Like-Farming auf Facebook
Pärchen mit Down-Syndrom oder Frau im Rollstuhl: Dreiste Betrugsmasche im Netz
Immer wieder werden Fotos von Menschen mit Behinderung missbraucht, um Reaktionen im Netz zu provozieren. Facebook-Nutzer sollten vorsichtig sein, wenn im Zusammenhang mit emotionalen Beiträgen um Likes gebeten wird. Oft sind die Geschichten erfunden und hinter den Posts stecken Betrüger.
Mehrere Hundert Likes erreichen Facebook-Posts mit Fotos, auf dem zum Beispiel zwei Menschen mit Down-Syndrom oder einer Frau, die im Rollstuhl sitzt, zu sehen sind. In den Beschreibungen befinden sich oft rhetorische Fragen mit Ziel, dass unter dem Beitrag in Form von Likes oder Teilen interagiert wird.
So heißt es zum Beispiel unter dem Bild mit dem Pärchen mit Down-Syndrom, dass die beiden ihren ersten Hochzeitstag feiern würden. Und weiter: „Denke, du wirst es nicht teilen, weil wir Down-Syndrom haben.“ Bei dem Bild mit der Frau im Rollstuhl wird erklärt, dass heute ihr Geburtstag sei. Doch „niemand“ teile ihr Foto, weil sie „behindert“ sei. Daraufhin die Frage, ob es jemanden gäbe, der ihr Foto teilen kann.
Weit über tausend Menschen teilen diese Posts, viele kommentieren unter dem Foto. Doch was hat es damit auf sich?
Diese Fotos werden missbräuchlich verbreitet, um Nutzerreaktionen auszulösen. Meist gibt Dutzende weitere Beispiele, in denen die Fotos in anderem Kontext verbreitet werden.
1. Fall: Pärchen mit Down-Syndrom
Der Facebook-Post mit dem Pärchen wurde am 10. April 2023 abgesetzt. In der Beschreibung wird behauptet, an diesem Tag sei der erste Hochzeitstag des Paares. Eine Bilderrückwärtssuche ergibt aber, dass das Bild schon im November 2020 in einem anderen Post verwendet wurde. In dessen Bildunterschrift heißt es, dass es sich um ein maltesisches Paar handelt.
Auf den persönlichen Facebook-Profilen des beiden Personen sind keine Informationen über eine vermeintliche Ehe zu finden, und sie haben auch keinen Text wie den geteilten gepostet.
Das gleiche Foto wurde im Jahr 2022 für einen griechischsprachigen Post verwendet. Damals sollte mit dem Bild angeblich schon der zweite Hochzeitstag gefeiert werden.
2. Fall: Frau im Rollstuhl
Auch hier beweist eine Bilderrückwärtssuche, wie das Foto immer wieder missbräuchlich auf verschiedenen Plattformen verwendet wird. Die Beschreibungen wechseln dabei in Inhalt und Sprache.
Betrüger versuchen, durch Like-Farming an Daten zu gelangen
Diese Posts sind Paradebeispiele für sogenanntes Like-Farming, eine Methode, bei der Betrüger durch besonders aufsehenerregende Posts versuchen, Likes und Shares zu sammeln. Der Zweck ist also immer derselbe und hat in der Regel keinen ernstgemeinten Hintergrund. Die Bilder werden missbraucht.
Zum Teil werden Nutzer beim Like-Farming auch dazu aufgefordert, sich zu registrieren, um etwas zu gewinnen oder ein Angebot in Anspruch zu nehmen. Dabei sollen oft persönliche Daten gestohlen werden.
Andere Varianten können komplexer sein. Oft ist der Beitrag selbst zunächst harmlos - wenn auch völlig frei erfunden. Wenn der Betrüger jedoch genug Likes und Shares gesammelt hat, bearbeitet er den Beitrag und fügt möglicherweise andere Inhalte hinzu, zum Beispiel einen Link zu einer Website, die Malware auf den Computer lädt.
In anderen Fällen entfernen die Betrüger, sobald sie die angestrebte Anzahl von Likes erreicht haben, den ursprünglichen Inhalt der Seite und verwenden ihn, um mit der erschlichenen Reichweite für Spam-Produkte zu werben.
Schon im Jahr 2017 wurde beispielsweise das Foto eines Kindes mit Windpocken missbraucht, um Reaktionen auf Facebook zu sammeln. Der Beitrag, in dem behauptet wurde, der Junge habe Krebs und müsse operiert werden, wurde millionenfach geteilt, obwohl die Geschichte erfunden war. Auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat schon mehrmals solche Methoden durch Faktenchecks enttarnt.
mz
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