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Verdächtige Abwesenheit vom G20-Gipfel

Gerüchte über Chinas Staatschef: Ist Xi Jinping schwer krank?

Seine Abwesenheit vom G20-Gipfel in Indien wirft Fragen auf: Ist Xi Jinping schwer krank? Medienberichte deuten darauf hin, doch Zweifel sind angebracht.

Es war ein Gipfeltreffen, das wohl in die Geschichtsbücher eingehen wird: Am vergangenen Wochenende trafen sich in Neu-Delhi die Staats- und Regierungschefs der G20, der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Von einem „neuen Miteinander von Nord und Süd“ sprach anschließend Bundeskanzler Olaf Scholz, und sogar auf eine gemeinsame Abschlusserklärung konnte sich die äußerst heterogene Staatengruppe einigen. Zwei Staatsoberhäupter aber fehlten, als in Indiens Hauptstadt Geschichte geschrieben wurde: Russlands Präsident Wladimir Putin, der wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine vom Westen geächtet wird – und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping.

Am vergangenen Freitag besuchte Xi Jinping eine Militäreinheit im nordchinesischen Harbin. Den G20-Gipfel am Tag darauf besuchte Chinas Staats- und Parteichef hingegen nicht.

Dass Xi Jinping nicht nach Neu-Delhi fliegen würde, war schon einige Tage vorher bekannt geworden. Am Montag vor dem Gipfel hatte das Außenministerium in Peking erklärt, dass Ministerpräsident Li Qiang „auf Einladung der indischen Regierung“ anstelle von Xi nach Neu-Delhi reisen würde. Warum Xi das Treffen erstmals ausfallen ließ, ließ das Ministerium allerdings offen. Und so schießen derzeit die Spekulationen ins Kraut. Viele vermuteten politische Gründe. Doch es gibt auch andere Gerüchte: Ist Xi Jinping etwa schwer krank und konnte deswegen nicht nach Indien reisen?

Mehrere deutsche Medien jedenfalls kramten zuletzt Berichte aus dem vergangenen Jahr hervor, nach denen Xi Jinping an einem lebensbedrohlichem Aneurysma im Hirn leide. Eine solche krankhafte Erweiterung von Gefäßen kann plötzlich platzen und folglich lebensbedrohlich sein – oder aber auch dauerhaft ohne Auswirkungen bleiben. Möglich ist auch, dass Betroffene Störungen des Sprach-, Seh- oder Hörvermögens entwickeln. Über die angebliche Erkrankung hatte 2022 die indische Nachrichtenagentur ANI berichtet, mehrere Zeitungen griffen die Meldung damals auf. Xi sei Ende 2021 wegen des Aneurysmas im Krankenhaus gewesen, hieß es – eine Operation lehne er aber ab. Stattdessen setze Xi „auf traditionelle chinesische Medizin“, so ANI. Belege für die Behauptungen lieferte die Agentur indes nicht.

Xi Jinping scheint bei guter Gesundheit

Überhaupt scheint Xi Jinping derzeit bei guter Gesundheit: Am Freitag besuchte der Staatschef, der auch Oberbefehlshaber der Volksbefreiungsarmee ist, eine Militäreinheit in Nordchina. Auf Bildern, die Staatsmedien am Sonntag veröffentlichten, wirkte der 70-Jährige jedenfalls so fit wie viele andere Männer in seinem Alter.

Angeheizt werden die aktuellen Spekulationen über Xi Jinping vor allem durch seinen Auftritt beim Brics-Gipfel in Südafrika Ende August. Zwar war Xi wie geplant nach Johannesburg gereist. Seine eigentlich für den 22. August angesetzte Rede auf dem Brics-Wirtschaftsforum ließ Chinas Staatschef allerdings ausfallen; stattdessen schickte er überraschend Handelsminister Wang Wentao vor. Zum Erstaunen vieler Beobachter hieß es dennoch aus Chinas Außenministerium, Xi habe die Rede gehalten. Unklar blieb, warum Xi nicht selbst auftrat – zumal es vor allem China war, das sich für die in Johannesburg beschlossene Erweiterung der Brics um sechs weitere Staaten eingesetzt hatte. Am nächsten Tag nahm Xi indes wieder mehrere Termine wahr.

Chinas Staatsmedien gehen in der Regel sehr vorsichtig mit Informationen über den Gesundheitszustand oder den Aufenthaltsort der Staatsführung um. Bilder wie jene von Bundeskanzler Olaf Scholz mit Augenklappe dürfte man von chinesischen Spitzenpolitikern kaum zu sehen bekommen. Oft wird über Termine, die Xi Jinping wahrgenommen hat, zudem erst mit mehreren Tagen Verzögerung berichtet. Xi ist dann meist bereits zurück in Peking.

Xi Jinping nicht beim G20-Gipfel – dennoch großer Erfolg für Modi

Bereits im September 2012, kurz bevor seinem Aufstieg in Chinas politische Spitzenämter, war Xi für zwei Wochen abgetaucht. Auch damals gab es keine offizielle Erklärung für den Vorgang. Und als Chinas Außenminister Qin Gang Mitte dieses Jahres plötzlich spurlos verschwand, hieß es zunächst nach mehreren Wochen Funkstille, Qin habe seine Termine „aus gesundheitlichen Gründen“ absagen müssen. Dann jedoch wurde Qin aus dem Amt entfernt, ohne jegliche Begründung. Wo sich Qin derzeit aufhält, ist nicht bekannt.

Xi Jinpings Fernbleiben vom G20-Gipfel in Neu-Delhi könnte derweil viele Gründe haben. So befindet sich China seit Jahrzehnten in einem ungelösten Dauerkonflikt mit Indien um die gemeinsame Grenze. Außerdem ist Indien Teil der Quad-Gruppe, eines losen Militärbündnisses, dem noch Australien, Japan und die USA angehören – Staaten, die China derzeit alles andere als freundlich gesonnen sind. Auch dass Indien dem Dalai Lama seit seiner Flucht aus Tibet im Jahr 1959 Exil gewährt, verärgert Peking. Beobachtern zufolge könnte Xi aber auch erzürnt sein, dass Indiens Ministerpräsident Narendra Modi den G20-Gipfel in Präsenz abhielt – während er noch im Juli die Staatschefs der von Peking einst ins Leben gerufenen Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit nur virtuell zum Gipfeltreffen empfing.

Sollte es Xi jedenfalls darum gegangen sein, Modi mit seiner Abwesenheit zu demütigen, dürfte ihm das kaum geglückt sein. Indiens Ministerpräsident verbuchte den Gipfel als großen Erfolg – für sich und für sein Land.

Rubriklistenbild: © Li Gang/Xinhua/Imago

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