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„Berichterstattung für Rechtsextreme“

„Großes Versagen“ von ARD und ZDF? Höckes Auftritt bei Thüringen-Wahl löst Debatte aus

Ein Politikwissenschaftler bemängelt, dass Björn Höcke, der AfD-Spitzenkandidat, „zur besten Sendezeit“ in den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen ist.

Wie jeder andere Politiker steht der rechtsextreme Björn Höcke am Abend der Landtagswahlen in Thüringen im ARD-Fernsehstudio. In der Sondersendung am Sonntag um 18 Uhr spricht er vom „dämlichem Brandmauer-Gerede“ der anderen Parteien und der „Extremismus-Keule, die mittlerweile stumpf ist“ und die „die Menschen nicht mehr ertragen können“. Die AfD, von der er Landesvorsitzender und Spitzenkandidat ist, wurde bei den Landtagswahlen in Thüringen mit 32,8 Prozent stärkste Kraft.

AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke im ARD-Interview am Sonntag, 1. September.

Björn Höcke (AfD) in der ARD: „Hören Sie auf, mich zu stigmatisieren“

„Da wird ein Spitzenkandidat, der gerichtlich bestätigt Faschist genannt werden darf, zur besten Sendezeit in den Kreis von Politikerinnen und Politikern geholt“, schreibt Marc Raschke auf Linkedin. Er ist Politik- und Kulturwissenschaftler und findet:

„Wir konnten gestern live und in Farbe das große Versagen der Medien im Umgang mit der AfD erleben!“ In der ARD hatte ein Journalist das Interview mit dem Spitzenkandidaten mit dem Hinweis eröffnet, dass die AfD eine gesichert rechtsextremistische Partei ist. „Das musste ja wieder sein“, reagiert Höcke, den Raschke als jemanden, der „Kinder anderer Nationalitäten aus Schulen entfernen will und deutschen Unternehmen den Niedergang wünscht“ bezeichnet, prompt.

„Das ist eine Tatsache“, entgegnet der Journalist bei der ARD leise. Doch der Spitzenkandidat lässt nicht locker: „Bitte hören Sie auf, mich zu stigmatisieren“, sagt er. „Sie wollen doch nicht ein Drittel der Thüringer Wähler als rechtsextrem einstufen?“ Daraufhin ignoriert der Journalist Höcke und stellt die nächste Frage.

Der Politikwissenschaftler wünscht sich eine „Medienpufferzone“ in Deutschland

Was hätte die ARD im Umgang mit Höcke besser machen können? Geht es nach Raschke, hätte sie den AfD-Politiker gar nicht erst einladen sollen.

Der Politikwissenschaftler fordert „keine Live-Berichterstattung von Rechtsextremen für Rechtsextreme“. Damit meint er, dass Medien zwar über AfD-Politiker berichten sollten, ihnen aber keine Bühne bieten. Statt die rechten Aussagen stehenzulassen, sollten sie der Leserin oder dem Zuschauer den Hintergrund erklären. „Journalisten sind eigentlich dazu da, um Dinge einzuordnen. Damit eben nicht alles so eins zu eins durchgereicht wird zum Endverbraucher, sondern professionell aufbereitet wird“, sagt Raschke BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.

Ähnlich passiere das bereits in der belgischen Region Wallonien. Dort gibt es eine sogenannte „Medienpufferzone“, eine Vereinbarung der Medien, nach der rechten Gruppen keine Plattform gegeben werden darf, sondern diese nur im Kontext zitiert werden dürfen.

Medien sollten nicht nur über „Rassismus und Migration“ sprechen

Auf Linkedin kritisiert Raschke nicht nur die ARD, sondern den allgemeinen Umgang der Öffentlich-Rechtlichen Medien mit der AfD. Auch das ZDF habe routinemäßig einen Wahlabend „abgespult“, als „sei der Umgang mit gesicherten Rechtsextremisten eine Rechenaufgabe.“ Der ehemalige Journalist spricht von einem „große Versagen der Medien“. Die Öffentlich-Rechtlichen seien maßgeblich daran beteiligt, dass die AfD stark bleibe oder sogar noch zulegen werde.

Raschke spricht von dem Problem des „Issue-Ownership“s, nach dem eine bestimmte Partei – hier die AfD – bestimmte Themen besetze. Wenn in der Öffentlichkeit über sie gesprochen werde, helfe das der Partei im Wahlkampf. „Die Medien machen der AfD den Gefallen, dass sie andauernd Themen wie Migration und Rassismus bespielen, dabei gibt es genug andere Themen.“

Rubriklistenbild: © Michael Kappeler/dpa

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