Julian Hessenthaler
Pleite wegen Gerichtskosten: Macher des „Ibiza-Videos“ ist insolvent
Der Macher des „Ibiza-Videos“ ist insolvent – wegen der Gerichtskosten. Der Prozess wegen Drogenbesitzes bescherte Julian Hessenthaler 200.000 Euro Schulden.
Wien – Der Macher des „Ibiza-Videos“ Julian Hessenthaler ist insolvent. Er war es, der 2017 dem damaligen FPÖ-Chef und späteren österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache und dem FPÖ-Generalsekretär Johann Gudenus eine Falle stellte: Mehrere Stunden redeten sie sich auf Ibiza vor versteckter Kamera um Kopf um Kragen – und schlussendlich auch um ihre Ämter. Die schwarz-blaue Regierung unter Sebastian Kurz (ÖVP) platzte. Jetzt hat der Privatdetektiv Julian Hessenthaler Insolvenz angemeldet.
Nach dem „Ibiza-Video“: Julian Hessenthaler häufte 200.000 Euro Schulden an
Es geht nach Angaben des Insolvenzverwalters KVS in Wien um zirka 200.000 Euro Schulden, die Hessenthaler nicht begleichen kann. Laut dem Alpenländischen Kreditorenverband seien die Kosten durch die Gerichtsverfahren entstanden. Hessenthaler könne sie nicht bedienen, weil er gut zwei Jahre im Gefängnis saß.
Verurteilt wurde der „Ibiza-Video“-Macher wegen Kokainhandels. Im März 2021 war der Richterspruch gegen Hessenthaler gefallen. Auf Basis zweier „höchst dubioser“ Zeugen, schrieb Christian Klenk, Chefredakteur der linksliberalen Wochenzeitung Falter, damals. Hessenthaler klagt aktuell beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen das Urteil, da der Oberste Gerichtshof in Österreich seine Berufung ablehnt. Hessenthaler war wegen Drogenbesitzes bereits vorbestraft.
Oligarchen, Auftraggeber – was hinter dem „Ibiza-Video“ steckt
In einer durchzechten Nacht auf Ibiza redeten sich Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache (beide FPÖ) um Kopf und Kragen: Sie sprachen darüber, die Kronenzeitung mit dem Geld einer angeblichen Oligarchin zu kaufen. Hessenthaler hatte sie mit der gefakten Oligarchin als Lockvogel nach Ibiza gelockt. Er spielte das Video dann 2019 der SZ und dem Spiegel zu. „Zack, Zack, Zack“, rief Strache damals, um seinem Wunsch-Umgang mit kritischen Journalisten in der Zeitung Ausdruck zu verleihen. Schlussendlich kostete ihn diese – wie er sagte – „besoffene Geschichte“ das Amt des österreichischen Vizekanzlers. Und die Koalition mit ÖVP platzte. Strache wurde in einem Fall aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Viel einschneidender war das, was vom Video ausging: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelte von dem Video ausgehend hauptsächlich gegen Politiker der konservativen ÖVP und der in Teilen rechtsextremen FPÖ. Wegen der geplatzten Regierung kamen dann auch Chatprotokolle heraus, die insbesondere das Umfeld des Ex-Kanzlers Sebastian Kurz in den schweren Verdacht von Korruption und Vetternwirtschaft rückten. Kurz ist wegen des Verdachts der Falschaussage nun von der WKStA angeklagt worden. Der Prozesse beginnt im Oktober.
Klenk forderte damals einen Freispruch für den „Ibiza-Detektiv“. Denn es gab keinerlei materielle Beweise wie Fingerabdrücke oder Drogen. Das Kokain wurde nie bei Hessenthaler gefunden. Und: Einer der Belastungszeugen habe im Vorfeld des Prozesses noch Zehntausende Euro von einem Lobbyisten des Glücksspielkonzerns Novomatic bekommen.
Affäre um Strache und Kurz – was im Ibiza-Video in voller Länge zu sehen ist
„Die Novomatic zahlt eh alle“: Strache posaunte in Ibiza-Affäre munter drauf los
„Die Novomatic zahlt eh alle“, sagte Strache (FPÖ) 2017 auf Ibiza. Auch der ehemalige UN-Folter-Sonderberichterstatter Manfred Nowak und Amnesty International kritisierten den Prozess scharf als politisch motiviert. Das österreichische Bundeskriminalamt führte damals die Ermittlungen gegen Hessenthaler. Einer der leitenden Beamten, Niko R., schrieb nach dem Rücktritt an Strache: „Lieber HC, ich hoffe auf einen Rücktritt vom Rücktritt.“ Das berichtet der österreichische Standard unter Berufung auf geleakte Chatprotokolle.