Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Terroranschläge in Paris

Attentäter in Bayern registriert? So kam es zur Verwechslung

Joachim Herrmann mit Thomas De Maizière
+
Joachim Herrmann mit Thomas De Maizière.

München - Ein Paris-Attentäter, registriert in Feldkirchen? Die Berichte über einen der Terroristen sorgen für Aufregung in Bayern. Offenbar liegt aber eine Verwechslung vor, Politik und Behörden rudern zurück.

Am Dienstagabend sitzt Joachim Herrmann im „Haus der deutschen Wirtschaft“ in Berlin-Mitte auf dem Podium. Eigentlich geht es um Infrastruktur, um die S-Bahn für München. Bayerns Innenminister aber ist mit seinen Gedanken woanders. Schon beim Hereingehen hatte er bestätigt, dass „nach aktuellem Ermittlungsstand“ einer der Pariser Attentäter zuvor als Flüchtling in Bayern registriert worden sei. Um 20.45 Uhr springt er plötzlich auf, nimmt noch auf der Bühne einen Anruf mit seinem Handy an und verlässt mit ernster Miene den Raum.

Am Telefon: Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Eine halbe Stunde später, zurück auf der Bühne, unterbricht Herrmann die Bahn-Diskussion. Er berichtet von einem
">Selbstmordattentäter, der mit dem Flüchtlingsstrom nach Bayern gekommen
sei. Die Politiker im Raum reagieren mit einem unruhigen Raunen. Profis ahnen: Das wäre Zunder für die politische Debatte über Flucht und Migration, ohnehin schon emotional und kontrovers geführt – es wäre die Vermischung von Flüchtlingen und Terroristen.

Namensgleichheit führt zu Verwirrungen

Eine halbe unruhige Nacht dauert es, bis die Behörden zunächst Entwarnung geben. Nochmal meldet sich der Bundesinnenminister bei Herrmann, diesmal mit der gegenteiligen Information: Es war wohl eine Namensgleichheit. Zwar ist ein Ahmad al-Mohammad in Bayern als Flüchtling registriert, zwar sprengte sich ein Terrorist mit einem Pass auf Ahmad al-Mohammad vor dem Pariser Stadion in die Luft – offenbar sind es aber zwei unterschiedliche Personen. Der in Bayern registrierte Flüchtling lebt, Sicherheitskräfte haben ihn besucht. Er wurde auch nicht, wie von der Zeitung Welt beharrlich verbreitet, in Feldkirchen bei München, sondern in Feldkirchen bei Straubing registriert – aus außerbayerischer Sicht schien das alles recht nahe beieinander zu liegen. In der Realität hat das niederbayerische Feldkirchen aber eine sehr große Unterkunft, das oberbayerische nur eine sehr kleine, in der auch keine syrischen Flüchtlinge registriert wurden.

Der Vorgang erzählt viel über die Hektik und die dünne Informationsdecke, mit der Politik und Medien nach den Pariser Anschlägen umgehen müssen. Auch nach dem Dementi im Fall Ahmad al-Mohammad halten sich Gerüchte über zwei andere der Terroristen in Paris, die sich über die Flüchtlingsroute nach Europa bewegt hätten. „Spekulationen“, heißt es dazu lapidar von den Behörden.

Für Herrmann, vom Bund falsch informiert, hat der Vorgang nun ein leichteres politisches Nachspiel. Die Opposition wirft Herrmann vor, unsauber gearbeitet zu haben. „Da hätte ich mehr Fingerspitzengefühl erwartet“, sagt der SPD-Abgeordnete Paul Wengert. Der Innenausschuss des Landtags will den Minister nun sehen und bittet um einen Lagebericht zur Inneren Sicherheit. Herrmann hat für den 2. Dezember zugesagt.

F. Müller, C. Deutschländer

Kommentare