Protest bei Atom-Gipfel
Erster internationaler Atomenergie-Gipfel: Protest von Greenpeace sorgt für Unruhe
Atomenergie hat schon oft für Protest gesorgt. Deutschland ist dem „Atomkraft? Nein danke“ Ruf gefolgt. Ein Gipfel in Brüssel gibt Anlass für neuen Protest.
Brüssel – Das Thema Atomkraft ist umstritten. Das zeigte sich auch beim ersten internationalen Atomenergie-Gipfel am Donnerstag (21. März) in Brüssel – jedoch weniger innerhalb des Treffens als außerhalb. Um genau zu sein, an der Fassade eines Gebäudes. Die Staats- und Regierungschefs, die sich in Brüssel getroffen hatten, mussten während des Treffens eine Pause einlegen, weil sich Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace vom Dach eines Gebäudes abseilten.
Sie störten die Veranstaltung mit ihrer Aktion und unterbrachen damit Statements der eintreffenden Staats- und Regierungschefs, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Den Veranstaltern zufolge sei die Annahme einer gemeinsamen Erklärung zur globalen Bedeutung der Atomenergie aufgrund des Protests verschoben worden.
Zu dem Atomgipfel kamen in Brüssel Staats- und Regierungschefs aus rund 30 Ländern zusammen, um über die Zukunft von Europas Kernenergie zu beraten. Wie die Teilnehmer:innen in einer Erklärung bekannt gaben, ging es bei dem Gipfel um „Kernenergie als Schlüsselkomponente unserer globalen Strategie zur Verringerung der Treibhausgasemissionen“. Somit auch um den Ausbau von Atomenergie in Europa.
Unter den Teilnehmern sollen insbesondere Vertreter der Staaten gewesen sein, die den Ausbau von Atomkraft befürworten. Deutsche Vertreter:innen sollen nicht vor Ort gewesen sein. Eingeladen zu dem Gipfel haben die internationale Atomenergie-Agentur und Belgien.
Von der Leyen überraschend für Atomkraft
Auch die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, war unter den Gästen und sprach sich, einem Bericht des Handelsblatts zufolge für Atomkraft aus. Nachdem sich von der Leyen jahrelang für den Ausbau erneuerbarer Energien ausgesprochen hat, zeigte sie sich bei dem Gipfel nun als Verfechterin von Atomenergie: „Wir dürfen nicht vergessen, dass Kernenergie weltweit nach der Wasserkraft die zweitgrößte Quelle für emissionsarmen Strom ist.“
Von der Leyen betonte allerdings auch die Herausforderungen, die für die Länder mit dem Ausbau von Atomkraftwerken einhergehen. Darunter beispielsweise die Finanzierung, die von der Leyen zufolge „die Unterstützung durch die öffentliche Hand“ bedürfe. Auch Bauzeiten müssen im Rahmen gehalten werden, sagte von der Leyen, damit „Kernkraft einen wesentlichen Beitrag zu einer schnellen Umstellung auf eine sichere, emissionsfreie Energieversorgung leisten“ könne.
Staaten einigen sich auf Ausbau von Atomkraft
Die Allianz der europäischen Staaten, die Atomkraft befürworten, ist im vergangenen Jahr von elf auf vierzehn Mitglieder gewachsen. In der Erklärung, die auf dem Gipfel verabschiedet wurde, verpflichten sich die Teilnehmenden, „darauf hinzuwirken, dass das Potenzial der Kernenergie voll ausgeschöpft wird.“
Dabei wollen die Staatschefs die Lebensdauer bestehender Reaktoren verlängern und neue Reaktoren bauen. Auch der Bau „kleiner, modularer Reaktoren“ solle unterstützt werden. Bei dem Vorhaben solle „im Einklang mit den jeweiligen nationalen Vorschriften und Gegebenheiten ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet“ werden, hieß es in der Erklärung.
Protest-Botschaft die Staatschefs: „Nukleares Märchen“
Greenpeace forderte im Protest in Brüssel, die Regierungen sollten ihre Energieziele mithilfe erneuerbarer Energien, statt mit Kernenergie erreichen, berichtete das RND. Ein Aktivist wurde vor der Aktion von der Polizei gestoppt und der Protest eines zweiten Aktivisten nach 15 Minuten beendet. Mit einem Plakat mit der Aufschrift „Nuclear Fairytale“, auf Deutsch „Nukleares Märchen“, hing er über dem Eingang des Gebäudes. (pav)
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