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Schauprozess im Straflager
Russisches Gericht verurteilt Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft
Alexej Nawalny ist in Russland bereits verurteilt. Nun verhängt ein Gericht gegen den russischen Oppositionellen eine 19-jährige Freiheitsstrafe.
Update vom 4. August, 16.12 Uhr: Ein Gericht hat gegen den russischen Oppositionellen und Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt. Angeblich soll Alexej Nawalny eine extremistische Organisation gegründet und finanziert haben. Nawalny sitzt bereits wegen angeblichen Betrugs im Straflager. Die Strafe gegen den 47-Jährigen erging in einem international als politische Inszenierung kritisierten Prozess.
Kreml-Kritiker Nawalny drohen bis zu 20 Jahre Straflager
Erstmeldung vom 4. August, 7.38 Uhr: Moskau/Melechowo – Im viel kritisierten neuen Prozess gegen den bereits inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny wird an diesem Freitag (4. August) das Urteil erwartet. Dem 47-Jährigen, der international als politischer Gefangener gilt, drohen vor einem russischen Gericht wegen angeblichem Extremismus insgesamt bis zu 20 Jahre Straflager.
„Es wird eine riesige Haftstrafe werden. Das, was man als ‚stalinistische Haftstrafe‘ bezeichnet“, ließ Nawalny am Donnerstag (3. August) über sein Team in sozialen Netzwerken ausrichten. Unter Sowjetdiktator Josef Stalin waren zu kommunistischen Zeiten sehr lange und harte Strafen üblich.
„Gewissenslose Böse“: Nawalny rechnet mit 18 Jahren Haft
Das neue Urteil gegen ihn diene der gesellschaftlichen Einschüchterung, schrieb Nawalny. Es solle die kritischen Teile der russischen Bevölkerung davon abhalten, sich öffentlich gegen Wladimir Putin und Russlands Krieg in der Ukraine zu stellen. Er bat auch um Solidarität mit politischen Gefangenen. Schon in seinem Schlusswort vor zwei Wochen hatte der Oppositionspolitiker dazu aufgerufen, gegen das „gewissenlose Böse, das sich selbst ‚Staatsmacht der Russischen Föderation‘ nennt“, zu kämpfen.
Seine Unterstützerinnen und Unterstützer kritisieren zudem, dass der neue Prozess nicht vor Gericht, sondern direkt in Nawalnys Strafkolonie im 260 Kilometer von Moskau entfernten Melechowo abgehalten wird. Dort wird er ihren Berichten zufolge durch unmenschliche Haftbedingen und Dauerisolation gefoltert.
Nawalny rechne damit, dass das Gericht sich letztlich in seinem Urteil auf rund 18 Jahre festlegen werde. Seine Sprecherin Kira Jarmysch erklärte auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass damit die Gesamtlänge der Haftdauer gemeint sei; also die neun Jahre Straflager, zu denen Nawalny bereits 2020 verurteilt wurde, mit eingerechnet seien.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs: Hartes Vorgehen gegen Kritikerinnen und Kritiker in Russland
Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler weisen immer wieder auf die angeschlagene Gesundheit Nawalnys hin, der im Sommer 2020 nur knapp einen Nervengiftanschlag überlebte. Nawalny wirft dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB und Präsident Putin vor, hinter dem Mordanschlag vor drei Jahren zu stecken. Der Kreml dementiert das bis heute. Nach einer Behandlung in Deutschland kehrte Nawalny damals in seine Heimat zurück. Noch am Flughafen wurde er festgenommen.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat die russische Führung im eigenen Land Repressionen gegen Kritikerinnen und Kritiker massiv verstärkt. Neben Nawalny sind in russischen Straflagern noch zahlreiche weitere Oppositionelle inhaftiert, die international als politische Gefangene eingestuft werden. Erst vor wenigen Tagen etwa wurde gegen Wladimir Kara-Mursa das harte Urteil von 25 Jahren Straflagerhaft bestätigt. Es ist die bisher höchste Haftstrafe gegen einen Regierungskritiker in Russland. (nak/dpa)