Wirtschaft und Sicherheit bedroht
Auswirkungen des Trump-Siegs: „Erhebliche Herausforderungen“ für Deutschland
Der Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl wird weit über die USA hinaus Konsequenzen haben. Fachleute warnen vor Folgen auf Europa und die Nato und fordern Maßnahmen.
Washington, D.C. – Donald Trump hat die US-Wahl gewonnen und ist damit der 47. Präsident der USA. Staats- und Regierungschefs weltweit haben dem Republikaner zu seinem Sieg gratuliert – doch in den Statements blieb eins nicht aus: die Betonung der transatlantischen Beziehungen. Dass Vertreter von EU-Staaten wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder Bundeskanzler Olaf Scholz beinahe im gleichen Atemzug mit der Gratulation auf die Beziehung zwischen den USA und Europa hinweisen, scheint vor dem Hintergrund dessen, was Trump im Wahlkampf angekündigt hat, wenig überraschend.
Nach Trumps Sieg bei der US-Wahl: „Erhebliche Herausforderungen“ für Deutschland
So hat Trump in seinem Wahlkampf beispielsweise wiederholt die US-Hilfen für die Ukraine kritisiert und die bestehende Welthandelsordnung infrage gestellt. Die Wiederwahl Trumps zum Präsidenten der USA wird sich damit nicht nur auf die Vereinigten Staaten auswirken. Auch für Europa, die Nato und Deutschland als Teil davon, könnte eine zweite Trump-Amtszeit spürbare Folgen haben. Daniela Schwarzer, Expertin für europäische und internationale Politik und Wirtschaft, erklärt gegenüber IPPEN.MEDIA, warum eine Wiederwahl Trumps auch Deutschland „vor erhebliche wirtschaftliche, sicherheitspolitische und diplomatische Herausforderungen“ stellt.
Folgen von Trump-Sieg bei US-Wahl für die deutsche Wirtschaft und die Nato
Zum einen, erklärt die Vorständin der Bertelsmann Stiftung, für europäische und internationale Politik wolle Trump „wie auch in seiner ersten Amtszeit das Außenhandelsdefizit der USA reduzieren“. Trump hat im Wahlkampf angekündigt, Produkte aus der EU mit Zusatzzöllen von bis zu 20 Prozent zu überziehen. „Für die Exportnation Deutschland, für die die USA ein sehr wichtiger Markt sind, dürfte dies zu relevanten Wachstumseinbußen führen“, warnt Schwarzer mit Blick auf die deutsche Wirtschaft.
Bezogen auf die Nato und den Verteidigungsbereich erklärt die Politikwissenschaftlerin, dass Trump „alte Forderungen“ aufgreifen könnte, wie etwa, „dass die Europäer einen deutlich größeren Beitrag zur transatlantischen Sicherheit leisten“ sollten. Mit Blick auf das Nato-Zwei-Prozent-Ziel könne Deutschland „unter Druck geraten, mehr als 2 % des BIP für Verteidigung auszugeben und müsste gemeinsam mit Frankreich, Polen und Großbritannien eine Führungsrolle übernehmen, um den europäischen Beitrag zur Nato maßgeblich zu stärken“, führt Schwarzer weiter aus.
US-Experte fordert nach Trump-Sieg, Europa müsse seine „Verteidigung stärken“
Der US-Experte und European Director der Denkfabrik Trilaterale Kommission, Josef Braml, sieht für Europa nach dem Trump-Sieg bei der US-Wahl Handlungsbedarf. Gegenüber IPPEN.MEDIA erklärt der Politikwissenschaftler: „Europa sollte vielmehr seine Verteidigung stärken, besonders da China als Militärmacht aufsteigt und die USA sich nach Asien orientieren.“ Europa müsse nun „mehr für ihre Verteidigung gegen Russland und den Wiederaufbau der Ukraine ausgeben“.
Eine US-Regierung unter Trump, so die Einschätzung des Experten, werde den „geoökonomischen Wettbewerb mit China intensivieren“. In der Folge warnt Braml: „Diese Spannungen könnten zu einer zweigeteilten, de-globalisierten Welt führen und europäische Unternehmen vor große Herausforderungen stellen.“ Von der EU fordert der Politikwissenschaftler daher, „weltpolitikfähig“ zu werden, „um Europas Sicherheit und Wohlstand zu verteidigen“.
Die EU-Staaten, so Braml, müssten nun zusammenarbeiten, „damit Europas Länder weiterhin selbstbestimmt wirtschaften und leben können“. Vor dem Hintergrund der neuen Trump-Regierung halte der US-Experte die Entscheidungs- und Handlungskompetenz der Europäischen Union für „unzureichend“ und appelliert, dass eine Ausweitung der Kompetenzen „für eine erfolgreiche Anpassung an diese neue Ordnung dringend erforderlich ist“.
Experten in Sorge um Klima nach Trump-Sieg: „Würde globale Bemühungen untergraben“
Mögliche Folgen einer zweiten Amtszeit des Republikaners sieht Schwarzer auch für die Klimapolitik. So erklärt die Politikwissenschaftlerin, sie gehe davon aus, dass Trump versuchen werde „internationale Organisationen und Regeln zu schwächen“. Insbesondere drohe eine Gefahr, sollte Trump erneut die Vereinten Nationen schwächen wollen und die USA wieder aus dem Pariser Klimaschutzabkommen herausziehen. „Dies würden die globalen Bemühungen um die Reduzierung von CO₂ Emissionen, die Deutschland maßgeblich unterstützt, untergraben“, warnt die Expertin.
In seiner ersten Amtszeit hatte Trump den Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen veranlasst, das das Ziel festschreibt, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Auch leugnet der Republikaner die Klimakrise und kündigte im Wahlkampf einen drastischen Ausbau der Öl- und Erdgasförderung der USA an. Mit Blick auf den Klimawandel fürchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Trump fossile Brennstoffe fördern und klimapolitische Maßnahmen von Amtsinhaber Joe Biden streichen wird. (pav)
Rubriklistenbild: © IMAGO/Matias J. Ocner
