebieten der Ostukraine. Für Russlands Präsident Putin soll die Einnahme der Stadt ein lang ersehnter Erfolg für die russische Kriegspropaganda werden. Für die ukrainischen Streitkräfte ist Awdijiwka, wo vor dem Krieg knapp über 30.000 Menschen lebten, zu einem Symbol des Widerstands im Krieg gegen Russland geworden. (fd)