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Lernarmut

Armut in der Türkei trifft Schulkinder – Expertin warnt vor „Verdummung“

Präsident Recep Tayyip Erdogan begrüßt bei der Stichwahl in der Türkei seine Anhänger vor einem Wahllokal in Istanbul.
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Präsident Recep Tayyip Erdogan begrüßt vor der Stichwahl in der Türkei seine Anhänger vor einem Wahllokal in Istanbul - darunter auch viele Schülerinnen und Schüler. (Archivfoto)

Die miese Wirtschaftslage in der Türkei trifft vor allem Kinder. 15 Prozent der Kinder können am Ende der Grundschule einfache Texte nicht lesen und verstehen.

Ankara – Die miese Wirtschaftslage in der Türkei wird immer deutlicher. Inzwischen hat dies weitreichende Auswirkungen auch auf Kinder. Das sieht man an einer aktuellen Untersuchung zur „Lernarmut“ der Oppositionspartei CHP. Unter Lernarmut versteht man die Unfähigkeit, bis zum Alter von 10 Jahren (Ende der Grundschulzeit) einen einfachen Text zu lesen und zu verstehen. Die Fähigkeit zu lesen spielt allerdings eine wesentliche Schlüsselrolle, um das Lernen in anderen Bereichen zu erleichtern.

Fünf Prozent der schulfähigen Kinder werden in der Türkei nicht eingeschult

Laut Weltbank lag die Zahl der Schüler bis 10 Jahre, die 2022 von dieser Bildungsarmut betroffen waren, bei 15 Prozent. 5 Prozent der Kinder im schulfähigen Alter wurden erst gar nicht eingeschult. „Die Lernarmut in der Türkei ist um 4,1 Prozentpunkte höher als der Durchschnitt in der Region Europa und Zentralasien“, schreiben die Experten der Weltbank.

Das CHP-Büro für Armutssolidarität schlägt daher einen Aktionsplan vor:

  • Kinder im schulpflichtigen Alter müssen unter Beobachtung der Behörden bleiben
  • Kinder, die der Schule fernbleiben und von Schulabbruch bedroht sind, sollten von Sozialarbeitern betreut werden
  • Bei der Einschulung der Kinder sollte überwacht werden, dass bei der Einschulung keine Gebühren erhoben werden
  • Der Schulbusdienst sollte für Kinder besonders aus armen Ländern kostenlos sein
  • Grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse, Lese- und Schreibkenntnisse sollten in den Schulen vorrangig behandelt werden, und Schüler, die sich keine Bücher leisten können, sollten kostenlose Bücher erhalten
  • Es sollten Vorkehrungen gegen Mobbing und Diskriminierung durch Gleichaltrige in Schulen getroffen und psychologische Unterstützung angeboten werden
  • Lokale Verwaltungen sollten kostenlose psychologische Unterstützung für Kinder und Familien anbieten

Türkei droht „Verdummung“ der Gesellschaft

Hacer Foggo, die Leiterin des CHP-Büros für Armutssolidarität warnt in einem Gespräch auf Flash TV vor weitreichenden Folgen, wie etwa einer „Verdummung“ der Gesellschaft. „Eines der Hauptgründe dafür ist unzureichende Ernährung. Das fängt schon im Mutterleib an“. Diese unzureichende oder einseitige Ernährung bei Kindern führe zu Problemen beim Lernen, warnt Foggo. Viele Kinder müssten mit 12 bis 13 Jahren ihre Schulen abbrechen und arbeiten gehen, um ihre Familien zu unterstützen. Die Preise für Mieten und andere Dinge seien stark angestiegen.

Und die Wirtschaftszahlen bestätigen die Folgen der Lernarmut in der Türkei. Laut dem TV-Sender Bloomberg HT unter Berufung auf Daten der staatlichen Statistikbehörde TÜIK und UN sind die Lebensmittelpreise weltweit in den vergangenen 12 Monaten um 11,8 Prozent gefallen. In der Türkei sind die Preise dagegen in derselben Zeit um 61 Prozent gestiegen.

Türkische Lira weiterhin im freien Fall

Und auch die Inflation ist in der Türkei ein großes Problem für Familien. Laut TÜIK liegt diese inzwischen bei 47,83 Prozent. Das unabhängige Wirtschaftsinstitut „Ena Grup“ berechnet die Inflation dagegen mit 122,88 Prozent. Alleine zwischen Januar und Juli sei die Inflation um 69,21 Prozent gestiegen.

Auch der Währungsverfall wird für die Menschen in der Türkei zunehmend zum Problem. Inzwischen kostet der US-Dollar über 27 TL. Ein Jahr zuvor lag der Preis noch bei 17,95 TL und fünf Jahre zuvor bei 6 TL. Bisherigen Maßnahmen, wie etwa ein neuer Finanzminister und eine neue Präsidentin für die Zentralbank, blieben erfolglos. Präsident Recep Tayyip Erdogan hat in seinem Wahlkampf „ein Jahrhundert der Türkei“ versprochen. Dies scheint in immer weitere Ferne zu rücken. Auf „X“ (ehemals Twitter) schreibt Erdogan dennoch, dass er „einen Gürtel des Friedens, der Stabilität und des Wohlstands“ schaffen will. (erpe)

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