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Schuldenbremse in der Kritik
Schuldenplan der Ampel: Koalition erwägt Nachtragshaushalt
Das Finanzministerium will einen Nachtragshaushalt einbringen – viele Ministerien haben einen Mehrbedarf. Welche Rolle spielt die Schuldenbremse?
Berlin – Das Bundesfinanzministerium unter Christian Lindner (FDP) hält sich die Möglichkeit eines Nachtragshaushaltes für dieses Jahr offen. „Wir beobachten die Entwicklung der Steuereinnahmen sowie den Haushaltsvollzug und sind jederzeit bereit zu handeln“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag (13. Juni) in Berlin.
Die Bild-Zeitung hatte berichtet, dass die Bundesregierung einen Nachtragshaushalt für das laufende Jahr plane. Unter Berufung auf Gespräche innerhalb der Koalition hieß es, das Finanzministerium habe für den Haushalt zuständige Politiker informiert.
Mehrere Ministerien meldeten einen deutlichen Mehrbedarf an Mitteln an, als das von Lindner geführte Finanzministerium zulassen wollte. Unter anderem das Verteidigungsministerium von Boris Pistorius (SPD), der weiterhin an der Wehrtüchtigkeit der Bundeswehr arbeitet.
Finanzminister Christian Lindner (links, FDP) erinnert auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (rechts, SPD) und Bundesministerin Steffi Lemke (mitte, Grüne) ans Sparen.
Aufgrund der schwächelnden wirtschaftlichen Lage Deutschlands lässt die Schuldenbremse eine höhere Aufnahme von Krediten zu. Dabei könnte es um bis zu elf Milliarden Euro gehen. Bisher ist für das laufende Jahr nur eine Kreditaufnahme von 39 Milliarden Euro geplant.
„Der Nachtragshaushalt dient lediglich als Rettungsanker für den Fortbestand der Koalition“, sagte Christian Haase der Bild. Er ist haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Wir werden im Nachtragshaushalt 2024 Maßnahmen finden, die eigentlich im Haushalt 2025 abgebildet werden sollten. Die Ampel sollte nicht die Steuerzahler zur Melkkuh für schlechte Ampel-Politik machen.“
Über den Bundeshaushalt 2025 gibt es angesichts von fehlenden Milliarden in der Finanzierung der Ministeriumspläne schwierige Verhandlungen in der Bundesregierung. Finanzminister Lindner pocht fest darauf, dass Ressorts Sparvorgaben umsetzen und die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse eingehalten wird. Anfang Juli soll der Haushalt beschlossen werden.
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Sinn einer Schuldenbremse ist stärker umstritten als dargestellt
Aber wie sinnvoll ist die Schuldenbremse überhaupt und warum legen viele Menschen Wert auf ihre Einhaltung? „Wenn eine Wirtschaftskrise eintritt, glauben Politiker und Wähler häufig instinktiv, dass die Regierung – wie ein Privathaushalt – den Gürtel enger schnallen und die Ausgaben kürzen sollte, um die Schulden abzubauen“, schreibt das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). „Leider funktioniert eine derartige Haushaltsumschuldung, wie wir aus einer umfangreichen Literatur mit zeitlich und räumlich analysierten Daten wissen, nur selten. Kurzfristig ist sie mit langsamerem Wirtschaftswachstum und steigender Ungleichheit verbunden.“ Zu diesem Schluss kommt auch der Internationale Währungsfonds.
Ebenso gibt es aus Sicht des WZB kaum oder gar keine Beweise dafür, dass eine hohe Schuldenquote das Wirtschaftswachstum verringert – eher das Gegenteil: Als Beleg dafür führt das Zentrum die Erholung von der Wirtschaftskrise in Folge der Pandemie heran. Während Deutschland an Ausgabeneinsparungen festhielt, folgten die USA einer aggressiven Haushaltspolitik. Laut WZB haben die USA damit im Gegensatz zu Deutschland mit ihrer Sparpolitik Erfolg: Das Wirtschaftswachstum der USA steigt bis 2024 stetig, während Deutschland in der Krise steckt.
Befürworter der Schuldenbremse erkennen das aber nicht an und sehen andere Gründe: „Statt die Schuldenbremse auszutricksen, muss jetzt eine Offensive für den Standort Deutschland kommen“, sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands BDA laut Tagesschau. „Nicht die Schuldenbremse, sondern die hohen Ausgaben und die Reformmüdigkeit sind unser Problem.“ Das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) stimmt dem zu: Es sieht vor allem „die leichtfertige Ausgabenpolitik“ als Zentrum der Finanzierungsprobleme. Laut dem ifo habe die Erfahrung des letzten Jahrzehnts gezeigt, dass die Schuldenbremse wirke. (sek)